Unter den Teilnehmern der Bürgerbeteiligung zum Baugebiet Killberg IV waren auch einige Anwohner der Tübinger Straße. Sie wollen verhindern, dass der gesamte Verkehr aus dem Wohngebiet an ihren Häusern vorbeifließt. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerbeteiligung: Kritik am Baugebiet Killberg IV vor allem wegen Verkehrsanbindung

Hechingen. Sollen wirklich alle 2000 künftigen Bewohner des Baugebiets Killberg IV nur über die Tübinger Straße in die Innenstadt fahren können? Diese Frage wurde am Mittwoch bei der Bürgerbeteiligungs-Versammlung in der Stadthalle kontrovers diskutiert.

Eine Gruppe von Anwohnern der Straße nutzte die Gelegenheit, ihre Kritik hier vorzutragen. Die Anwohner befürchten eine erhebliche Zunahme des Verkehrs vor ihrer Haustür und machten mehrere Vorschläge für eine zweite Zufahrt zum Baugebiet.

Der Verkehrsexperte Andreas Weber vom Planungsbüro Kölz sieht allerdings keine besondere Verkehrsbelastung auf die Straßenanwohner zukommen. Derzeit seien dort 800 Autos unterwegs, künftig wahrscheinlich etwa 1300 Autos täglich. Das sei zwar fast eine Verdoppelung, aber insgesamt immer noch ein sehr geringer Verkehr. Das entspreche etwa der Zahl an Autos, die täglich über den Hechinger Marktplatz fahren. "Das ist eigentlich sehr wenig, hohe Kosten für eine zweite Straße wären da schwer zu begründen", meinte er. Ähnlich schätzt er zusätzliche Straßen im Norden des Baugebiets oder eine Brücke zum Etzental ein. Relativ wenige Nutzer, relativ hohe Kosten – davon ist er überzeugt. Das gelte besonders für eine Brücke, deren Kosten er auf etwa zwei Millionen Euro schätzen würde. Der Bahnhofskreisel kann den zusätzlichen Verkehr seiner Einschätzung nach problemlos verkraften.

Die Anwohner der Tübinger Straße überzeugte das nicht, und zudem mussten sie an diesem Abend noch einen zweiten Tiefschlag verkraften. Die Sanierung der Straße, eigentlich für 2017 angepeilt, wird um mindestens ein Jahr verschoben, kündigte Stadtrat Jürgen Fischer an, der an diesem Abend die Bürgermeisterin vertrat. Wenn die Straße dann saniert werde, dann keineswegs mit dem Ziel, dass mehr Verkehr dort durchfließen könne, versprach Andreas Weber. Aber man müsse für Fußgänger Wege anlegen und Parkplätze schaffen. Die Anlieger wollen nun ihr weiteres Vorgehen abstimmen.

Es ging aber nicht nur um Autos an diesem Abend, auch die anderen Anregungen aus der Bürgerbeteiligung wurden noch einmal zusammengefasst. Sie sehen folgendermaßen aus:

 Die Kindertagesstätte wird im Gebiet des ersten Bauabschnitts eingeplant und steht damit früh zur Verfügung.

 Die zentrale, als lange Gerade angelegte Erschließungsstraße soll durch Verbreiterungen und Bäume den Charakter eines Boulevards erhalten.

 Die Sperrung der Tübinger Straße für Lastwagen wird geprüft.

 Die Idee eines CO 2-neutralen Wohngebiets wird weiterverfolgt. So werden beispielsweise Standorte für Fernwärme-Kleinkraftwerke eingeplant.

 Ein direkter Fußgängerweg zum Bahnhof soll angelegt werden.

 Im Eingangsbereich des Baugebiets, wo auch mehrgeschossige Blöcke entstehen sollen, wird eine Mischnutzung für Praxen, Apotheke oder einen Laden vorgesehen.

Weitere Erkenntnisse des Abends: Die Hangkante zur Stadt hin wird wohl nicht bebaut, hier soll ein Spazierweg angelegt werden, es soll auch Wohnraum für kleinere Einkommen geschaffen werden, und die Erddeponie soll später mal Naherholungsgebiet werden.

Wie geht es nun weiter? Im Januar werden der Hechinger Gemeinderat die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung präsentiert, und in den folgenden Sitzungen geht es dann an die Aufstellung des Bebauungsplans.