Carsten Kohlmann Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Anton Bantle wehrt sich erfolgreich gegen Eingemeindung nach Schramberg / Normenkontrollklage gegen das Land

Von Antonie Anton

Hardt. Wesentlich drastischer als die Geburt der Gemeinde vor 175 Jahren, so der Historiker und Volkskundler Carsten Kohlmann in der Festansprache zu 175 Jahre Hardt, sei ihre Behauptung vor 40 Jahren verlaufen: Zu verdanken sei sie maßgeblich dem damaligen Bürgermeister Arthur Bantle, zu dessen Ehren die Halle der Gemeinde zurecht benannt sei.

Das Wahlmotto des aus Bösingen stammenden und von den Erfahrungen der NS-Diktatur geprägten Regierungsinspektors "Wählt den, der es mit der Demokratie ernst nimmt" habe der Gemeinde die Selbstständigkeit erhalten.

Mit der Verwaltungs-, Kreis- und Gemeindereform der Regierung Filbinger sollte die Zahl der kleinen Gemeinden verringert werden. Als Mindestgröße für leistungsfähige Gemeinden sei die Zahl von 5000 Einwohnern festgelegt worden. In der Freiwilligkeitsphase, der später Zwangsmaßnahmen folgen sollten, sei mit der Gewährung von Sonderzuschüssen, später "Abschlachtprämien" genannt, ein starker Anreiz zur Eingliederung gegeben worden. Die Gemeinde Hardt sollte dem Verwaltungsraum Schramberg angegliedert werden. Doch bei dem Treffen der Bürgermeister auf dem Fohrenbühl sei deutlich hervorgetreten, dass die Gemeinden der Umgebung der Stadt Schramberg keine Bereitschaft zeigten, sich eingemeinden zu lassen. Nur durch die Eingliederung Waldmössingens sei Schramberg zur – allerdings kleinsten – großen Kreisstadt des Landes Baden-Württemberg erhoben worden. Im Zuge der weiteren Eingemeindungsbemühungen des Schramberger Oberbürgermeisters Konstantin Hank seien Hank und Bürgermeister Bantle zu immer schärferen Gegenspielern geworden.

Wichtige Unterstützer im Kampf um die Selbstständigkeit seien der damalige Finanzminister Robert Gleichauf und der damalige Staatssekretär Erwin Teufel gewesen. In der Presse habe Bantle erklärt: "Es gibt nicht nur Städte im Kreis, sondern auch Landgemeinden, blühende, gesunde Gemeinwesen. Die Demokratie muss von unten kommen."

In einer Normenkontrollklage gegen das Land Baden-Württemberg stieg Bantle sogar zu einem Protagonisten des Kampfes gegen die "Abschlachtprämien" auf. 1975 sei schließlich durch die Gemeinden Aichhalden, Hardt, Lauterbach, Schramberg und Tennenbronn eine Verwaltungsgemeinschaft gegründet worden, die bis heute bestehe und Schramberg mit der Erfüllungsaufgabe der vorbereitenden Bauleitplanung betraue. So habe der Rückblick auf 175 Jahre Gemeinde Hardt gezeigt, dass in der Geschichte dieses Orts ein gehöriges Maß an kommunaler Freiheitstradition steckt, die von der Geburt über die Behauptung in der Gemeindereform bis in die Gegenwart reiche.

Die Gemeinde habe eine gute Einwohnerentwicklung, ein gutes Arbeitsplatzangebot in Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben, ein vielfältiges Gemeinschafts- und Vereinsleben, mit Herbert Halder einen tüchtigen Bürgermeister mit Augenmaß und Herzblut und liege in einer großartigen Schwarzwaldlandschaft.

In Hardt ehre man mit den Urhöfen das Alte und grüße das Neue. Darin sah der Referent das Erfolgsgeheimnis von Hardt. Kohlmanns Vortrag fand eine starke Resonanz, wie der lang anhaltende Applaus zeigte.