Das Gebäude Münzgasse 2 kommt morgen, Dienstag, um 9 Uhr im Sitzungssaal 2 des Hechinger Amtsgerichts unter den Hammer. Foto: Stopper

Zwangsversteigerung: Gebäude am Münzparkdeck und an Schloßstraße sind Thema vor Amtsgericht.

Hechingen - Löst sich nun eine der Blockaden für die Entwicklung der Hechinger Innenstadt?Morgen, Dienstag, sollen zwei Gebäude in der Altstadt zwangsversteigert werden. Das könnte auch auf die Hofapotheke am Marktplatz Auswirkungen haben.

Das Gebäude Münzgasse 2 kommt morgen um 9 Uhr im Sitzungssaal 2 des Hechinger Amtsgerichts unter den Hammer. Das große markante Gebäude direkt am Münzparkdeck wurde vor einigen Jahren von der Familie Piccinni gekauft. Es steht schon länger leer und verfällt. Nach offizieller Beschreibung ist es marode und muss abgerissen werden. Wegen der Innenstadtlage ist der Verkehrswert dennoch auf 62 000 Euro festgelegt.

Das zweite Gebäude mit der Adresse Schloßstraße 9, ein Wohnhaus mit Schaufenstergeschäft im Erdgeschoss, soll um 11 Uhr versteigert werden. Das Geschäft steht ebenfalls leer, auch hier ist die Familie Piccinni Eigentümerin. Das Haus wird als "sanierungsbedürftig" beschrieben. Verkehrswert: 87 000 Euro.

Ob die Zwangsversteigerung glatt über die Bühne geht? Heftigen Widerstand hat Nestor Piccinni angekündigt. In einem längeren Schriftwechsel mit unserer Zeitung hat er seine Sicht der Dinge dargelegt. Im Kern geht es dabei um die Hofapotheke am Marktplatz, die seit einem Großbrand 2012 nicht mehr nutzbar ist. Piccinni ist überzeugt, dass er von der Sparkassen-Versicherung in Tübingen eine erhebliche Versicherungssumme erhalten müsste, die sogar den Mietausfall für das Gebäude einschließt. Nicht die Sparkasse habe Forderungen gegen ihn, sondern er müsse von der Sparkasse Geld kriegen, ist er überzeugt.

Es geht um Vertragsunterlagen, die seiner Ansicht nach fehlen, unvollständige Beratung und eine fehlerhafte Versicherung des Gebäudes – für Laien eine kaum druchdringbare juristische Auseinandersetzung, die durch die Einschaltung italienischer Gerichte noch komplexer wurde.

Was das mit den beiden Gebäuden zu tun hat, die morgen versteigert werden sollen, erklärt Nestor Piccinni allerdings nicht. Fakt ist aber, dass die Tübinger Sparkasse überzeugt ist, dass ihre Forderungen rechtmäßig bestehen, und dass sie sich das Geld auf diese Weile holen will.

Nestor Piccinni sieht das natürlich nicht so, und ob er die morgige Zwangsversteigerung noch in letzter Minute verhindern wird, ist nicht abzuschätzen. Er habe überlegt, ob er hier nicht den Weg einer Zivilklage über italienische Gerichte einschlagen soll, schrieb er. Ob das die Zwangsversteigerung noch stoppen kann, wird man morgen sehen.

Bedeutsam für die Stadt ist der weitere Verlauf nicht nur deshalb, weil die Gebäude an der Münzgasse und an der Schloßstraße zur Kernstadt gehören. Aus dem Verlauf der Versteigerung darf man wohl auch einen Fingerzeig erwarten, wie es mit der Hofapotheke weitergeht, die zentral das Erscheinungsbild des Marktplatzes prägt. Dem Vernehmen nach wird auch hier eine Zwangsversteigerung angestrebt. Das Problem soll hier aber noch die Festlegung des Verkehrswerts sein.

Sollten die Gebäude morgen tatsächlich rechtsgültig zwangsversteigert werden, dann hätten sie neue Eigentümer, und der komplexe juristische Streit zwischen Piccinni und Sparkasse wäre fortan eine rein Privatangelegenheit zwischen den Kontrahenten.

Interessant dürfte auch sein, ob die Stadt morgen selbst mitbietet. Beim Gebäude neben dem Gasthaus Fecker hat sie sich vor zwei Jahren den Zuschlag gesichert, um Einfluss auf die künftige Entwicklung zu haben. Auch die Brandruine in der Rabengasse verschwand erst, nachdem die Stadt als Käuferin auftrat.