Die Band "Together Again" spielte und Flüchtlinge und Hechinger feierten gemeinsam. In der Hallenmitte vor der Bühne blieb es aber weitgehend leer. Foto: Wais

Getanzt wird nur wenig beim Konzert "Come Together" in der Stettener Halle.

Hechingen-Stetten - Allein die übergroße Tanzfläche in der Mehrzweckhalle ist noch frei, ansonsten sind in der großen Halle die Sitzgelegenheiten an den Wänden und die Stehtische in der Mitte gut gefüllt, als Hannes Reis für den Arbeitskreis Asyl und Bürgermeisterin Dorothea Bachmann für die Stadt sowohl ausländische wie deutsche Gäste zu einem Begegnungsabend begrüßen.

Die Musik macht die Band "Together again", deren Sänger und Gitarrist Rainer Schneider zu den Initiatoren des Abends gehört, ebenso wie Almut Petersen vom Arbeitskreis Asyl.

Internationale Titel sollen das Eis brechen, was auch nach einiger Zeit ganz gut klappt. Aber fast nur deutsche Gäste wagen sich auf die Tanzfläche, hier ist der kulturelle Unterschied denn noch zu groß. Für die Bewirtung sorgen Ahmet Bakir und sein Team vom Starken Café und Hechinger Hof. Mitinitiator Hannes Reis betont in seiner Begrüßung nochmals das Motto des Abends: "Fremde zu Freunden machen". Keine leichte Aufgabe in der derzeitigen Situation mit tausenden Flüchtlingen tagtäglich, überfüllten Erstaufnahmelagern, belegten Turnhallen und rechter Agitation. Aber eine unverzichtbare Aufgabe wie Reis meint, auch Ausdruck "unserer Verbundenheit mit diesen Menschen". Da sind solche Begegnungsmöglichkeiten wichtig, weil sie Grenzen und Ängste abbauen helfen und so Chancen eröffnen, betont etwa Gisela Graf, die mit ihrer Tochter Julia eigens aus Burladingen nach Hechingen gekommen ist.

Bürgermeisterin sucht das Gespräch mit Flüchtlingen

Bürgermeisterin Dorothea Bachmann möchte mit dem Abend auch für die große Bereitschaft der Hechinger zum Helfen danken und hat die Halle unentgeltlich zur Verfügung gestellt: "Wir können stolz sein auf das bisherige Engagement der Hechinger für die Flüchtlinge." Sie hofft, dass man in dieser Weise weitermacht und sucht selbst das Gespräch mit den Flüchtlingen, was aber nicht ganz einfach ist. Auch ist den meisten an diesem Abend zum Tanzen zur fetzigen Musik von "Together again" wohl nicht so zumute. Doch das Selfie mit Bürgermeisterin dürfte in der fernen Heimat für einige Überraschung sorgen.

Ein persönlicher und allgemeiner Einsatz, der bei den Flüchtlingen dennoch gut ankommt: "Dieser Abend ist sehr interessant und eine Möglichkeit, den Abstand zwischen den Deutschen und den Ausländern kleiner zu machen", gibt etwa Khalil Takriti zurück, der sich besonders über die offene Art und das Interesse der Hechinger Bürgermeisterin freut und auch ein Tänzchen mit ihr wagt. Der gebürtige Syrer spricht sehr gut Deutsch, weil er in Deutschland Chemie studiert hat. Er fand aber auf Dauern keine Arbeit und ging vor der Revolution ins seinem Heimatland wieder zurück nach Damaskus. Jetzt ist er in einer abenteuerlichen Flucht vor den Bomben Assads auf sein eigenes Volk wieder geflohen. Seit zwei Monaten ist er in Deutschland. Nein, meint er, über diese schlimme Zeit möchte er nicht sprechen, auch weil seine Familie zurückbleiben musste und die Erinnerungen schmerzlich sind. Er will lieber nach vorne schauen, sich ein neues Leben aufbauen in Deutschland.

Da tut eine Willkommenskultur, wie sie in Hechingen gelebt wird, sehr gut, auch wenn ihm die vielen offenen Fragen rund um den großen Flüchtlingsansturm und deren Aufnahme in Deutschland sehr wohl bewusst sind. Es bleibt ein "dialogischer Prozess" wie es Hannes Reis genannt hat, ein gegenseitiges Bemühen, wie Julia und Gisela Graf meinen, der noch vielen guten Willen und solche Ideen wie am Samstagabend in Stetten bedarf.

Denn ohne solches Zutun wird es kein Miteinander geben.