Jens Kirschner, fristlos gekündigter Ex-Geschäftsführer der Kreisbau, kann mit dem Verhandlungstag am Donnerstag vor dem Verwaltungsgericht zufrieden sein. Beim Gütetermin wurde das Vorgehen der Wohnungsbaugesellschaft bei seiner Kündigung durchaus kritisch hinterfragt. Nun wird vor diesem Hintergrund über eine Entschädigung verhandelt. Foto: Stopper

Bachmann-Mobbing in neuem Licht: Im Prozess mit geschasstem Geschäftsführer Jens Kirschner rät Verwaltungsrichter zu Kompromiss.

Hechingen - Die fristlose Kündigung von Geschäftsführer Jens Kirschner wird teuer für die Kreisbau, das ist der Eindruck, den am Donnerstag der Gütetermin vor dem Verwaltungsgericht Hechingen hinterließ. Schmutzige Wäsche wurde kaum gewaschen – mit einer Ausnahme.

In dem Prozess geht es nur um Geld. Die Kreisbau hat bereits einen neuen Geschäftsführer. Aber Kirschners Vertrag läuft noch bis Januar 2018. Er will nun eine Entschädigung für sein Gehalt, weil er die Kündigung für unwirksam hält.

Eigentlich keine spannende Sache, wären da nicht fragwürdige Vorgänge in der Kreisbau. Nichtöffentliche Informationen wurden nach außen getragen, Joachim Krügers Kandidatur als Geschäftsführer stieß manchen auf, der kommissarische Geschäftsführer Karl-Heinz Bogenschütz trat unvermittelt zurück. Was läuft schief in der Kreisbau? Die Antwort erhoffen sich viele im Prozess. Viel erfuhren sie nicht.

Ein interessantes Detail aber doch: Dass voriges Jahr der Antrag von Hechingens Bürgermeisterin Dorothea Bachmann auf Aufnahme in den Kreisbau-Vorstand abgeblockt wurde, hat der amtierende Kreisbau-Vorstand entschieden. Ein Protokoll war in der Verhandlung gestern Thema. Bisher wurde dies immer Geschäftsführer Jens Kirschner in die Schuhe geschoben. Er hat die Entscheidung zwar vollstreckt, indem er die falsche rechtliche Auskunft gab, Bachmann sei aus formalen Gründen nicht wählbar. Genau dieses Vorgehen war pikanterweise dann später ein Argument, mit dem im Februar diesen Jahres Kirschners fristlose Kündigung begründet wurde.

Nur eine von mehreren Ungereimtheiten, die gestern im Prozess aufgerollt wurden, in dem Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Krüger mit Anwalt Rainer Märklin die Kreisbau vertrat. Jens Kirschner hatte den Stuttgarter Anwalt Andreas Fandrich dabei.

Über eine halbe Stunde redete zunächst Richter Thomas Seifer den Konfliktparteien ins Gewissen, Gefühle außen vor zu lassen und mit Vernunft eine Kompromisslösung auszuhandeln. Ein Prozess sei teuer, daure lange und sein Ergebnis sei offen. Eines machte er auch deutlich: Aus der reinen Aktenlage ergebe sich für ihn nicht, weshalb Kirschner und die Kreisbau so verfeindet sind. Eine Abfindung für Kirschner und im Gegenzug keine rufschädigende Demontage durch die fristlose Kündigung, das hätte er vernünftiger gefunden. Mehrfach äußerte der Richter seinen Eindruck: "Es muss etwas geben, was hier dahintersteckt, was nicht in der Akte drin steht".

Dann gab er den beiden Konfliktparteien einen Eindruck davon, wie er vorläufig die rechtliche Lage beurteilt. Und das sieht für die Kreisbau gar nicht gut aus. Allein schon aus formalen Gründen könnte die fristlose Kündigung ungültig sein. Zum einen wurde sie von der Mitgliederversammlung beschlossen, nach aktueller Rechtslage entspricht dies wahrscheinlich nicht dem Gesetz. Dann wurden Verfehlungen, die schon in einer Abmahnung angesprochen wurden, als Kündigungsgründe herangezogen. Und ob die Kündigungsgründe ausreichen, das sei sicher eine "Gratwanderung", so der Richter. Sein Vorschlag. Kirschner kriegt die Hälfte des ausstehenden Gehalts als Entschädigung. Kirschners Anwalt fordert deutlich mehr. Er sehe die Erfolgschancen im Prozess wesentlich besser als "Fifty-Fifty". Beide Seiten wollen nun noch einmal über die Abfindung verhandeln. Der Prozess wurde dafür unterbrochen. Gut möglich, dass man sich nun friedlich einigt. Wer auf weitere pikante Kreisbau-Details neugierig ist, wäre dann weiterhin auf Mutmaßungen und Gerüchte angewiesen.