Almut Grytzmann war mit einer szenischen Lesung zu Gast in der Stadthalle Museum. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

"Biedermann und die Brandstifter" überzeugt als szenische Lesung in der Stadthalle

Von Willy Beyer

Hechingen. "Biedermann und die Brandstifter" ist ein Klassiker unter den Theaterstücken. In einer Szenischen Lesung brachte Almut Grytzmann das Werk von Max Frisch am Donnerstag auf die Bühne der Stadthalle Museum.

Die Schauspielerin, Tänzerin und Musical-Sängerin Almut Grytzmann schilderte vor Beginn ihrer Lesung die Biografie des Schweizer Autors. Das Stück um den biederen Haarwasserfabrikanten, der nicht wahr haben will, dass die beiden Männer, denen er eine Herberge gibt, sein Haus abfackeln wollen, sei von der Entstehungsgeschichte ein Racheakt des Erfolgsautors, sagte sie. Frisch wollte in dem zunächst als Hörspiel konzipierte Werk mit einem Haarwasserfabrikanten abrechnen, der ihm als Architekt schwere Mängel am Bau seines Hauses vorgeworfen hatte.

Die Schauspielerin schlüpfte bei der Szenischen Lesung blitzschnell in die verschiedenen Rollen, wobei sie mit Mimik und Gestik, mit Artikulations- und Stimmverstellkunst den Charakteren im Spiel ein (imaginäres) Gesicht gab. Die Geister, die ich rief, oder wie verhindert man ein schlechtes Gewissen? Gottlieb Biedermann ist eine egoistisch-fantasielose Mitläufergestalt, der sich über alles beschwert, aber letztlich unfähig ist, klar Stellung zu nehmen.

Außerdem ist er ein Meister der (inneren) Verleugnung. Unangenehme Tatsachen, will er nicht wahrnehmen, er verbannt sie sogar völlig aus dem Bewusstsein. Das gilt für die Nöte seines treuen Mitarbeiters, der sich ob seiner Ignoranz in Sachen Abfindung offenbar umbringt und erst recht für die Gefahr, die von seinen Besuchern ausgeht.