Ein Podium und viele Zuhörer: In der Hechinger Stadthalle Museum informierten Vertreter des Landes, des Landkreises und der Stadt Hechingen über die Notaufnahmestelle für Flüchtlinge in Hechingen. Foto: Maier

Neue Übergangs-Flüchtlingsunterkunft: Einwohner reagieren hilfsbereit, konstruktiv, teilweise aber auch ängstlich und misstrauisch.

Hechingen - Die ersten Notaufnahme-Flüchtlinge sind in Hechingen, und die Einwohner reagieren hilfsbereit, konstruktiv, teilweise aber auch ängstlich und misstrauisch – das ist das Stimmungsbild, das sich am Mittwoch im Bürgerinformationsabend in der Hechinger Stadthalle abzeichnete.

Etwa 250 Besucher waren gekommen, und sie wurden zunächst eingehend informiert. In Hechingen werden ausschließlich junge, alleine reisende Männer einquartiert, die hier etwa zwei Wochen warten, bis sie auf die Landkreise verteilt werden. Alle sind medizinisch untersucht, haben also keine ansteckenden Krankheiten. Überwiegend kommen sie aus Syrien und dem Iran. Und es ist niemand dabei, für den der Ramadan wichtig ist, weil hier die entsprechenden Speisevorschriften nicht eingehalten werden können.

Ein Sicherheitsdienst wird im Heim rund um die Uhr für Sicherheit sorgen. Ausgangsbeschränkungen gibt es nicht, aber wer nach 22 Uhr unterwegs ist, wird registriert. Notwendig ist die Unterbringung in Hechingen, weil Meßstetten – ursprünglich für 500 Personen ausgelegt – jetzt mit über 1500 Personen überquillt.

Dann durften die Besucher Fragen stellen und Bemerkungen machen. Eine davon: Bleibt es dabei, dass diese Übergangslösung nur bis September bestehen bleibt? Hier gab es eine klare Garantie von Ministerialdirektor Wolf-Dietrich Hammann vom integrationsministerium: "Wir halten unsere Verspechen ein."

Weitere Frage: Wieso kommen nur junge Männer nach Hechingen und nicht Familien, wie zunächst versprochen? Hier antwortete Frank Maier, Leiter der Erstaufnahmestelle in Meßstetten: Nach Hechingen kommen Personen, die vorher in Meßstetten untersucht und registriert wurden, und die nur noch wenige Tage die Zeit überbrücken, bis sie längerfristige Unterkünfte in anderen Einrichtungen erhalten. Die Familien bleiben diese Zeit in Meßstetten, die Männer könnten mehrere Umzüge besser verkraften. Außerdem sei es für Hechingen viel schwieriger, Kinderbetreuung zu schaffen.

Das mit den jungen Männern habe auch sie "erst nicht begeistert", erklärte Hechingens Bürgermeisterin Dorothea Bachmann, aber das Gespräch mit Frank Maier habe sie dann überzeugt. Sie wurde von Wolf-Dietrich Hamman gelobt dafür, dass sie sich am Donnerstag spontan bereit erklärt hat, Flüchtlingen in Hechingen aufzunehmen. Man sei in einer wirklichen Notlage gewesen. Da stimmte auch Landrat Günther-Martin Pauli ein. Und er versicherte, dass alles getan wird, hier geordnete Verhältnisse zu wahren. Die Unterkunft werde strikt von den Arztpraxen getrennt, habe ein eigenes Treppenhaus. Rita Ziebach, die als Kinderärztin dort praktiziert, stimmte ihm wohl auch im Namen der anderen Mediziner dort zu. Der ganze Ablauf in den vergangenen Tagen sei sehr professionell verlaufen, "wird haben daraus Vertrauen gewonnen, dass das hier gut ablaufen wird, und wir sehen das nun sogar positiv."

In diese Sicht stimmten mehrere Bürger mit ein, die sich zu Wort meldeten. Es wird wohl ehrenamtliche Betreuer geben, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Unter anderem der Hechinger Arbeitskreis Asyl, vertreten durch Almut Petersen, und die Kirchen mit den Pfarrern Gabriel Maiwald und Horst Jungbauer meldeten Bereitschaft.

Etwas schwieriger sieht es beim Roten Kreuz aus. Kreissozialleiterin Natalie Hahn appellierte, sie brauche noch dringend Helfer, die bei der Essenausausgabe helfen und sie mahnte auch an, ein Budget für Ehrenamtliche bereitzustellen, damit kleine Aktivitäten mit den Flüchtlingen nicht aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Wolf-Dietrich Hamman sagte zu, sich hierfür einzusetzen.

Etwas zögerlich meldetensich dann aber auch Stimmen zu Wort, die Ängste vor den Asylbewerbern äußerten. Es seien junge Männer, da müsse man auch mit Problemen rechnen. Wie den die Einwohner davor gesichter würden? Dass es an anderen Flüchtlingsheim-Standorten Probleme gebe, werde heruntergespielt, wurde behauptet.

Antwort von Wolf-Dietrich Hammann, ehemals baden-württembergischer Polizeipräsident: Die Kriminalitätsrate von Flüchtlingen entspreche ziemlich genau der des deutschen Durchschnitts. Es werde aber trotzdem sicher mehr Polizeistreifen in dem Gebiet geben. "Eine Vollkasko-Sicherheit können wir natürlich nicht bieten", ergänzte aber Landrat Pauli, "aber wir machen alles, um die Probleme möglichst zu lösen."

An Pauli richtete sich dann ein Vorwurd, der zunächst viel Applaus erhielt: In Hechingen habe man erst die Klinik geschlossen, jetzt würden dort Asylbewerber einquartiert. Christoph Heneka, Hechinger Einwohner und als Dezernent im Landratsamt für Liegenschaften, zählte dann auf, wie viele Millionen der Landkreis in Hechingen in Schulen und auch in die Umgestaltung des ehemaligen Klinikgeländes investiert hat und auch noch weiter investieren will. Auch er erhielt daraufhin viel Beifall.