Josef Schneider, früherer Lokalredakteur des Schwarzwälder Boten, verstarb im Alter von 91 Jahren. Foto: Archiv/Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachruf: Früherer Lokalredakteur Josef Schneider verstorben

Haigerloch-Gruol. Es ist eine schmerzliche Nachricht für alle, die ihn kannten. Und das ist eine beachtliche Zahl von Menschen. Josef Schneider, jahrzehntelang als Lokalredakteur des Schwarzwälder Boten im Raum Haigerloch tätig, lebt nicht mehr.

Es war ihm vergönnt, seinen Ruhestand, den er 1990 mit 65 Jahren antrat, noch lange im seinem Haus in der Heiligkreuzstraße in Gruol und im Kreise seiner Familie genießen zu können. Denn erst vor wenigen Wochen begann sich sein Gesundheitszustand ernsthaft zu verschlechtern. Am Montag verstarb er im schließlich im Alter von 91 Jahren im Krankenhaus in Balingen.

Man kann mit Fug und Recht von einem erfüllten Leben sprechen, das Josef Schneider im Dienste regionalen Berichterstattung verbracht hat. Ohne Zweifel hat er maßgeblich dazu beigetragen, dem Schwarzwälder Boten in Haigerloch und im Umkreis zu dem Ansehen zu verhelfen, dass die Zeitung heute noch genießt.

Geboren am 19. Juli 1925, besuchte Josef Schneider die Volksschule in Gruol. In jungen Jahren, mit 17, erlebte er die Schrecken des Krieges. Zunächst beim Reichsarbeitsdienst in der Bretagne, danach an der Front in Russland, wo Schneider schwer verwundet wurde.

Pfarrer ermuntert ihn zum Schreiben über das Lokalgeschehen

Nach der Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft 1945 arbeitete Josef Schneider zunächst in der elterlichen Landwirtschaft und besuchte die Landwirtschaftsschule auf Schloss Haigerloch. Der damalige Gruoler Ortspfarrer Gustav Reiber ermunterte den jungen Mann zum Schreiben über das Lokalgeschehen.

Wer hätte damals gedacht, dass daraus eine Lebensaufgebe wird? Diese Tätigkeit – die sich übrigens nicht nur auf den Raum Haigerloch beschränkte, sondern sich bis nach Bisingen, Burladingen, Sulz und Horb erstreckte – mündete 1956 in eine Festanstellung beim Schwarzwälder Boten, was ihn mit Stolz erfüllte.

Dank ihm entwickelte sich die "Zeitung aus Oberndorf" in Haigerloch prächtig, und schließlich wurde die Aufwärtsentwicklung, die in einer kleinen Schreibstube in seinem Wohnhaus begann, mit der Eröffnung einer Geschäftsstelle in Haigerloch im Jahre 1987 gewürdigt.

Dort war Josef Schneider gleichermaßen für die redaktionelle Berichterstattung als auch für das Anzeigengeschäft zuständig, mit Unterstützung fleißiger Anzeigenmitarbeiterinnen.

Auch wenn er kurze Zeit später in Rente ging, das Zeitungsgeschäft ließ ihn nicht mehr los. Als freier Mitarbeiter übernahm er für seine Nachfolger noch viele Jahre unzählige Presse-Termine Immer zuverlässig, immer pünktlich, ausgewogen und mit Augenmaß.

Der Ruhestand gab ihm aber auch die Muße, sich um Heimatgeschichte zu kümmern. Mehrere Bücher hat Schneider über Themen verfasst, die ihm sehr am Herzen lagen. Sei es über den Haigerlocher Handwerkerjahrtag, Krippenkunst in Hohenzollern oder Weihnachtsbräuche. Die verlorene Jugend im Krieg arbeitete Josef Schneider ebenfalls in zwei Büchern auf, vor allem im autobiografischen Buch "Stationen bewegter Jugendjahre".

Der schon 1985 mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnete Redakteur war tief geprägt von christlichen Werten. Diese Einstellung half ihm wohl auch dabei, den frühen Tod seines Sohnes Ulrich (1983 im Alter von 19 Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen) sowie den Tod seiner geliebten Ehefrau Katharina (2005) hinzunehmen.

Großes soziales Engagement bewiesen

Und dann gab es noch die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten, die Schneider bei der Kolpingsfamilie Gruol, im VdK, im Gruoler Altenwerk oder auch im Beirat der Sozialstation St. Fidelis ausgeübt hat. Alles an dieser Stelle aufzählen, würde den Rahmen sprengen, aber selbst die wenigen Beispiele zeugen von seinem großen sozialen Engagement. Selbst ihm hohen Alter hielt er noch Dia-Vorträge bei Altenwerken.

Haigerloch verliert mit Josef Schneider einen prägenden Charakter. Mit den Töchtern Edeltraud und Annerose deren Familien und den Verwandten trauern viele Bürger.

Der Trauergottesdienst für den Verstorbenen ist am morgigen Freitag, 4. November, ab 14 Uhr in der Gruoler Clemenskirche. Die anschließende Beisetzung auf dem findet im engsten Familienkreis statt.