Nachdem einem Arbeitseinsatz der Bad Imnauer Feuerwehr ist der Gedenkstein an der Bad Imnauer Scheibussteige wieder sichtbar. Trotz seiner fast 180 Jahre ist der anderthalb Meter hohe Stein noch einigermaßen gut erhalten. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Dank Gerhard Eger und Hechinger Ehepaar Mangler enthüllt Gedenkstein an Imnauer Scheibbusteige seine Geschichte

Von Thomas Kost

Haigerloch-Bad Imnau. Bis vor kurzem war er praktisch unsichtbar und im Unterholz verborgen. Doch die Imnauer Feuerwehrsenioren haben ihn freigelegt: den Gedenkstein an der Scheibbussteige. Mit dem Stein kommt auch ein tragisches Ereignis ans Tageslicht, wie Gerhard Eger herausgefunden hat.

Die äußerst steile Scheibbussteige war früher die einzig befahrbare Verbindung von Bad Imnau zu den Feldern oberhalb des Kurortes in Richtung Felldorf. Sie beginnt etwas oberhalb der Sonnenhalde (beim Haus Ketterer) und führt hinauf auf die Anhöhen.

Dort hat sich vor fast 180 Jahren ein tragischer Unfall ereignet. Am 3. August 1836 fuhr der Waldschütz Xaver Kotz, Sohn von Josef Kotz und Katharina Eger, gegen 21 Uhr auf der Scheibbussteige wieder hinab Richtung Bad Imnau. Plötzlich ging der Sicherungsstift an der Achse seines Wagens (auf Schwäbisch die "Land") heraus und sein Pferd davon. Kotz wollte das instabile Fuhrwerk noch halten, kam dabei aber unter den Wagen und wurde erdrückt als zwei Räder über ihn rollten. Bei seinem Tod war Xaver Kotz 50 Jahre und acht Monate alt, seine Frau – Luzia Stegger – war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben.

Warum man das fast zwei Jahrhunderte nach dem Unfall heute so genau weiß?: Nun, ein bisschen Auskunft geben die Inschriften auf dem Stein, noch genauer beschrieben ist das Unglück aber im Totenregister der Pfarrei Imnau. Der in Trillfingen lebende Gerhard Eger (74), pensionierter Lehrer und gebürtiger Bad Imnauer, hat darin die Informationen über das Unglück gefunden.

Seitdem die Scheibbussteige und der Gedenkstein im Rahmen der Aussbesserung des Eichhörnchenpfades in diesem Frühjahr wieder freigelegt wurden, hat der Gedenkstein Eger beschäftigt. Die verwitterte Frakturschrift auf dem Stein konnte aber auch er kaum lesen. Um sie zu entziffern, kam ihm das Hechinger Lehrerehepaar Ruthild und Engelbert Mangler zu Hilfe. Beide engagieren sich für die Bewahrung und die Dokumentation von Grenzsteinen und Kleindenkmälern. Gerhard Egers Ehefrau Monika kennt beide.

Für Ruthild Mangler war das Thema gleich von Interesse und sie fuhr auch sofort nach Bad Imnau, um den Stein selbst in Augenschein zu nehmen. Mit Hilfe der Manglers konnte die Inschrift entziffert werden. Auf der Stirnseite des Steins steht: "Verunglückte den 3. August 1836 Abens 9 Uhr im 50ten Lebensjahr. Und darunter: Franz Xaver Kotz von Bad Imnau. Auf der linken Seite und rechten Seiten des Steins ist ein Spruch aus dem Matthäus-Evangelium zu lesen: "Wachet – ruft uns dieser Dein Stein u. seid auch ihr bereit (links) denn zur Stunde die ihr nicht vermuthet wird der Sohn der Menschen kommen" (rechts).

Damit war für Gerhard Eger der Weg für weitere Recherche frei. Wer aber hat den Stein zur Erinnerung an den Unfall aufgestellt? Das ist eine Frage, auf die auch er bislang keine Antwort gefunden hat.