Manche Grabsteine sind kurz vorm Umkippen: Der Zustand des alten jüdischen Friedhofes im Haag beschäftigt den Gesprächskreis Ehemalige Synagoge Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesprächskreis Synagoge will eine stärkere öffentliche Wahrnehmung des Haags erreichen

Von Birgit Fechter

Haigerloch. Der Zustand des jüdischen Friedhofs macht dem Gesprächskreis Ehemalige Synagoge Sorgen. Einen leichten Silberstreifen am Horizont sieht der Gesprächskreis dagegen bei seinen Finanzen.

Der Vereinsvorsitzenden Klaus Schubert erinnerte bei der Mitgliederversammlung am Montag zunächst an den Tod von Irvin Ullmann, der Kindheit und Jugend in Haigerloch verbracht hatte und von Ulm aus ins Konzentrationslager deportiert worden ist. Er starb im vergangenen Jahr in Miami. Sein Sohn will die Verbindung zu Haigerloch jedoch aufrecht erhalten.

Schriftführerin Margarete Kollmar sprach darüber, wie der laufende Betrieb während der Öffnungszeiten der ehemaligen Synagoge aufrechterhalten werden kann. Dazu wären mehr Helfer willkommen. Kollmar ging auf das zehnjährige Bestehen der Dauerausstellung "Spurensicherung" ein, das im Juni gefeiert wurde. Dazu wurde eine Partnerschaft zwischen dem Haus der Geschichte, dem Gesprächskreis, Gymnasium und Realschule Haigerloch beschlossen. Zum Jubiläum präsentierte der Gesprächskreis als Ausstellungsstück eine Bima-Decke, die auf einem Haigerlocher Dachboden gefunden wurde.

Als weitere Veranstaltungen gab es laut Kollmar einen Erzähl- und Akkordeon-Konzert von Revital Herzog sowie den Vortrag von Robert Frank über jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg. Zum 9. November gestalteten Schüler des Gymnasiums eine Textcollage mit dem Titel "Der Mantel des Schweigens". Im Oktober wurde der neue Gemeinderat in die Synagoge eingeladen, um mehr Interesse für die Synagoge und das Haag zu wecken. Besuch aus den USA bekam der Gesprächskreis im vergangenen Jahr zwei Mal, und zwar von Tom und Susan Hilb aus Chicago und von den Brüder Eidelman aus St. Louis und Denver.

Kassierer Wilfried Selinka berichtete, dass die Geldsorgen des Vereins trotz rückläufiger Spendenbereitschaft etwas kleiner geworden seien. Seit 2013 übernimmt die Stadt die Stromkosten für die Synagoge in Höhe von 3000 Euro im Jahr. Außerdem gab es einen Zuschuss vom Land zur Förderung von Gedenkstätten und noch einmal 400 Euro für Jugendarbeit. Trotzdem wies die Kasse ein leichtes Minus auf, dies sei auf Darlehenstilgung und Rücklagen für den Ausbau des Besprechungsraums zurückzuführen, so Selinka.

Die Entlastung beantragte Roland Trojan, sie erfolgte einstimmig. Klaus Schubert dankte anschließend Pfarrer i.R. Ulrich Schury, der jahrelang Aufsicht in der Synagoge gemacht hat und sich jetzt weitgehend zurückziehen möchte. Seine Aufgaben übernimmt Gisela Schumayer. In der Diskussion ging es um die Pflege des jüdischen Friedhofs. Diese gestaltet sich schwierig, da die israelitische Religion die Grabpflege gar nicht vorsieht, ebenso wenig den Erhalt der Grabsteine. Andererseits seien die Interessen des Tourismus und die Sicherheit der Besucher zu berücksichtigen. Bei großen Sicherheitsmängeln sei zu befürchten, dass die Stadt den Friedhof schließe.

"Die Aufgaben wachsen" stellte Klaus Schubert fest. Er will auf eine noch stärkere Vernetzung mit der Stadt hinarbeiten: die Gedenkstätte im Haag solle Teil des öffentlichen Lebens und Lernens in Haigerloch werden.