Zunftmeister Hartwig Eger beehrt Regierungspräsident Klaus Tappeser mit einem Orden der Haigerlocher Narrenzunft. Foto: Lenski Foto: Schwarzwälder-Bote

Narrentreffen: Bilanz nach drei tollen Tagen fällt positiv aus.

Haigerloch - Auch die schönste Fasnet muss einmal enden. Schon am Sonntagabend und erst recht am Montagmorgen begann das große Aufräumen nach dem dreitägigen Narrenspektakel, mit dem die Narrenzunft Haigerloch ihren 111. Geburtstag feierte.

Der Umzug am Sonntag war kaum vorüber, da fuhr auch schon der "Besenwagen" durchs Städtle und reinigte die Straßen von dem, was bei Narrentreffen eben dort so hinfällt: Konfetti, Stroh, Bonbons. Gestern morgen beseitigte der städtische Bauhof dann die letzten Hinterlassenschaften, die beim großen Narrensprung am Sonntag mit 4000 Hästrägern und Fasnetsmusikern angefallen waren.

Mitglieder der Haigerlocher Narrenzunft bauten derweil das große Barzelt auf dem Freibadparkplatz ab und räumten die Küche in der Witthauhalle auf. Die Witthauhalle selbst wurde noch am Sonntagabend leer geräumt, damit sie am Montag wieder für sportliche Aktivitäten der Schulen und Vereine zu Verfügung stehen konnte.

Mitten unter den Helfern Zunftmeister Hartwig Eger, dessen Stimme vom vielen Reden und Moderieren ziemlich kratzig war. Über Wochen und Monate hatte er sich mit nichts anderem als der Festorganisation beschäftigt. Sein erstes Fazit nach drei tollen Festtagen fiel überwiegend positiv aus. Sicher war vielleicht nicht immer alles so perfekt, wie sich die Narrenzunft das selbst dachten, aber das ist für eine Veranstaltung in diesen Dimensionen normal. Von allen Seiten, so Eger, habe es viel Lob gegeben.

Sehr gefallen, so ergab es sich zumindest im Gespräch mit unserer Zeitung, hat es den Fasenickeln aus Kipfenberg nahe Eichstätt. Die oberbayerischen Narren hatten mit etwas mehr als 300 Kilometern den längsten Anfahrtsweg. Die Kipfenberger, die mit ihren Goaßlschnalzern und dem Ruf Gö-Sucht (Gelbsucht) imponierten, hatten ihr Nachtlager in der Tennishalle direkt neben der Witthauhalle aufgeschlagen.

Ebenfalls sehr angetan vom Städtle war der Narrenbund aus Neuhausen auf den Fildern (nicht wie irrtümlich geschrieben Neuhausen ob Eck). Mit 500 Narren, die sich auf sage und schreibe 16 Gruppen verteilten, waren die Neuhauser die größte Gruppe im Umzug. "Uns hat es uns sehr gut in Haigerloch gefallen – angenehme Atmosphäre, freundliches Publikum, Kinder die sich noch bedanken und trotz hohem Besuch keine störenden und auch nicht erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen", brachte es ein Neuhauser Narr auf den Punkt.

Mit hohem Besuch war Ministerpräsident Winfried Kretschmann gemeint. Dieser präsentierte sich in Haigerloch nicht als abgehobener Staatsmann, sondern recht leutselig. Kretschmann war auch dazu bereit, auf der Bräutelstange zu reiten.

Ob er allerdings am Fasnetsmontag nach Gruol kommen wird, bleibt noch abzuwarten. Gruols Narrenchef Mathias Flaiz hat den Ministerpräsidenten jedenfalls beim Zunftmeisterempfang spontan zum großen Fasnetsumzug eingeladen und ihm einen Gruoler Narrenkalender geschenkt. Kretschmann, so verriet Flaiz unserer Zeitung, habe der Kalender sehr gefallen und er kenne auch Gruol, weil er ein Kruzifix aus dem früheren Kloster bei der Clemenskirche besitze.

Wer inmitten der Prominenz aus Politik und Narretei durch Abwesenheit glänzte, war indes Haigerlochs Bürgermeister Heinrich Götz. Er hatte sich bereits im Vorfeld bei den Narren aufgrund einer wichtigen familiären Verpflichtung entschuldigt und dem Narrentreffen einen guten Verlauf gewünscht.

Dennoch stieß seine Abwesenheit bei so einem wichtigen Anlass auf Unverständnis. Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) übte beim Zunftmeisterempfang jedenfalls zwar in gereimter aber deshalb nicht weniger scharfen Form Kritik am Fehlen des Bürgermeisters. Wehrle: "Denn das älteste Fäscht in diesem Flecke, isch eure Fasnet, ich wett ums Verrecke. Und do isch es die Pflicht und Schuldigkeit, vom Schultes, dass er steht bereit."