Ein muslimisches Marienbild. Die Bedeutung des Weihnachtsfests für den Islam erklärte der Theologe Karl-Josef Kuschel in der Alten Synagoge. Fotos: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl-Josef Kuschel stellt in der Synagoge die Weihnachtsgeschichte aus dem Koran vor

Von Willy Beyer

Hechingen. In der Reihe "Literatur und Musik" las am Dienstag in der Alten Synagoge Theologieprofessor Karl-Josef Kuschel aus seinem Buch "Weihnachten und der Koran".

Herrliche Duette und Einzelbeiträge mit Liedern und Auszügen aus Oratorien deutscher und französischer Komponisten vom Barock bis in das vorige Jahrhundert ergänzten den Vortrag. Die von der Sopranistin Ursula Wiedmann und Bariton Reiner Hiby kunstvoll intonierten Stücke, am Klavier begleitet von Norbert Kirchmann, hatten allesamt Bezug zum Weihnachtsfest.

Feiern Muslime Weihnachten? Nicht in der Art und mit der Bedeutung wie das Christentum, war den Ausführungen Kuschels zu entnehmen. Der profilierte Verfechter eines interreligiösen Dialogs in Deutschland führte Beispiele von Muslimen an, die das Hochfest in christlichen Gemeinden besuchten, um gemeinsam an die Geburt Christi zu erinnern.

Auch im Islam hat die Geburt Jesu einen hohen, wenn auch anderen Stellenwert. Muslime glauben ebenfalls an "die geistgezeugte Empfängnis der Jungfrau Maria". Die ganze Koransure "Maria" ist der heiligen Familie gewidmet, klärte der Referent auf.

Wie im Neuen Testament (Lukas und Matthäus) findet sich die Weihnachtsgeschichte im Koran zweimal: die Verkündigung der Geburt Jesu, "dem herausragenden Zeichen Gottes", in Sure 3, 35-49 und die Geburtsgeschichte in 19, 16-34.

Letztere war Vorlage und Arbeitstext für den Vortrag, in dem Kuschel Vergleiche zum Lukas-Text anstellte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeitete und ihre Bedeutung im christlichen und muslimischen Glauben erklärte. Im Christentum wird die Geburt des Erlösers gefeiert, im Islam die des "Dieners Gottes", der sich von allen anderen Propheten unterscheidet. Während Maria im neutestamentlichen Text Zuflucht "in einer Höhle" sucht, ziehe sie sich im Koran in die unwirtliche Wüste zurück.

Aufmerksam gemacht auf eine Marien-Darstellung mit einer Dattelpalme in der Hechinger Stiftskirche, sah der Akademische Direktor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen eine interessante Ähnlichkeit mit der Sure 19. Denn dort wird die verzweifelte, von Wehen gedrängte Maria, die lieber sterben wolle und den Vorwurf der Hure verinnerlicht habe, von Gott zu einer Dattelpalme in der Wüste geführt, wo sie zu essen und zu trinken erhalte.