Tobias Lehre, seine Frau Katrin und Sohn Josia (zwei Jahre) sehen durch die Vollsperrung der Landesstraße Richtung Nagold ihre Existenz gefährdet. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterschwandorfer Unternehmer Lehre geht gegen gesperrte L 353 vor / Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent

Von Jacqueline Geisel

Haiterbach-Unterschwandorf. Alles ist still, kein Auto ist zu hören. Unterschwandorf wirkt selbst zur Zeit des Berufsverkehrs wie eine Geisterstadt. Die Vollsperrung der L 353 hat dafür gesorgt. Was nach idyllisch ruhiger Wohnlage klingt, ist eine Existenzbedrohung für Unternehmer. Familie Lehre geht daher nun mit einer Unterschriftensammlung gegen die Vollsperrung vor.

Die Tankstelle an der sonst so viel befahrenen Landstraße ist leergefegt. Die Umleitung führt potenzielle Kunden gerade in die andere Richtung, weg von dem mittelständischen Unternehmen.

Nur einen Monat nach Beginn der Vollsperrung, die noch bis Juni nächsten Jahres dauern soll, haben Tobias Lehre und seine Frau Katrin große Umsatzeinbußen zu verzeichnen: 40 Prozent im Shop, 50 Prozent an der Tankstelle und 75 Prozent an morgendlicher Laufkundschaft. Dabei hatte die Familie erst im Frühjahr größere Umbauarbeiten vornehmen lassen – deutlich erschwert während des laufenden Betriebs. Hätte man von der Vollsperrung gewusst, hätte man die Arbeiten anders planen können, so Katrin Lehre.

Genau da liegt das Problem für die Lehres: Sie wären nicht rechtzeitig informiert worden, hätten keine Zeit gehabt, die Konsequenzen einzuplanen. Gerüchte drangen etwa drei Wochen vor der Sperrung an das Ohr das Familienvaters, sodass er bei der Stadt Haiterbach nachfragte. Dort hätte man ihm zwar die Sperrung bestätigt, eine genaue Auskunft über die Dauer hätte man aber nicht geben können. Selbiges bei der Stadt Nagold und dem Regierungspräsidium. Hinzu kommt, dass der renovierungsbedürftige Teil zwischen dem Ortsausgang Iselshausen und Unterschwandorf nicht einmal betroffen ist. Die Straße ist gesperrt – mit Ausnahme für den Busverkehr – obwohl auf ihr nicht gearbeitet wird. Die Landesregierung hat die Sanierung dieses Abschnittes im Doppelhaushalt für 2015/16 zwar vorgesehen, Familie Lehre fürchtet jedoch, dass die Arbeiten erst nach Abschluss der jetzigen Baumaßnahmen beginnen könnten. In diesem Fall müsste die Tankstelle etwa zwei Jahre Vollsperrung überstehen, was das Aus für das Unternehmen bedeuten würde. Schon jetzt müssen Einsparungen gemacht werden, das Warensortiment wurde bereits gekürzt. Demnächst sollen weitere Maßnahmen besprochen werden.

Mit ihrem Unmut sind Tobias und Katrin Lehre aber nicht allein, das beweisen 692 gesammelte Unterschriften für eine Teilöffnung der L353 für Autos. Die Liste wurde am Mittwoch auf den Weg zum Landtagsabgeordneten Thomas Blenke geschickt. Nun bleibt Unternehmern wie Anwohnern nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen.