Ein 24-Jähriger muss sich vor dem Langericht Hechingen verantworten, weil er seinen Sohn so geschüttelt haben soll, dass dieser lebenslange Folgeschäden davon trug. Foto: Archiv

Vorbestrafter hat lange Liste vorzuweisen: Schlüpfrige Briefe, geklaute Autos und Bombendrohung. Angeklagter möchte alles gestehen.

Hechingen - Ein Angriff mit einer Flasche, anzügliche Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und schlüpfrige Briefe, Autos, die nach einer Probefahrt spurlos verschwinden, der Hitlergruß und eine Bombendrohung im Regionalexpress: Es war eine lange Liste von Straftaten, die Staatsanwältin Nicole Luther gestern vor dem Hechinger Landgericht verlesen musste. Angeklagt ist ein 40-Jähriger ohne festen Wohnsitz, der im vergangenen Jahr im Kreis offensichtlich sein Unwesen getrieben hat. Beleidigung, Bedrohung, Diebstahl, Betrug und Störung des öffentlichen Friedens werden ihm unter anderem vorgeworfen.

Der Mann soll im April vergangenen Jahres in Rangendingen eine Frau, die mit ihrem Partner und ihrem kleinen Kind unterwegs war, auf vulgärste Weise beleidigt haben. Ihrem Partner soll er mit einer Flasche in der Hand gedroht haben, er wolle ihn "heschlagen". Wenige Tage später soll er auf einer Zugfahrt einem Mitreisenden das Handy geklaut haben.

Mit genau diesem Apparat hinterließ er auf dem Anrufbeantworter von Zeugen eine obszöne Nachricht, er wünsche sich "eine Dreier-Schmusesex-Therapie mit ihnen", zitierte die Staatsanwältin aus dem Protokoll. Ähnlich pornografisch formuliert war ein Brief, den der Mann an eine Zeugin geschrieben hatte, die er als "Sexgöttin" bezeichnete. In welchem Verhältnis der Angeklagte zu den Geschädigten stand, das wurde am ersten Verhandlungstag gestern noch nicht klar.

Mehrere Diebstahle gehen auf Konto des Angeklagten

In Albstadt soll der 40-Jährige in einem Autohaus ein Auto zu einer Probefahrt ausgeliehen haben, das er anschließend nicht zurückbrachte. Das Auto wurde später in einem Parkhaus in Freiburg wiedergefunden, nachdem der Mann damit mehrere hundert Kilometer zurückgelegt hatte. Den gleichen Trick soll er in einem Autohaus in Vöhringen benutzt haben, wo er ebenfalls nach einer Probefahrt mit dem Auto verschwand. Das Auto tankte er auch noch, ohne zu bezahlen. Zuvor hatte er vor dem Vöhringer Rathaus ein Fahrrad geklaut.

Besondere Aufmerksamkeit verschaffte sich der Angeklagte mit seinem Verhalten im Interregio-Express von Balingen nach Stuttgart. Während der Fahrt habe er mehrfach den Hitlergruß gezeigt. "Wenn ihr die Polizei ruft, lasse ich eine Bombe los", soll er gedroht und dabei sein Handy in die Höhe gehalten haben. Er müsse nur noch "ein paar Ziffern eintippen" um sie auszulösen, zitierte ihn Staatsanwältin Luther.

Im Prozess soll es nun darum gehen, ob der Mann, der sich bereits in Haft in der Justizvollzugsanstalt in Hechingen befindet, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Geplant sind neun Prozesstage mit 21 Zeugen. Sollte der Angeklagte – wie er gestern ankündigte – geständig sein, müssen nicht alle Zeugen geladen werden. "Ich denke, einige wären froh, wenn sie hier nicht mehr aussagen müssen", sagte der Vizepräsident des Landgerichts Herbert Anderer. Fortgesetzt wird der Prozess vor dem Hechinger Landgericht am Donnerstag, 12. Februar.