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Gemeinderat erteilt Strabag AG/DRP den Zuschlag. Millionenertrag erwartet.

Haigerloch - Ein jahrelanger politischer Prozess ist an einer entscheidenden Wegmarke angekommen. Die Erddeponie "Grund" wird verpachtet und zwar für einige Millionen Euro.

Wie viele genau, das lässt wohl definitiv erst am Ende der Pachtzeit sagen. Völlig im Ungewissen bleibt die Pachtsumme aber nun wieder auch nicht, ganz ins Blaue hinein hätte der Haigerlocher Gemeinderat schließlich niemals eine Entscheidung getroffen. Aber es gibt eben ein paar denkbare Varianzen, kommen wir also endlich zu den Zahlen.

Wenn die Bietergemeinschaft Strabag AG/Dr. Pfirmann – so wie vom Gemeinderat beschlossen – die Deponie fünf Jahre lang pachtet und dort neben niedrigeren Z-Klassen (z.B. Z 1.2) jährlich auch 50 000 Tonnen Material der Güteklasse Z 2 einbauen darf, dann ist der Stadt eine Pacht in Höhe von 8,375 Millionen Euro garantiert.

Es könnte aber auch mehr Geld in die Stadtkasse fließen: Verlängert sich der Pachtzeitraum auf sieben Jahren, dann bietet Strabag/DrP als Bonus weitere 875 000 Euro Pacht an. Plus 3,50 Euro für jede Tonne an Z 2-Material, die über die im eigentlichen Fünfjahresplan kalkulierten 250 000 Tonnen auf der Deponie eingebaut werden.

Es könnte aber auch weniger Geld in die Stadtkasse fließen: wenn Strabag auf der Deponie lediglich Z 1.2-Material anliefern und deponieren darf, dann sinkt die Pachtsumme auf 7,5 Millionen Euro. Und wenn im jetzt anstehenden Genehmigungsverfahren nur Bodenmassen der Verwertungsklassen Z 0* plus zehn Prozent Z 1.1 für Baustraßen auf der Deponie zugelassen werden sollten, dann sinkt der garantierte Pachtzins auf 2,5 Millionen Euro. Die Spannbreite liegt also zwischen diesen erwähnten 2,5 Millionen Euro und 8,375 Millionen plus X.

Was auf der Deponie "Grund" letztendlich möglich ist und was nicht, das liegt nun in den Händen von Behörden wie zum Beispiel dem Regierungspräsidium. Mit ihnen muss Strabag nach Abschluss eines Pachtvertrages mit der Stadt Haigerloch nämlich in Prüfungs- und Genehmigungsverfahren gehen. Aus dieser Sache ist die Stadt raus.

Ziel der Strabag/DrP- Arbeitsgemeinschaft ist bekanntlich, die Erddeponie als solche aufzugeben und aus ihr ein technisches Bauwerk zu machen. Aber wie geht so was?

Vereinfacht dargestellt: Zuerst wird die Deponie mit mehr oder weniger belastetem Aushub, Schutt und Abbruchmaterial aufgefüllt und am Ende mit einer mineralischen Schicht abgedichtet, damit so gut wie kein Wasser mehr in die Auffüllmasse sickern kann.

Die Abdichtung wird zusätzlich mit einer etwa ein Meter dicken Rekultivierungsschicht bedeckt. Auf diesen Hügel baut Strabag am Ende zusammen mit der EnBW eine Photovoltaik-Anlage.

Die Auffüllung der Deponie dient somit im Prinzip nur dazu, ein Fundament für die PV-Anlage zu schaffen. Aus deren Betrieb winken der Stadt auch nach Ende der Deponie-Verpachtung zudem noch langfristige Pacht- und Gewerbesteuereinnahmen. Und eine Nachsorgepflicht entfällt bei dieser Vorgehensweise auch.

Bauwerk statt Deponie: Das klingt zu simpel um wahr zu sein. Doch wie hatte schon Umwelt-Ingenieur Thomas Pfirrmann bei der Vorstellung des Strabag-Projektes im Oktober 2015 im Gemeinderat gesagt: "Das ist kein Taschenspielertrick, sondern eine legale und oft angewandte Methode."