Der Künstler Dietmar Schönherr steht vor seinen Kunstwerken in der neu eröffneten Galerie. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Dietmar Schönherr eröffnet feierlich seine neue Galerie / Zahlreiche Besucher kommen

"Augenmaß" – so lautet der Titel eines der Bilder von Dietmar Schönherr. Eben jenes hat er auch bei der Einrichtung seiner neuen Galerie bewiesen. Werke und Interieur bilden eine stimmungsvolle Symbiose.

Hechingen. Samstagabend in der Goldschmiedstraße in Hechingen: Aus dem Schaufenster des historischen Fachwerkgebäudes, in dem lange Jahre der Weltladen beheimatet war, dringt helles Licht. Die meisten Gäste verweilen hier einen Moment und riskieren einen neugierigen Blick, bevor sie eintreten. Drinnen werden sie von den Akkordeonmelodien von Peter Barth empfangen. Es ist der Tag, an dem Dietmar Schönherr feierlich seine neue Galerie eröffnet und an dem Besucher erstmals die Gelegenheit haben, zu sehen, was nach längerer Renovierungs- und Vorbereitungszeit entstanden ist. Unwillkürlich lässt man die Augen auf Entdeckungsreise gehen, sie über die Szenerie schweifen. Die Ausstattung besticht durch eine Schlichtheit, die Eleganz ausstrahlt.

Details wie ein antiker Stuhl, gelbe Rosen in Glasvasen oder die auf den Holzbänken drapierten Kissen setzen stimmungsvolle Akzente. Nimmt man auf den Bänken Platz, wird der Blick an die von Fachwerk durchzogene Wand gelenkt. Allenthalben ist es spürbar: Dieses ganz besondere Flair, das Gebäude ausstrahlen, die Jahrhunderte überdauert haben.

Doch nicht nur sie könnten erzählen, sondern vor allem die Bilder, die in diesem Ambiente, an diesen Wänden ihre volle Wirkung entfalten. Betrachtet man sie, kommt der Blick postwendend zurück – intensiv, geradezu fesselnd. Aus Augen, die wie Glasperlen wirken. Strahlend und lebendig. Durch den Raum, in dem Peter Barth auf seinem Akkordeon spielt und Hans-Jürgen Kleiner bereits am Nachmittag zur Gitarre gegriffen hat, gelangt man in ein weiteres Zimmer. "Ahnengalerie" nennt es Dietmar Schönherr. Dort hängen Werke mit Köpfen von Frauen und Männern unterschiedlichen Alters, die aus verschieden Ländern stammen. "Jeder ist ein Fremder – fast überall", lautet der Titel der Serie. Und auch hier bietet sich wieder dasselbe stimmungsvolles Bild: Unter dem Werk, das eine Afrikanerin zeigt, steht ein Palmfarn, das in der "Ahnengalerie" überwintern darf, die Lampe aus den 50er Jahren harmoniert perfekt mit dem Farbton der Sessel.

Schwerpunkte der Malerei von Dietmar Schönherr sind Köpfe und Körper, die teils skurril, verfremdet, expressiv und surreal erscheinen. Oft sind es Köpfe von Frauen und Männern, die sich lieben, suchen, sich nahe sind und innerlich doch weit weg. Die sich fremd sind oder entfremdet haben – gefangen in Beziehungen, Konventionen oder der eigenen Fantasie.

Junge Künstler sollen ausstellen: Zum Auftakt gibt es Fotografien

In seiner neuen Galerie in der Goldschmiedstraße 22 will Schönherr jedoch nicht nur seine eigenen Exponate präsentieren. Vielmehr möchte er auch jungen Künstlern ein Forum bieten, ihre Werke der Öffentlichkeit vorzustellen und ihnen Hilfestellung geben. Den Anfang macht am fünften Januar der junge Fotograf Bartosch-Matthias Kaletha, der mit Fotografien von der Burg Hohenzollern und fantasievollen Porträts vertreten sein wird. Zunächst möchte Schönherr nach längerer Zeit aber endlich selbst mal wieder zum Pinsel greifen. Gemalt wurde in den Wochen vor der Eröffnung zwar auch, erzählt er augenzwinkernd. Allerdings nicht auf Leinwand, sondern nur an den Wänden.