Werner Mezger beim Festvortrag in Hardt. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Mezger hält Vortrag / Rückbesinnung auf Traditionen in Zeiten der Globalisierung

Von Christoph Ziechaus

Hardt. Ist Heimat ein Thema von gestern in der Welt von heute? Eine Antwort auf diese Frage gab der Rottweiler Volkskundler Werner Mezger beim Neujahrsempfang der Gemeinde Hardt.

"Heimat existiert nur im Kopf", stellte der Professor klar. Für den einen sei es eine Landschaft, ein Ort, für andere ein Geschmack, eine Sprache; Heimat sei, "was wir daraus machen", also eine dynamische Größe, sagte Werner Mezger. Der Begriff habe eine kulturelle Dimension, an Zeit, Raum und Gesellschaft orientiert. Im zyklischen Jahresablauf habe man früher gelebt, mit wiederkehrenden Arbeiten und Festen; heute hätten natürliche Rhythmen ihre Bedeutung verloren, teilweise werde die Nacht zum Tag gemacht. Große Entfernungen könnten in kurzer Zeit zurückgelegt werden, und die Globalisierung führe zu einer kulturellen Vereinheitlichung, zur "MacDonaldisierung". Statt der übersichtlichen Dorfgemeinschaft begegne man heutzutage vielen Menschen, die man nicht kenne, oft aus einem anderen kulturellen Raum. Aus dem Schulfach Heimatkunde sei längst Mensch, Natur, Kultur geworden. Dennoch werde der Mensch "in die ewige Heimat abberufen", vermache mit Haus und Hof die Heimat und leide unter Heimweh, wenn er "in die Fremde geht". Aus der Fremde habe man schon viele aus ihrer Heimat Vertriebene hier integriert. Heute suchten Flüchtlinge nicht nur eine Bleibe, viele auch eine neue Heimat. Für diese Transformation müsse man die Lebensbedingungen bieten, damit Flüchtlinge und Asylbewerber, Gastarbeiter und Spätaussiedler eine Heimat finden könnten. Dabei könne Fremdes auch bereichern und neue Erfahrungen bieten. Die Globalisierung führe inzwischen zu einer Rückbesinnung auf Traditionen und Bräuche, erinnere an Werte, die dem Menschen fehlen, so Mezger. Mit der Belebung heimatlicher Feste könnten auch die Zyklen und Rhythmen im Jahresablauf wieder an Bedeutung gewinnen. Wichtig sei es dabei, auch Fremde einzubeziehen, denn so werde lokale Identität deutlich und Heimat sinnlich erfahrbar. Zur Anknüpfung für Zugereiste sei der Internetauftritt von Hardt "vorbildlich", weil er andeute, wo Heimat zu finden sei. Das Handharmonikaorchester, das den Festakt mitgestaltete, unterstrich den Reichtum im Fremden mit einem Tango, dem