Moderne Ideen in altem Gemäuer: In der ehemaligen Arztpraxis neben dem Hechinger Rathaus findet vom 12. Juli an eine außergewöhnliche Kunstausstellung statt. Auf der Fassade wird Renate Scherg Raumstrukturen auftragen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebäude neben Rathaus wird ab Juli Ausstellungsort für zeitgenössische Werke

Von Diana Nägele

Hechingen. In eine ehemalige Arztpraxis zieht zeitgenössische Kunst ein: Das Gebäude am Marktplatz 3 wird zum Kunsthaus. Aktive des Hechinger Kunstvereins organisieren eine Ausstellung, wie sie sonst nur in Großstädten zu finden ist. Am 12. Juli ist Vernissage.

Ursula Buchegger zieht rote Trinkhalmschnipsel auf einen Faden. Das Gebilde, an dem die Künstlerin aus Tübingen arbeitet, erinnert an einen riesigen Kronleuchter. An der Wand befinden sich Schränke, ein Spülbecken – Schubladen mit Aufschriften: "Schwangerschaftstest", "Stuhlproben", "Labortütchen". In 13 Räumen der ehemaligen Arztpraxis wird ab Juli Kunst gezeigt. Die gebürtige Hechingerin Ursula Buchegger hat sich für ihr Werk das alte Labor ausgesucht.

Zusammen mit Allhaidis Hartmann, Hiltraut Repphun und Sabine Wilhelm-Stötzer – alle Mitglieder des Hechinger Kunstvereins – hat sie die Projektgruppe Kunsthaus gegründet. Auf der Suche nach einem Ausstellungsort bekamen sie Unterstützung von der Stadt Hechingen.

Das Haus am Marktplatz fällt wegen seiner Architektur auf. Es ist alt, riesig und im Innern stark verwinkelt. "Jeder soll seine Entdeckungsreise dort beginnen, wo er möchte", empfiehlt Buchegger. Jeder Raum wird von einer anderen Person gestaltet. Mit 200 Quadratmetern bietet das Gebäude 14 Künstlern Platz, mit Klaus Stopper sind fünf davon aus Hechingen. Andere kommen sogar aus Leipzig.

Mit der "trashigen" Atmosphäre bieten die seit längerem leerstehenden Praxisräume eine besondere Atmosphäre. "Kein Raum gleicht dem anderen", versichert Clemens Ottnad, der als Kurator die Ausstellung begleitet. Es werde eine Ausstellung ohne "jeglichen musealen Charakter", "wobei die Hechinger schon gespannt sind, das Gebäude von innen zu sehen", ist Ursula Buchegger aufgrund von Gesprächen überzeugt. Innen wird sich nicht viel verändern. Für einige Künstler macht gerade das den Reiz aus, da sie Überbleibsel mit den Werken verbinden. Doch werden Besucher einige Überraschungen entdecken, etwa den "Blick auf die Burg", sagt Ursula Buchegger mit einem Lächeln und öffnet ein Fenster. Das, was sich dahinter verbirgt ist keinesfalls eine schöne Aussicht, sondern lediglich die Sicht auf eine Backsteinwand.

Manchen Räumen hat Malermeister Wolfgang Bodmer einen neuen Anstrich verpasst. Er hilft auch Renate Scherg bei der Umsetzung ihrer Idee. Sie wird an der Fassade mit rotem Klebeband eckige Formen auftragen.

Mit Zeichnungen, Malerei, Installationen, Video oder Collagen werden ganz unterschiedliche Dinge im Kunsthaus gezeigt. Stefan Kübler ist einer der Künstler, die jetzt schon im Gebäude werkeln. Er malt auf Glas das ab, was er durch die Scheibe sieht. Mehrere Farbschichten, irgendwann sehe er nicht mehr, was er tut, erklärt er. Das sei interessant.

In einem der Räume erhalten Besucher Informationen über die Künstler. Außerdem wird dort ein Katalog über die Ausstellung ausliegen. Und noch eine außergewöhnliche Idee: Es wird eine Tombola aufgebaut, bei der Interessenten Kunstwerke der Aussteller gewinnen können.

u Das Kunsthaus Hechingen ist vom 12. bis 22. Juli geöffnet. Die Vernissage findet am Donnerstag, 12. Juli um 19 Uhr statt.