Elisa Viscarelli Foto: kos Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Elisa Viscarelli entführt in Gefühlswelten

Von Maria Kosowska-Németh

Haiterbach. Das Klavierrecital von Elisa Viscarelli ließ den vorweihnachtlich geprägten Alltag für eine Stunde vergessen. Abgeschirmt durch die dicken Mauern der Haiterbacher Laurentiuskirche führte die Pianistin das Publikum in ihre eigene, gefühlsbetonte Welt ein.

Frederic Chopin sei ihr Favorit unter Komponisten, sie spiele gerne russische Klaviermusik (Schwerpunkt Alexander Skrjabin). Nichtsdestotrotz stehen auf ihrer Repertoire-Liste mehrere Werke von Barock bis in die Moderne.

Nach dem Klavierstudium an der renommierten Musikhochschule Santa Cecilia in Rom und mehreren bedeutenden Erfolgen im Heimatland zog Viscarelli nach Deutschland. Der lärmenden Metropole Rom überdrüssig, fand sie Ruhe in kleinem Haiterbach, wo sie sich vorrangig dem intensiven Üben, aber auch der pädagogischen Arbeit an der Musikschule AWA Villa der Musik in Nagold widmen kann.

In ihrem jüngsten Konzert präsentierte die junge Pianistin ihre künstlerische Ausrichtung anhand der Werke aus später Klassik, Romantik und russischer neoklassischer Moderne.

In der vorletzten Klaviersonate von Ludwig van Beethoven As-Dur op.110 bevorzugte sie den differenziertem Anschlag, agogische Vielfalt und dramatische Expressivität als Ausdrucksmittel. Bei üppigem Pedalgebrauch verlor leider die polyphone Struktur der Fuge trotz markanter Darstellung des düsteren Quart-Themas einiges von ihrer Transparenz.

Ruhe und Behaglichkeit zeichnete die Chopinsche Ballade F-Dur aus, in der nach wiegendem Pastorale-Rhythmus die explosive, zum Teil ärgerliche im Charakter Virtuosität zur Geltung kam. Die Musik erhielt hier einen persönlichen und gereiften Konturrahmen.

Das Glanzstück dieses Nachmittags stellte die Sonate d-Moll von Sergej Prokofiev dar, mit der sich Viscarelli überaus eindrucksvoll auseinandersetzte. Schon der erste Satz erhielt sehr klare Züge mit natürlichen Schwerpunkten, nach dem prächtig-ironischen Scherzo erklang auf dem diesmal dezent pedalverstärkten Bass-Hintergrund eine frei schwebende Kantilene des Andante.

Leicht und verspielt schäumte das von rhythmischer Disziplin bestechende finale Vivace, wo im Staccato-Feuerwerk aus Läufen und Passagen gut gesetzte Akzente glitzerten.

Als Bestätigung ihres musikalisch-technischen Potenzials und der besonderen Affinität zu Chopin interpretierte die ambitionierte Pianistin mit Hingabe seine höchst virtuose Etüde c-Moll Nr. 12 als Zugabe.