Abendmahlskirche: Turmschaft wird jetzt in der Werkstatt der Holzbaufirma Kessler gründlich restauriert

Die Turmspitze hebt sich langsam über das Gerüst und schwebt, am Haken eines Krans hängend, langsam zur Erde. Der Glockenturm der Evangelischen wird Abendmahlskirche abgebaut und nach Hirrlingen in die Zimmerwerkstatt verfrachtet.

Haigerloch. Auch für Kranführer Michael Karau von der Firma Brielmann aus Mössingen ist das kein alltäglicher Einsatz. Er hat in seinem langen Berufsleben vorher erst einmal einen Kirchturm abgebaut. Die Aktion am Montag Morgen verläuft reibungslos. Im Führerhaus fast liegend steuert Karau den Kran, die Mitarbeiter der Zimmerfirma Kessler "navigieren" auf dem Dach und vertäuen die Teile am Kran. Die Spitze wiegt bei einer Höhe von sechs Metern 1,2 Tonnen, der Turmschaft ist vier Meter hoch und wiegt 1,4 Tonnen, Der Glockenstuhl mit den fünf Glocken bringt 1,8 Tonnen auf die Waage.

Als erstes schwebt die Turmspitze zu Boden und wird neben dem Eingang geparkt, gefolgt vom Glockenstuhl. Zuletzt wird er Turmschaft abmontiert. Er wird auf einen Lastwagen verladen, und in der Zimmerwerkstatt der Firma Kessler restauriert. Glocke und Turmspitze bleiben vor der Kirche stehen.

Das ganze Ausmaß der Schäden am Turmschaft zeigt sich, als er auf der Erde liegt. Firmenchef Josef Kessler zeigt die Schäden am Gebälk, die durch Feuchtigkeit, den davon bedingten Insektenfraß und Fäulnis entstanden sind.

1958/59 wurde der Turm schon mal saniert, wegen der beengten Platzverhältnisse und wegen eingeschränkter finanzieller Mittel konnte das aber nicht so gründlich gemacht werden. "Noch mal eine halbherzige Sanierung hat keinen Sinn", erklärt Kessler. Diesmal wird konsequent ans Werk gegangen. Es soll soviel vom ursprünglichen Gebälk erhalten bleiben wie möglich, gleichzeitig werden statisch belastbare Verbindungen in der Holzkonstruktion hergestellt. Stahl wird dabei höchstens sparsam eingesetzt was mit Holz geht, wird mit Holz gemacht, so der Zimmermeister.

Da das in der Werkstatt und auf festem Boden besser zu machen ist als im beengten Turm in luftiger Höhe, rechnet Kessler damit, dass diese Arbeiten in drei Wochen erledigt sind. Das Ziel, zum 30. Juli die Glocken läuten zu können, ist also nach wie vor realistisch. Es soll übrigens bei den fünf Glocken bleiben, obwohl diese eine Herausforderung für die Statik des Turms sind. Aber man könne eben nicht einfach eine rausnehmen, so Pfarrerin Dorothee Kommer, den dann stimme der Klang nicht mehr.

Auch die Fassadenverkleidung wird erneuert, dabei werden größere Platten eingesetzt, um mehr Stabilität zu erreichen. Laut Pfarrerin Kommer wird sich das Aussehen des Turmes dadurch nicht verändern.