Der Edeka-Laden gehört seit 100 Jahren in Stetten zum täglichen Leben. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Von der Bäckerei zum Lebensmittelladen: Der Edeka-Laden Gieray hat seit 100 Jahren einen festen Platz im Ort

Von Franz Buckenmaier

Hechingen-Stetten. Die kleinen Lebensmittelläden sind mittlerweile in vielen Ortschaften fast ausgestorben – nicht aber in Stetten. Der kleine Edeka-Laden Gieray ist seit 100 Jahren eine feste Instanz im Ort.

Die Geschichte der Firma Gieray – im Volksmund bekannt als "D’r Bäck" – begann im Jahre 1914, als Wilhelm Gieray und seine Ehefrau Ottilie, geborene Hummel, die Bäckerei Dürr in einem Bauernhaus an der Hechingerstraße in Stetten erwarben.

Nach dem Umbau eröffnete das Ehepaar Gieray im Juni 1914 eine Bäckerei und Mehlhandlung. Als kurz danach der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Wilhelm Gieray zum Militärdienst eingezogen und so musste die Ehefrau Ottilie Gieray, die im Jahre 1915 eine Tochter bekommen hatte, zusammen mit ihrer Schwägerin Anna Gieray die Bäckerei allein in den vier Kriegsjahren weiter betreiben.

Im November 1918 erlag Ottilie Gieray am 18. November einer Grippe. Der Ehemann Wilhelm Gieray erfuhr vom Tod seiner Ehefrau erst, als er 1918 kurz nach ihrem Tod aus dem Kriegsdienst zurückkehrte und auf dem Heimweg von seinem Freund Konrad Hauser abgefangen wurde. Er überbrachte ihm die traurige Nachricht.

Nach dem Ersten Weltkrieg geht es mit der Bäckerei aufwärts

Als Witwer mit einem dreijährigen Kind und einem neugegründeten Geschäft musste Wilhelm Gieray sich schnell nach einer neuen Lebensgefährtin umsehen – und er fand diese in der älteren Schwester seiner verstorbenen Ehefrau, Helene Hummel.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit der Bäckerei aufwärts und bald wurden nun auch Lebensmittel neben den Backwaren ins Angebot aufgenommen. In der Bäckerei wurden Lehrlinge ausgebildet und sie bot Bäckergesellen Arbeitsplätze.

Die Bäckerei hatte damals zwei Aufgaben: einmal wurden an die Bevölkerung Brotwaren verkauft, andererseits konnten die Hausfrauen Brotteig in Strohkörbchen zum Bäcker bringen, der dann das Brot in seinem Ofen backte hat.

Im Zweiten Weltkrieg wurden drei Gesellen zum Wehrdienst eingezogen und keiner kehrte aus dem Krieg zurück, so dass die Hoffnung, dass einer von ihnen einmal den Betrieb übernehmen könnte, starb.

Wilhelm Gieray wurde während der Kriegszeit von der Tochter Helene – inzwischen eine verheiratete Fußnecker – tatkräftig unterstützt. Eine Einberufung als Nachrichtenhelferin zum Militär konnte er gerade noch abwenden, schließlich war das Geschäft zur Versorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte das Geschäft. Waren Lebensmittel wie Nudeln, Zucker, Salz, Mehl, Grieß, Essig, Öl, früher offen über den Tresen verkauft worden, gab es jetzt zunehmend abgepackte Ware und das Angebot wurde größer. Als nächstes kam dann die Einführung der Selbstbedienung. Als Wilhelm Gieray altershalber den Backbetrieb einstellen musste, wurden Backwaren von anderen Bäckereien ins Sortiment aufgenommen, und als in Stetten die Metzgerei ihre Pforten schloss, führte Gieray fortan auch Fleischwaren. Das Geschäft schloss sich der Edeka-Gruppe an und konnte so das Angebot auf alle lebensnotwendigen Waren ausdehnen.

Nach dem Tod von Wilhelm Gieray 1967 führte die Tochter Helene Fußnecker das Geschäft bis zu ihrem eigenen Tode 2010 weiter. Seither führt die Enkelin Gertrud Fußnecker zusammen mit ihrem Team, bestehend aus Heidrun Bieger, Ursula Mäder, Monika Beck, Emma Müller und Sabine Kümmerle, das Geschäft fort.