Luxusherbergen sehen anders aus. Heute ziehen die ersten Flüchtlinge in die Übergangsunterkunft in der Hechinger Klinik ein. Als Verwaltungsleiter dort wird Kurt Guttroff dafür sorgen, dass Probleme schnell behoben werden. Foto: Stopper

Nachbarn machen sich Sorgen. Für 30 Asylbewerber steht Kreisklinik als Übergangslösung zur Verfügung.

Hechingen - Die ersten 30 Asylbewerber kommen heute in ihrer Übergangsunterkunft in der ehemaligen Kreisklinik an. Und es gibt durchaus Nachbarn, die das mit Sorge verfolgen.

Zum Beispiel ein älteres Ehepaar im Stockoch, das vom Wohnzimmer aus die Klinik im Blick hat. Beide wollen heute, Mittwoch, in die Stadthalle kommen. Von 20 Uhr an findet dort die Informationsveranstaltung über das Flüchtlingsheim-Projekt statt. "Wir werden uns jetzt nicht mehr trauen, nachts von der Stadt her hier hochzulaufen", sagen sie.

Ein Nachbar ein paar Häuser weiter meint: "Wenn das wirklich nur für ein paar Wochen ist, habe ich nichts dagegen. Würde mich aber nicht wundern, wenn die länger da bleiben". Ein junge Frau mit Kinderwagen dagegen sagt: "Ich seh da eigentlich kein Problem." Und ein Mieter eines Mehrfamilienhauses hält fest: "Die Nachbarn hier, die jeden Samstag Rasen mähen, gehen mir viel mehr auf die Nerven." Und die Verkäuferinnen in einem Geschäft sagen: "Das war hier eigentlich noch kein Thema."

Und wie sieht es mit den Ärzten und Medizindienstleistern aus, die in der ehemaligen Klinik arbeiten? "Die Rückmeldungen sind mittlerweile sogar positiv", sagt Konrad Wiget, Sozialdezernent im Landratsamt. Vor allem seit klar sei, dass die Flüchtlinge räumlich abgetrennt wohnen.

Der Zugang zu ihren Unterkünften erfolgt seitlich vom Parkplatz her, ein Aufenthaltsbereich im Freien ist für sie auf der Rückseite vorbereitet. "Fünf Security-Mitarbeiter sind hier rund um die Uhr vor Ort, da muss niemand Bedenken haben", versichert er.

Im Heim gibt es auch Aufenthaltsbereiche

"In Sigmaringen hatten wir auch überhaupt keine Probleme", sagt Kurt Guttroff, der beim Regierungspräsidium beschäftigt ist. In Sigmaringen war er Verwaltungsleiter einer Übergangs-Aufnahmestelle, die dort in einer Kaserne untergebracht war. Der Fußweg der Flüchtlingen ging mitten durch ein Wohngebiet. Anwohnerbeschwerden, die sich gegen die Flüchtlinge richteten, "gab es nicht eine". Und dabei seien dort ausschließlich junge Männer ohne Familien untergebracht gewesen. Wie auch immer: Er werde jeden Tag in Hechingen vor Ort sein und dort ein Büro haben. Er sei jederzeit ansprechbar und fühle sich für alles zuständig. "Wenn wir von Problemen hören sollten, kümmern wir uns sofort darum", versichert er.

Nach Hechingen kommen auch Flüchtlingsfamilien. "Die erste Woche, die die hier sind, müssen die sich erst orientieren", sagt er. Manche verlaufen sich dann. Kein Wunder, wenn man die Gegend nicht kennt und die Sprache nicht spricht. Dann werde man die Leute auch in der Stadt sehen. Man richte im Heim aber auch Aufenthaltsbereiche ein, auch für die Kinder.

Dass die Bewohner auch mal raus wollen, ist verständlich. Gestern wurden die Zimmer eingerichtet. In den ehemaligen Krankenzimmern, wo maximal drei Patienten lagen, sind nun mindestens drei Doppelstockbetten installiert. Jeder Bewohner kriegt einen Schlafsack. "Das ist einfach und günstig", erklärt Guttroff. Die Bewohner verbrächten hier ja nur wenige Wochen. Bevor sie nach Hechingen kommen, werden sie im Erstaufnahmelager in Meßstetten medizinisch untersucht und ihre Identität wird ermittelt. In Hechingen bleiben sie nur so lange, bis sich eine dauerhafte Unterkunft für sie gefunden hat.