Einst der Stammsitz der heutigen Familien Flaig / Erst später kamen durch Einheirat Broghammer dorthin

Von Herbert Braitsch

Hardt. Heimatforscher Alfons Brauchle bezeichnete in seinem "Beitrag zur Geschichte der Hardter Urhöfe" denjüngst abgerissenen Benediktenhof als einen der "bedeutendsten Hardter Höfe", dessen Wald- und Wiesenflächen im Mittelalter bis ins Kirnbach- und Bernecktal reichten.

Der über 600 Jahre alte Hof gehörte im Laufe der Zeit vielen "Herrschaften", dem Kloster Rottenmünster, dem Junker Konrad von Falkenstein, dem Grafen Ludwig von Württemberg und der Herrschaft Schramberg. Das älteste Foto des im 30-jährigen Krieg erbauten Hauses wurde 1908 aufgenommen. Zehn Jahre später fiel es einem Brand zum Opfer und wurde neu aufgebaut. Bis zum jetzigen Abriss hatte das Gebäude also 97 Jahre "auf dem Buckel".

Die Geschichte des Benediktenhofes ist im Hardter Heimatbuch auf fünf Seiten ausführlich beschrieben. Seine lange Geschichte ist zunächst eine (mittelalterliche) Mariazeller Geschichte, oder anders: Sie ist lange Zeit eine Flaig-Geschichte. Familienforscher Brauchle führt den Leser dabei ins 16. Jahrhundert: "Der als Bauer erwähnte Hans Fleüg (Flaig) war der erste Flaig in der Herrschaft Schramberg; von ihm gingen fast alle Flaigfamilien der Herrschaft aus." Ihm folgten sechs weitere Generationen Flaig als Bauern. Erst nach 1700 gab Benedikt Flaig dem Hof den Namen "Benediktenhof". Er war der erste und letzte "Flaig" auf dem Benediktenhof, weil seine beiden Söhne, aus welchem Grund auch immer, auf die Nachfolge verzichteten.

Von Brauchle erfahren wir: Nach den "Flaig" kamen durch Einheirat die "Broghammer" auf den Benediktenhof, auf dem die Familie heute noch wirtschaftet. Die Broghammer-Geschichte ist größtenteils eine Neuzeit-Geschichte und deshalb eine Hardt-Geschichte.

Während der Dorfgründung von Hardt war Matthias Broghammer (1790 – 1875) auf dem Benediktenhof der Chef. Er gehörte also zu den "Wald-Rebellen", den Bauern der 15 Urhöfe, die sich 1840, acht Jahre vor der Deutschen Revolution, "mit Wut im Bauch" von der Mutter-Gemeinde Mariazell trennten und eine eigene Gemeinde gründeten.

Von Matthias Broghammer ist das wohl älteste Foto von Hardt überliefert, das ihn als 85-Jährigen kurz vor seinem Tod zeigt. Brauchle berichtet weiter: "1851 verkaufte Matthias Broghammer sein Hofgut an seine zehn Kinder (von 12)". Dies bedeutete eine folgenschwere Hofteilung. Um 1900 war schließlich Friedrich Broghammer Besitzer des Benediktenhofs. Ein Foto von 1908 zeigt ihn mit Familie und Gesinde. Brauchle bemerkt: " Friedrich hatte nun das alte Hofgebäude im Gesamtbesitz, aber nur einen Teil der Felder des alten Hofs". Friedrich Broghammers Vater Karl, geboren sechs Jahre vor der Hardter Dorfgründung, und seine Frau Theresia, geborene Rapp, sind Hardter Stamm-Eltern der Neuzeit und haben etwa 50 Ur-Enkel, die vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg geboren sind. Für alle Ur-Enkel gibt es Ahnen-Blätter, auf welchen die jeweils die beiden Eltern, die vier Großeltern und die acht Ur-Großeltern, insgesamt 15 Personen, verzeichnet sind.