Ortschaftsrat Michael Schill gibt die Bürgerloable aus (links). Wegen des schlechten Wetters fand dieser Brauch gestern in der Harter Pfarrkirche und nicht beim Kriegerehrenmal im Freien statt. Das "Kreuzlesbier" für die Jungen gab es danach im Gasthaus "Waldhorn" (rechtes Foto; hinten links: Ortsvorsteher Thomas Bieger, rechts: Waldhornwirt Engelbert Bieger). Fotos:Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Harter feiern Patrozinium und traditionellen Loablesfeitig / Wegen Regens nicht im Freien

Von Thomas Kost

Haigerloch-Hart. Die Feier des Kirchenpatroziniums in Hart und die traditionelle Verteilung der Bürgerloable am gestrigen Sonntag standen diesmal unter besonderen Vorzeichen.

Denn erstmals seit 20 Jahren fand die Verteilung der Loable, in der Kirche statt. Normalerweise werden sie nach dem Festgottesdienst beim Kriegerdenkmal vor der Kirche ausgegeben. Aber weil es am Sonntagmorgen ausgiebig regnete, entschloss man sich kurzfristig dazu, die Verteilung der Loable im Altarraum der Kirche vorzunehmen. Ortschaftsrat Michael Schill gab die von der Rangendinger Bäckerei Mesam gebackenen Loable den aufgerufenen Personen oder deren Vertretern in die Hand.

Wer gerade an der Reihe war, das las der neue Harter Ortsvorsteher Thomas Bieger vor. Eigentlich war der gestrige Loablesfeitig der erste offizielle Auftritt Biegers, seit er im Juli als Nachfolger von Willi Mesam gewählt worden ist. Wenn man aber ganz streng ist, war es tatsächlich der zweite, denn Bieger hat bereits bei einer Trauerfeier in seiner Funktion als Ortsvorsteher gesprochen. Thomas Bieger erinnerte daran, wie wichtig das tägliche Brot eigentlich ist, denn es sei nicht allen Menschen auf der Erde beschert. Nach der Verteilung der Bürgerloable gab es im Gasthaus Waldhorn das traditionelle "Kreuzlesbier" (eine Rote Wurst und eine Bluna) für Schulbuben.

Die Verteilung der Loable beruht auf einer Begebenheit aus dem 17. Jahrhundert. Zu jener Zeit hat sich ein Adelsfräulein aus Hirrlingen in den Harter Fluren verirrt. Ein Harter Bauer und dessen Sohn wiesen ihr den rechten Weg zurück und als Dank machte die Frau diese Stiftung, die heute von der Stadt Haigerloch aufrecht erhalten wird.

Das Patrozinium der Kirchengemeinde zu Ehren von Johannes dem Täufer wurde vom Musikverein Hart festlich mitgestaltet. Pfarrer Dieter Mayer erinnerte in seiner Predigt nicht nur an diesen Märtyrer, der mit seinem Leben für seinen Glauben einstand, sondern auch an aktuellere Zeitgenossen, die ihre Überzeugung mit dem Leben büßten: Theologe Friedrich Bonhoeffer und Ordensfrau Edith Stein. Sie wurden als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus hingerichtet (Bonhoeffer), beziehungsweise fielen dem Holocaust zum Opfer (Stein).

Weil am heutigen 1. September vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begann, erinnerte Mayer auch an die derzeitigen Kriegsopfer im Irak und in Syrien.