Heimatgeschichte: Ausstellung beschäftigt sich mit dem Wirken der evangelischen Kirche

Mit der Ökumene ist es wie mit dem Senfkorn. Sie musste erst wachsen, um Früchte zu tragen. Die Wanderausstellung "Evangelisch in Hohenzollern" befasst sich mit einer Zeit, in der der Gegensatz zwischen den Konfessionen viel ausgeprägter war.

Hechingen. Ein Jubiläum ist stets auch ein Anlass, um Zwischenbilanz zu ziehen. Im Jahr des Reformationsjubiläums ist die Frage, die der evangelische Pfarrer Herbert Würth bei der Ausstellungseröffnung am Dienstag in den Raum stellte, deshalb eine ebenso interessante wie berechtigte: "Evangelisch in Hohenzollern – wie sagen wir das und wie wird das gehört?"

Seit der Einweihung der evangelischen Johanneskirche in Hechingen vor 160 Jahren dürfe man dies durchaus selbstbewusst äußern; sei man doch Teil eines lebendigen Miteinanders. Ob das, ein halbes Jahrtausend nach der Reformation, nicht "anbiedernd", vielleicht sogar "rückwärtsgewandt" klinge? Beides konnte Herbert Würth klar vereinen.

Denn die evangelische Kirche, so betonte er, habe kräftig mitgestaltet und die Gesellschaft mitgeprägt. Bleibt zum Schluss die Frage nach einer potenziellen "Abgrenzung." Auch hinter dieser stehe ein deutliches Nein, denn ökumenische Veranstaltungen würden im Jubiläumsjahr großen Raum einnehmen.

"Ökumene ist keine Kür, wenn alles andere getan ist, sondern Pflicht", betonte der Pfarrer, um "Evangelisch in Hohenzollern" folgerichtig mit Zuversicht zu sagen. Der Grund dafür? Viele aktive Menschen, die Teil der Kirche sind und ihr Leben einhauchen. Dies erfülle ihn mit Dankbarkeit, so Würth. Spannend bleibe, wohin es mit den Protestanten in Hohenzollern künftig gehe. Doch das ist Zukunftsmusik.

Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen führt in die Ausstellung ein

Auf ihre Geschichte blickt indes die Wanderausstellung zurück, in die der Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen, Volker Trugenberger, einführte. Sehr stark historisch geprägt, beleuchtet diese auf 22 Bannern die Anfänge bis hin zur Eingliederung in die Evangelische Landeskirche im Jahre 1950.

Auf der Suche nach Exponaten haben die Initiatoren vom Evangelischen Kirchenbezirk Balingen und dem Staatsarchiv Sigmaringen die Kirchengemeinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen und Sigmaringen besucht – und sind fündig geworden. In Dettingen ist Volker Trugenberger auf eine Luther-Statue aus Gips gestoßen.

Eine Fotografie von ihr ist ebenso in der Ausstellung zu sehen, wie etwa eine Altarbibel – ein mit einer persönlichen Widmung verbundenes Geschenk Kaiser Wilhelms II. Viele der gezeigten Stücke stammen auch aus den Beständen des Hohenzollerischen Landesmuseums, in dem, wie Trugenberger erklärte, "tolle Schätze schlummern." Luther selbst ist, so der Experte, nie nach Hohenzollern gekommen.

Auch habe seine Lehre nicht nachhaltig Einzug in diese Territorien gefunden, was daran lag, dass die Landesherren, die die Konfession ihrer Untertanen bestimmen durften, streng altgläubig waren. Seit dem 18. Jahrhundert sei die Obrigkeit gegenüber anderen Konfessionen zwar toleranter geworden, "Abgrenzung, wenn nicht gar Konfrontation zwischen den Konfessionen" habe es jedoch nach wie vor gegeben. Umso schöner sei es, dass sich das konfessionelle Selbstverständnis im Laufe der Zeit gewandelt habe und die Ökumene so gut klappe, betonte Trugenberger.

Zu sehen ist die Wanderausstellung im Hohenzollerischen Landesmuseum noch bis zum 28. Mai, jeweils mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr.