Wirtschaft: Firma Flaiz Polstermöbel aus Gruol mehrere Tage ohne Telefon- und Internetanschluss

Über Tage hinweg ohne Internet-, Telefon- und Faxanschluss zu sein ist schon für viele Privatleute eine unangenehme Sache. Für das Gruoler Unternehmen Flaiz Polstermöbel war diese Situation ein geschäftliche Katastrophe. Fast zwei Wochen war sie ohne jegliche Telekommunikationsverbindung.

Haigerloch-Gruol. Was Geschäftsführer Roland Flaiz und sein Sohn Volker, derzeit noch Assistent der Geschäftsführer aber im nächsten Jahr voll in der Geschäftsführung des mittelständischen Unternehmens mit 32 Mitarbeitern dabei, unserer Zeitung über ihre Erlebnissen in den vergangenen Tagen berichten, klingt fast ein wenig bizarr. Und ist doch eine exemplarische Geschichte dafür, wie sehr auch Firmen in ländlichen Regionen auf funktionierende und schnelle Internet-Verbindungen angewiesen sind – und vor allem, wie sehr sie darunter leiden, wenn sie diese nicht haben.

Was schnellen Internet-Zugang betrifft, so fristet die Ortschaft Gruol seit langem ein Mauerblümchen-Dasein. Mehr als 2 Mbit/s Datenübertragungsgeschwindigkeit gab es im größten Haigerlocher Teilort bisher nicht. Ein Zustand den man sich übrigens mit dem Nachbarort Stetten teilt. "Seit vier Jahren haben wir mehrfach bei der Telekom angerufen und nach schnelleren Lösungen gefragt", erklärt Volker Flaiz. Diese aber konnten dem Gruoler Familienunternehmen nicht angeboten werden.

Umso erfreuter war man in der Firma Flaiz, als die Stadt Haigerloch in Zusammenarbeit mit Rosenfeld Ende 2016 die HLkomm/Pepcom mit dem Aufbau eines schnellen Glasfasernetzes (FTTC) beauftragte, das eine Datengeschwindigkeit von 50 Mbit/s ermöglicht.

Flaiz Polstermöbel erhoffte sich durch diese Aufwertung eine enorme Verbesserung für die geschäftlichen Abläufe. "Bei uns sind permanent 15 PC-Arbeitsplätze online. Cloud-Anwendungen konnten wir bisher so gut wie nicht nutzen", erklärt Volker Flaiz.

Laut ihm hat mit der bisherigen langsamen Datenleitung der Versand von Dateien mit vielen Megabytes – zum Beispiel CAD-Konstruktionsdaten – bis zu zwei Stunden gedauert. Wenn Microsoft automatisch Updates auf die Computer in der Firma aufgespielt hat, so ergänzt Roland Flaiz, war ein paralleles Arbeiten am Rechner praktisch unmöglich.

Insofern setzte man bei Flaiz große Hoffnungen auf das neue Glasfasernetz und schon im Mai beauftragte man einen IP-Anschluss mit 50 Mbit/s. Dies war offenbar verbunden mit der Zusage, dass der neue Provider den alten Vertrag kündigt und die Portierung des neuen Anschlusses übernimmt.

Nachdem der technische Aufbau des Netzes und der notwendigen Verteilerkästen in Gruol abgeschlossen war und die Firma Flaiz mehrfach Gespräche mit den Providern hinsichtlich der Vertragskündigung und eines konkreten Termins für die Neu-Portierung geführt hatte, ging das Unternehmen davon aus, dass die Umschaltung der Telefonleitungen und die Freischaltung des schnellen Internetzugangs am 28. November erfolgt.

Doch an diesem Tag kam das böse Erwachen. "Ab morgens 8 Uhr hatten wir kein funktionierendes Telefon und Fax mehr und ab 16 Uhr keinen Internetzugang", schildern Volker und Roland Flaiz die Situation. Die "Funkstille" hielt trotz aller Bemühungen des Gruoler Unternehmens zehn Tage an.

Für das Unternehmen eine schöne Bescherung – mitten im Weihnachtsgeschäft. Die geschäftliche Kommunikation mit Kunden und Zulieferern konnte mühsam nur über ein Handy aufrecht erhalten werden. "Wir wissen gar nicht so genau, welche Aufträge uns in dieser Zeit nicht erreicht haben und ob sich die Interessenten jemals wieder bei uns melden", beschreibt Roland Flaiz die Situation. Er schätzt den erlittenen Verlust auf eine fünfstellige Summe ein.

Fast schwerer wiegt für ihn der Image-Schaden. Der Geschäftsführer: "Bei allen, die versucht haben, uns zu kontaktieren und bei denen wir uns nicht zurückmelden konnten, ist möglicherweise der Eindruck entstanden, die bei Flaiz haben’s gar nicht nötig."

Nachdem auch zwei angekündigte Technikertermine ergebnislos verstrichen, macht die Firma schließlich auf dem Rechtsweg Druck. Mittlerweile wurde reagiert und das Problem ist gelöst. Anscheinend waren Leitungen am Verteilerkasten nicht richtig verkabelt. Etwas, was sich schnell richten ließ.

Bei der Firma Flaiz ist man heilfroh, dass sich das Dilemann gelöst hat. Der Frust aber bleibt. "Die Geschichte hat uns Kosten verursacht und uns im Weihnachtsgeschäft blockiert.", so das Fazit von Vater und Sohn Flaiz. Ganz abgesehen vom Zeitaufwand. Sämtliche Vorkommnisse hat Volker Flaiz mittlerweile in über 50 E-Mails dokumentiert.