Gänsehaut pur: Tobias Klausmann und Tobias Müller sind in Brasilien auf der Suche nach dem WM-Pott

Von Martin Dold

Hardt. Gluthitze im Backofen von Fortaleza, eine Regenschlacht in Recife und ein Match in Belo Horizonte, wie es die Fußballgeschichte noch nicht erlebt hat: Tobias Klausmann und Tobias Müller haben das alles live und in Farbe im Stadion in Brasilien miterlebt.

"Machen wir es?" – "Ja, wir machen es!": Es war wie Weihnachten, Ostern, Geburtstag und wer weiß was noch alles zusammen, als die Nachricht vorlag. Die beiden hatten den Zuschlag für Tickets aller Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der WM erhalten. Lange überlegt wurde nicht: Es sollte der Trip ihres Lebens werden.

Fortaleza, 36 Grad: Die Schuhe blieben fast am Asphalt kleben. Schweiß. Eine fremde Sprache. Ein Stadion. Fußball. Hier nahm das Abenteuer mit dem Spiel gegen Ghana seinen Lauf. "Eine wunderschöne Stadt und ein perfekter Start", erzählt Tobias Klausmann kurz vor der Abreise per Nachtbus nach Rio de Janeiro. "Die Leute sind wahnsinnig nett und extrem hilfsbereit", stellten die beiden schnell fest. Allerdings: "Die Verständigung ist nicht ganz einfach".

Tobias Müller hat hier klare Pluspunkte. Er wohnt seit einiger Zeit in der fränkischen Heimat von "Loddar" Matthäus und kennt sich daher mit Fremdsprachen und wundersamen Betonungen von Worten ("Daggdig") aus. Zudem müsse man in Brasilien oft etwas Geduld mitbringen, da alles etwas gemächlicher ablaufe als hierzulande.

Ein denkwürdiges Spiel sollten die Reisenden in Recife gegen die USA erleben. Das lag weniger an der fußballerischen Hausmannskost, sondern vielmehr am sintflutartigen Regen. Von wegen Sonnenparadies Brasilien. "Die Straßen waren 30 Zentimeter unter Wasser und für die 25 Kilometer bis zum Stadion haben wir vier Stunden gebraucht", sagt Tobias Klausmann.

In Brasilien kommt man ohne Flugzeug nicht weit: Weiter ging die Reise in das 3500 Kilometer entfernte Porto Alegre im Süden des Landes. Dort erwarteten die Fans zehn Grad und Regen. "Bringt den Sieg mit", hieß es aus der Heimat immer wieder vor den Spielen über die sozialen Netzwerke. Gesagt, getan, auch gegen Algerien setzte sich die Nationalmannschaft durch. Außerdem lernten die Hardter dort Dominik Remiger aus Augsburg kennen, der seitdem mit den beiden durch das Land tingelt.

Nächster Halt: Rio de Janeiro. Für den Fußballfan ist das gleichbedeutend mit Maracana, dem Stadion mit der mystischen Aura und der bewegten Vergangenheit. Dort wurde bekanntlich Frankreich geputzt. Solch eine Reise ist nichts für Pauschaltouristen mit einem Rundum-Sorglos-Paket. "Das Land ist wunderschön, aber unfassbar groß. Das Reisen bedeutet auch Stress und hat mit Urlaub wenig zu tun", weiß Tobias Klausmann. Also fast schon harte Arbeit. "Für unsere Jungs machen wir das aber gerne", legt er nach.

Zu einer Fahrt zu der berühmten Christusstatue hoch über der Stadt reichte es trotzdem noch. Alles bisher Erlebte wurde vollkommen in den Schatten gestellt vom Halbfinale in Belo Horizonte gegen die Gastgeber. "Der absolute Kracher", so Klausmann.

Hier wurde mit dem deutschen 7:1-Sieg Fußballgeschichte geschrieben und jeder Fußballfan kann nur davon träumen, so etwas im Stadion mitzuerleben. Eine Geschichte, die Tobias Müller und Tobias Klausmann noch ihren Enkeln erzählen können. "Noch besser als das Ergebnis war die Stimmung im Stadion", erinnern sie sich mit Gänsehaut. Zunächst die aus 50 000 Kehlen mitgesungene Hymne der Brasilianer, die auch nach dem Ende der Musik lauthals weiter gesungen wurde. Eine halbe Stunde später hörte man nur noch deutsche Gesänge, zu denen auch die beiden Hardter beitrugen. "Auswärtssieg", "Rio de Janeiro" oder "Oh, wie ist das schön" bleiben den beiden unvergesslich.

Bereits vor dem Spiel waren sie in der Tagesschau zu sehen, wie sie sich für das Spiel warm sangen. Das alles kann nun morgen getoppt werden, wenn im Maracana das Finale gegen Argentinien steigt. Mit dabei: Tobias Klausmann und Tobias Müller. Die Forderungen aus der Heimat sind eindeutig: "Bringt mir bloß dat Ding mit nach Hause" oder "Bringt ja den Pott mit".