Dreht im Herbst unter anderem in Hechingen einen Kinofilm: Hannes Stöhr, Berliner Regisseur mit Sickinger Wurzeln, war gestern zu Vorbereitungen in der Zollernstadt. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Hannes Stöhr beginnt im Herbst mit Dreharbeiten / Schultheiß spielt Patriarch

Von Klaus Stopper

Hechingen. Kinofilm vor Hechinger Kulisse, Autos mit HCH-Kennzeichen, "Tatort"-Kommissarin Ulrike Folkerts diskutiert mit schwäbelnden Lindenhof-Mimen, betrunkene Chinesen torkeln über den Marktplatz – all das macht Hannes Stöhr möglich.

Gestern war der Berliner Regisseur mit Sickinger Wurzeln für Vorbereitungsarbeiten in Hechingen. Wie berichtet, dreht er hier von Herbst an den Kinofilm "Bogenschütz & Chong". In etwa einem Jahr kommt er in die Kinos, und weil Bayerischer Rundfunk und Arte mitfinanzieren, kommt der Streifen später auch ins Fernsehen.

Hechinger dürfen sich besonders freuen, denn ihre Stadt und die idyllische Landschaft um den Zoller ist Kulisse für viele Szenen. Dreifürstenstein, Mariazell, Burg – das wird im Film bewusst in Kontrast gesetzt zur Wolkenkratzer-Metropole Shanghai.

Der Bezug zur eigenen Heimat hat Hannes Stöhr an diesem Projekt gereizt. "Jeder Film braucht eine Identifikation", sagt er. Hier sei es die Heimat, die viele Deutsche kennen: Kleinstädte, geprägt von mittelständischen Firmen, die von kernigen Unternehmern nach dem Zweiten Weltkrieg zu Weltgeltung geführt wurden. Und es ist auch seine eigene Heimat. "Deshalb haben die Autos im Film auch HCH-Kennzeichen", sagt er und lächelt.

Hechingen steht exemplarisch für viele Orte in Deutschland. Die Geschichte erzählt von einem Familienbetrieb für Textilmaschinen in Zeiten der Globalisierung, von einem Wirtschaftswunder-Patriarchen (gespielt von Walter Schultheiß) und von seinen Kindern (gespielt von Ulrike Folkerts sowie Inka Friedrich, Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer und Christoph Bach). Der Vater wirft ihnen vor, sein Lebenswerk zu verraten. "Für mich sind das alles Helden", sagt Stöhr über die Unternehmerfamilie, die die Schauspieler darstellen: "Firmenchefs, die persönlich haften, die auf eigenes Risiko ihre Entscheidungen treffen müssen".

Die Geschichte soll authentisch wirken, deshalb reden die Schwaben im Film auch schwäbisch. Die Story hat er mit mehreren Textilunternehmern aus der Region durchgesprochen. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sei das im Film geschilderte Szenario durchaus realistisch, haben sie ihm bestätigt.

Der Film wird eine Tragikomödie in Zeiten der Globalisierung sein, "wobei ich aber nicht die gelbe Gefahr an die Wand male", so Hannes Stöhr. Die Chinesen wollten in seinem Film die deutsche Firma nicht platt machen, sondern als Europa-Stützpunkt aufbauen. Ihre Gründerzeit- Dynamik sei einschüchternd und faszinierend.

"Mich interessiert der Umbruch, der hier stattfindet", erklärt Stöhr. Menschen, wie der von Walter Schultheiß gespielte Firmengründer, finde man immer seltener. Viele seien schon gestorben. Aber sie hätten eine ganze Epoche geprägt: "Die haben im Krieg in Russland gekämpft, dann hier aus kleinsten Anfängen wieder alles aufgebaut". Der Film wird auch ein Denkmal für sie in bewegten Bildern.