Die Dimensionen des Pumpwerks, das auf der Kläranlage in Gruol entsteht sind bereits gut zu erkennen. Auf den "Unterbau", in dem später die Pumpen untergebracht sind, kommt noch ein Betriebsgebäude mit der ganzen Steuerungstechnik drauf. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Weil die Gruoler Kläranlage im Mai 2014 stillgelegt wird, entsteht ein neues Pumpwerk

Von Thomas Kost

Haigerloch-Gruol. Von wegen Handwerkerferien. Auf der Kläranlage in Gruol geht’s richtig rund: Eines der wichtigsten städtischen Bauprojekte in diesem Sommer ist dort im Werden.

Denn, so ist es mit dem Landratsamt vereinbart, die Kläranlage in Gruol soll bis Mai 2014 stillgelegt werden. Das Abwasser aus dem knapp 1700 Einwohner zählenden und größten Teilort der Stadt wird dann über eine 3,7 Kilometer lange Druckleitung durchs Stunzachtal gepumpt. Beim Autobahnzubringer mündet diese Leitung in einen bestehenden Kanal, durch den das Gruoler Abwasser dann in die große städtische Kläranlage im Karlstal fließen kann.

Das auf knapp 1,1 Millionen Euro Kosten taxierte Bauprojekt macht auch Sinn: Nach dem Wegfall der Schlossbrauerei in Haigerloch wurden auf der Kläranlage unterhalb Trillfingens Kapazitäten frei. Oder andersrum gesagt: Sie konnte längst nicht mehr so effizient arbeiten, wie zu Zeiten, als noch nährstoffreiche Brauerei-Abwasser floss. Diesen Mangel soll das Abwasser aus Gruol künftig ausgleichen. Zudem hat die Kläranlage in Gruol trotz einer größeren Sanierung im Jahr 2000 ihren technischen Zenit ziemlich überschritten.

Wenn das Pumpwerk dort erst einmal fertig und in Betrieb ist, bleiben lediglich noch das bisherige Belebungsbecken mit rund 520 Kubikmetern Fassungsvermögen und ein weiteres Becken mit rund 270 Kubikmetern in Dienst. Sie übernehmen dann die Funktion von Regenrückhaltebecken und sind laut Klärmeister Gerd Hölle in der Lage, bei Starkregen drei Tage lang Wasser zwischenzuspeichern, bevor es mit Druck durch die neue Leitung in Richtung Karlstal gepumpt werden kann.

Wer sich unter der Leitung allerdings einen mächtigen Abwasserkanal aus Beton vorstellt, der täuscht sich. Die Druckleitung besteht aus flexiblen Kunststoffröhren mit einem Durchmesser von schlanken 160 Millimetern, die miteinander verschweißt und am Rande der alten Verbindungsstraße durchs Stunzachtal und teilweise unter dem Straßenbelag verlegt werden bevor die Leitung bei der B463 unter der Eyach hindurch an den bestehenden Abwasserkanal angedockt wird wird. Die Leitungsverlegung in Richtung Hospach ruht jedoch gerade, weil die Firma Jäckle aus Loßburg Sommerpause macht.

Weil die Leitung fast vier Kilometer lang ist, macht ihre Verlegung mit knapp 560 000 Euro den Löwenanteil der Baukosten aus. Sie ermöglicht jedoch auch den Anschluss verschiedener Anwesen im Stunzachtal ans Abwassernetz, die bisher ihre Abwässer über eigene Klärgruben entsorgt haben. Den Bau des Pumpwerks bewerkstelligt derweil die Firma von Alexander Parisi (AP) aus Rangendingen.

Die große Kunst ist es laut Gerd Hölle trotz der derzeitigen Baumaßnahmen, den Betrieb der Gruoler Kläranlage aufrecht zu erhalten. Und wenn im Mai 2014 die Anlage still gelegt wird, muss auf Anhieb fast alles funktionieren. Viel Spielraum zum Experimentieren bleibt da nicht.