Viel Potenzial, aber auch viel Arbeit, es zu entfalten: Hechingen ist mit seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende, hofft nicht nur Jörg Stötzer. Foto: Stopper

Renommierter Planer Jörg Stötzer zeigt Stärken und Schwächen auf. Hechingen braucht langen Atem.

Hechingen - Zwei Tipps für Hechingen vom Planungsprofi Jörg Stötzer: Die Stadt braucht dringend ein übergreifendes Konzept. Und eine Leitlinie könnte sein, Wohnraum für junge Familien in der Innenstadt zu schaffen.

Viele Städte und Parkanlagen tragen die Handschrift des bekannten Landschaftsarchitekten mit Wohnsitz in Hechingen. Um den brandgeschädigten Kunstverein zu unterstützen, hielt er am Mittwoch in der Villa Eugenia einen Benefiz-Vortrag, in dem er Schwächen und Stärken der Stadt analysierte und grobe Ideen entwickelte, was zu tun wäre.

Zunächst die bittere Pille für Hechinger: Der Blick nach Balingen. Über mehr als 35 Jahre hinweg habe die einst desolat wirkende Stadt ein Entwicklungskonzept "kontinuierlich durchgezogen. Und heute wundere man sich fast, wie gut das geklappt habe. Erste Erkenntnis also: Man braucht einen langen Atem, um eine Stadt umzubauen.

Zweite Erkenntnis, die er mit Davor-Danach-Fotos von Nagold belegte: Man kann hässliche Ecken einer Stadt schön machen. In Nagold lag ein von Stötzer ausgearbeitetes Konzept zehn Jahre in der Schublade, wurde dann aufgegriffen und über zehn Jahre verfolgt. Am Ende stand die Große Gartenschau.

Dritte Erkenntnis: "Vom Prinzip ist Hechingen toll", so Jörg Stötzer. Die Lage am Hang, die Struktur aus Ober- und Unterstadt. Er zeigte Fotos, auf denen die geschwungene Straßen, grünen Ortseingänge, idyllischen Plätzchen, schöne Häuser und die für die Unterstadt prägenden Wasserläufe zeigte. Oft aber eben verstellt durch Autos, vernachlässigte Häuser, fehlende Atmosphäre auf Plätzen.

Hier sei in erster Linie die Stadt gefragt, die Sanierungsprojekte vorantreiben müsse, die auch Vorgaben für die Gebäudegestaltung machen müsse. "Es kann nicht sein, dass man mitten in der Stadt mit dem letzten Geld ein altes Haus kauft und mit Baumarkt-Elementen gestaltet", so Stötzer. Das Stadtbild, das hier entstehe, entscheide darüber, ob die Allgemeinheit den öffentlichen Raum genieße.

Allerdings sind auch die Einwohner gefragt, wie Jörg Stötzer am Beispiel von Haigerloch zeigte. Die Innenstadtsanierung sei erst in Schwung gekommen, als eine Frau die Initiative ergriff und zwei Häuser renovierte. Plötzlich zogen viele nach. Wohin das in Hechingen führen könnte: Die Stadt durch geeignete Wohnungen für junge Familien attraktiv machen, schlug er vor. Dazu gehöre eben auch der öffentlich inspirierte Bau geeigneten Wohraums.

Und dann noch eine Erkenntnis: Hechingen wird stellenweise überwuchert. Das Grün in der Stadt – und da zählte Jörg Stötzer ausdrücklich den Fürstengarten dazu – sei keine wilde Natur, "das muss gestaltet werden, so dass die Stadtstruktur erkennbar bleibt." Auslichten müsse man im Fürstengarten, teilweise aber auch bei der Johannesbrücke, gab er Beispiele. Wer am Bahnhof ankomme, könne den an sich tollen Ausblick auf die Stadt gar nicht genießen, weil da Büsche im Weg stehen. Gelobt wurde von ihm dann noch der Starzelpark.

Ein fertiges Konzept für Hechingen konnte und wollte Jörg Stötzer an diesem Abend nicht liefern. So etwas erfordert langwierige Arbeit von Profi-Planern und kostet deshalb auch richtig Geld. Dass Hechingen trotzdem so einen Plan in Auftrag geben sollte, das war der eindeutige Eindruck, den man von diesem Abend mit nach Haus nehmen konnte.