Ein hochkarätiges Programm mit heißen Rhythmen brachten die Musiker um Gregor Huebner am Freitag in der Alten Synagoge auf die Bühne. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Heiße Rhythmen mit Gregor Huebners "El Violin Latino" in der Alten Synagoge / Publikum ist begeistert

Von Andrea Maute

Hechingen. Was bringt das Eis an einem kalten Winterabend mehr zum Schmelzen als heiße, lateinamerikanische Rhythmen? Musik, die wie Leidenschaft glüht und wie das Blut in den Adern pulsiert.

Auf Einladung des Kunstvereins verliehen Gregor Huebner und Band diesem Lebensgefühl am Freitag in der Alten Synagoge klangvollen Ausdruck. "El Violin Latino" – das ist nicht nur ein Synonym für Emotionen, die auf eindringliche Weise zu Tage kommen. Es ist eine tief in den jeweiligen Kulturkreisen verwurzelte Tradition, zugleich aber auch Innovation; ein Experiment mit einzigartigem Ausgang.

Das Projekt von Gregor Huebner bündelt argentinische, brasilianische und kubanische Impressionen. Soweit zur musikalischen Theorie. Und doch ist ihm jenseits der charakteristischen Klangkomponenten ein Aspekt zu eigen, der seinen ganz besonderen Charakter ausmacht. Es ist die Poesie, die rhythmische und harmonische Räume öffnet und den musikalischen Genres durch ihre funkensprühende, farbenprächtige Bildsprache Leben einhaucht. Sie ist das Feuer, das in den Augen der Akteure lodert, die auf der Bühne exotische Schauplätze in das unmittelbar Gegenwärtige transformieren.

Wenn Gregor Huebner (violin), Klaus Mueller (piano), Jerome Goldschmidt (congas) und Veit Huebner (bass) in die Tasten greifen und über die Saiten streichen, ist das Ferne ganz nah. Vor ihrem geistigen Auge wohnen die Zuhörer einer religiösen Zeremonie auf Kuba bei, schwelgen beim argentinischen Tango zwischen Lebenslust und Melancholie und erliegen dem Zauber Brasiliens.

Es sind klangvolle Namen wie Astor Piazzolla, der Schöpfer des Tango Nuevo, oder Raul de Souza, ein brasilianischer Jazzmusiker, die die Musik der jeweiligen Länder geprägt haben. Ins Repertoire der Akteure um Gregor Huebner haben deren Stücke ebenso Einzug gefunden, wie Eigenkompositionen des deutschen Geigers mit beachtlicher Vita, der seit 1994 in New York beheimatet ist. In die amerikanische Metropole zog Gregor Huebner einst seine Liebe zum Jazz.

Geiger Gregor Huebner spielte in Latin-Bands in New York

Sehr schnell entdeckte er jedoch seine Leidenschaft für die lateinamerikanischen Clubs, in denen er mit verschiedenen Latin-Bands spielte. Nicht zuletzt diese kulturelle Wechselbeziehung zwischen Latin-Musik und Jazz ist es auch, die den Reiz von "El Violin Latino" ausmacht. Die erdigen, kubanischen Trommelrhythmen von Jerome Goldschmidt paaren sich den sonoren Tönen, die Veit Huebner seinem Kontrabass entlockt. In geradezu halsbrecherischem Tempo bespielt Gregor Huebner seine Geige, zupft bisweilen liebevoll ihre Saiten, lässt sie klagen und jauchzen, während die Finger von Klaus Mueller behände über die Tasten des Pianos wandern.

Das hochkarätige Programm umfasst Kompositionen wie "Llanto de Luna", ein gefühlvoller Bolero aus dem Jahre 1910, "Serenade", aus der Feder von Bobbi Fischer, oder das kubanische "El Huerfanito." Nicht ohne zwei Zugaben entließ das begeisterte Publikum die Musiker am Ende in die Nacht.