Es war der erste gemeinsame Wahlkampfauftritt der Kandidaten der vier im Landtag vertretenen Parteien. Und der hatte gleich ein pikantes Thema: die Zukunft der Schulen. Foto: Bernklau

Landtagskandidaten reden über Zukunft der Haiterbacher Burgschule. Unsicherheit treibt Stadt, Schule, Kollegium und natürlich die Eltern um.

Haiterbach - Es war der erste gemeinsame Wahlkampfauftritt der Kandidaten der vier im Landtag vertretenen Parteien. Und der hatte gleich ein pikantes Thema: die Zukunft der Schulen. Einen passenderen Ort für diesen Schlagabtausch als Haiterbach gibt es in diesen Tagen wohl kaum.

Die Zukunft der Haiterbacher Burgschule ist ungewiss. Diese Unsicherheit treibt die Stadt, die Schule selbst, das Kollegium und natürlich die Eltern um. Wie sehr, das zeigte eine Präsentation der Elternvertreter bei der Podiumsdiskussion mit den Kandidaten der vier im Landtag vertretenen Parteien in der Festhalle in Haiterbach.

Für den Vortrag der Präsentation hatten die Eltern einen gewonnen, der nicht nur ein Mann vom Fach, sondern auch ein Mann der Politik ist: Heinz Urbschat. Dabei schlugen die Eltern und Urbschat thematische Pflöcke ein, an denen sich die Kommunalpolitiker später abarbeiteten.

Dabei wurde ein Loblied auf die kleinen Schuleinheiten gesungen, bei denen nicht nur die Lernatmosphäre eine bessere sei, sondern auch Mobbing und Gewalt eine nicht so große Rolle spiele wie an großen Schulen. Da lobten sie die top ausgestattete Burgschule und klagten über die langen Anfahrtswege in weiterführende Schulen etwa nach Nagold oder Altensteig, die gerade junge Schüler arg belasteten. Und sie stellten in Richtung der Politiker klar: Nur wer die kleinen Schulen unterstützt, der vertritt auch die Region im Landtag.

Blenke: keine einseitige Bevorzugung

Angesichts dieses flammenden Plädoyers für die kleinen Schulstandorte und für die Haiterbacher Burgschule wollte keiner der vier Kandidaten Thomas Blenke (CDU), Johannes Schwarz (Grüne), Daniel Steinrode (SPD) und Herbert Müller (FDP) den Eltern und der Stadt diese Unterstützung versagen. Unterschiede offenbarten sich erst, als es darum ging, wie denn eine erfolgreiche Zukunft für kleine Schulen wie die Burgschule erreichbar sein könnte. Da waren die Lager klar nach Regierung und Opposition getrennt.

Thomas Blenke von der CDU solidarisierte sich sogleich mit den Forderungen der Elternvertreter: "Wir brauchen kleine dezentrale Schuleinheiten. Die Werkrealschule darf nicht sterben", so der Abgeordnete. Ein Sargnagel für die Werkrealschulen sei zum einen die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung und zum anderen die "einseitige Bevorzugung der Gemeinschaftsschulen". Gemeinschaftsschulen seien gerade für den ländlichen Raum nicht das Patentrezept, so Blenke, der sich für ein gegliedertes Schulsystem und die Wiedereinführung der Grundschulempfehlung und eine Erhöhung der Übergangszahlen in die Werkrealschule aussprach. Blenke sagte zwei Dinge ausdrücklich zu, sollte die CDU an die Macht kommen: Bestehende Gemeinschaftsschulen werden nicht abgeschafft und kleine Schulstandorte, die gute Arbeit abliefern, werden nicht geschlossen.

Steinrode will weg vom Kirchturmdenken

Johannes Schwarz von den Grünen sagte Haiterbach zwar seine Unterstützung zu, verhehlte aber nicht, dass der Kampf um den Schulstandort ein schwieriger werden dürfte. Schwarz sprach sich für das Zwei-Säulen-Modell aus, das auf der einen Seite aus dem Gymnasium und auf der anderen Seite aus Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschule besteht. Er verteidigte die Einführung von Mindestgrößen von Klassen und Klassenstufen. Eine Absenkung dieser Grenzen werde es nicht geben, sonst sei eine Gewährleistung der langen Betreuungszeiten nicht möglich. Sein Parteifreund und Abgeordnete Nikolaus Tschenk legte der Burgschule als Weg in die Zukunft nahe, Profile zu bilden. Die von der CDU propagierte Rückkehr zum Alten werde scheitern, so Tschenk.

Für ein regionales Schulkonzept plädierte Daniel Steinrode (SPD). Zunächst müsse man sich vom Kirchturmdenken verabschieden und in der Verwaltungsgemeinschaft – der Haiterbach, Nagold und Ebhausen angehören – festlegen, welche Schulangebote man wo haben wolle, und dann für dieses Konzept kämpfen und arbeiten. Steinrode, der die Gemeinschaftsschule als gute Schulform verteidigte, hielt es nicht für ausgeschlossen, dass bei einer Zusammenarbeit der Kommunen sogar drei Gemeinschaftsschulstandorte möglich seien. Die Zahlen könnten das hergeben, so der Sozialdemokrat, der zudem für einen Berechnungsbonus des ländlichen Raums gegenüber den Ballungszentren plädierte.

"Warum hat man ein funktionierendes System in Frage gestellt und damit Schulstandorte in Gefahr gebracht?" So stieg Herbert Müller (FDP) in die Debatte ein. Er forderte, mehr Kompetenzen in die Orte, Regionen und einzelnen Schule zu verlagern und vom Land aus nur einen – allerdings dauerhaften – Rahmen vorzugeben. Sogar Budgets für einzelne Schulen sind für den Liberalen durchaus denkbar, ebenso wie Verbundschulen.

Nach drei Stunden Debatte bat der Moderator – der sehr souverän und kompetent agierende Martin Schanze – den Experten Heinz Urbschat um ein Fazit und eine Einschätzung, ob das Regierungs- oder das Oppositionsmodell sich durchsetzen werde. Und Urbschat urteilte sowohl salomonisch wie lokalpatriotisch: "Wie unsere Schule am Ende heißt, das ist mir ziemlich egal."