Jahresausstellung des Kunstvereins im Hechinger Rathaus zeigt das Motto "Ruhestörung" in vielen Facetten
Hechingen. Wenn Kunst die Ruhe stört, kann das auch ganz leise geschehen. Die Jahresausstellung des Hechinger Kunstvereins mit dem Motto "Ruhestörung", die derzeit im Hechinger Rathaus zu sehen ist, zeigt das deutlich.
Neu ist in diesem Jahr, dass die Ausstellung samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet ist. Zu dieser Uhrzeit ist auch Markt vor dem Rathaus. Da am Samstagvormittag oft etwas wenig in der Hechinger Oberstadt los ist, will der Kunstverein mit dieser Öffnungszeit zur positiven Ruhestörung beitragen.
Wer sich im Rathaus die Werke der etwa 30 Künstler betrachtet, die dort ausstellen, wird viele bekannte Namen der regionalen Kunstszene finden. Aus der Norm fallende "Ruhestörungen" allerdings fehlen eher, vielleicht einmal abgesehen von einer Hühnerkopf-Installation im obersten Rathaus-Geschoss, die dem in Marmor gemeißelten Reichsadler buchstäblich zu Leibe rückt. Der Staatsadler scheint von so viel volkstümlicher Nähe etwas angewidert zu schauen, aber das kann auch Einbildung sein.
Bei den anderen Werken findet man beim genauen Hinsehen dann schon erhebliche Ruhestörungen. Etwa in den großen Tuschebildern von Judith Lenz, die offensichtlich autobiografische Erfahrungen beim Umbau eines alten Gebäudes thematisiert, oder in einer kleinen, durch Kurbel antreibbaren Plastik von Hasso Bernau, die den Betrachter eine voyeuristische Schrecksekunde beschert.
Dass Matthias Bumiller einen Jüngling auf unsichtbarer Flöte musizieren lässt, dass Hans-Jürgen Kleiner die Video-Internetplattform Youtube ironisierend zu Stein erstarren lässt, dass Bernhard Schlude richtige und wohl auch noch lebendige Schmetterlingspuppen ausstellt, die gerade ihrem Schlüpfen entgegenträumen, dass Christa Hobohm mittlerweile sehr wild malt, Dominique Rebourgeon mit Ölfarbe Meereswellen auftürmt und dass Sabine Wilhelm Stötzer Ohrstöpsel unter eine Glaskuppel zur Geltung bringt – das alles lässt sich ohne weiteres auch noch dem Thema zuordnen.
Dann aber gibt es auch noch viele abstraktere oder einfach nur schöne Bilder. Aber auch die Schönheit kann ja die innere Ruhe stören, indem sie beispielsweise Kauflust weckt. Eine Preisliste liegt im Rathaus aus.
