Erika Hummel ist überzeugt, dass das Gütenbacher Rathaus (im Vordergrund) ein gutes Bild abgibt und auf jeden Fall bestehen bleiben soll. Ein Abriss würde die Fabrikgebäude im Hintergrund in den Mittelpunkt stellen und damit das Ortsbild deutlich verschlechtern. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder-Bote

An Unterschriftenaktion haben sich bisher mehr als 300 Einwohner beteiligt / Sie fühlen sich auch bei anderen Themen schlecht informiert

Gütenbach (sh). In Gütenbach rumort es: Eine große Zahl von Bürgern hat bereits bei einer Unterschriftenaktion einer Bürgerinitiative zum Erhalt des bisherigen Gütenbacher Rathauses unterschrieben. Der Gemeinderat plant, so war bei den Beratungen zur Sanierung des Ortskerns immer wieder zu hören, das Gebäude abzureißen und das Rathaus in das ehemalige King-Gebäude zu verlegen.

Doch nun regt sich offensichtlich in der Gemeinde massiver Widerstand. In diesem Zusammenhang wurden auch Vorwürfe gegen Verwaltung und Gemeinderat laut, dass die Bürger über die geplanten Aktionen und vor allem auch die dabei entstehenden Kosten nicht ausreichend informiert würden. Schon bei der letzten Gemeinderatssitzung hatte Erika Hummel als Zuhörerin angekündigt, dass sie sich mit Nachdruck für den Erhalt des bestehenden Rathauses einsetzen werde. Sie kündigte eine Unterschriftenaktion an, für die sie inzwischen auch weitere Mitstreiter gewinnen konnte.

Der Erfolg dieser "Bürgerinitiative gegen den Abriss des Rathauses" überrascht auch sie selbst. In der ganzen Gemeinde herrsche mehrheitlich die Ansicht, dass ein Abriss des Rathauses nicht akzeptabel sei. Dies belegt die große Anzahl an Unterschriften, die bereits gesammelt werden konnten: Inzwischen haben mehr als 300 Gütenbacher Bürger diese Aufforderung gegen den Abriss des Rathauses unterzeichnet. Und Erika Hummel und ihre Helfer sind sich sicher, dass noch zahlreiche weitere Unterschriften folgen.

Allein die 300 vorhandenen Unterschriften entsprechen etwa einem Drittel der wahlberechtigten Bürger. Dies ist sicherlich ein Votum, über das Verwaltung und Gemeinderat nicht einfach so hinweggehen können. Erika Hummel fühlt sich dabei mit ihrer Initiative bestätigt.

Nachdem die Bürger durch die Presse über die entsprechenden Pläne informiert wurden, seien viele "entsetzt über diesen Plan. Sie wollen ihr Rathaus behalten."

Die Bürger hätten hier mehr von ihrem Gemeinderat erwartet. Immer wieder könne man hören, so Erika Hummel, dass der neue Gemeinderat vielleicht zu jung und unerfahren sei. Man verstehe nicht, dass das Rathausgebäude, erst 55 Jahre alt, nicht sanierungsfähig sein sollte ganz im Unterschied zum King-Gebäude, das noch mit einer großen Altlast belastet sei. Unverständlich sei für die Bürger auch, so Erika Hummel weiter, dass in Gütenbach das Rathaus dann mitten zwischen den Industriegebäuden stehen soll: "Wir sind doch nicht an Rhein und Ruhr sondern mitten im Schwarzwald!"

Und auch der angekündigte Dorfplatz anstelle des Rathauses habe viele Nachteile, so schön er auch angelegt würde. Denn der Platz liegt direkt an der Durchfahrtstraße, gerade für Kinder und ältere Bürger nicht gerade ideal.

Und auch die anderen Akteure stimmen diesen Argumenten zu. Rita Hermann machte deutlich, dass nach dem Abriss die dahinter liegende Mauer und Straße in den Mittelpunkt rücke. Klaus Braun meinte gar: "Das ganze gibt keinen Sinn. Die Bausubstanz beim Rathaus ist gut. Auch wenn man Strom, Wasser und Heizung sanieren muss, lohnt sich das."

Darüber hinaus müsse man auch bedenken, dass die Gemeinde eine rückläufige Entwicklung durchmacht, sei es von den Einwohnerzahlen oder auch von der Infrastruktur, wenn etwa – wie kürzlich – das Grundbuchamt geschlossen wird. Vor allem machten die Redner deutlich, dass sie auch in anderen Fragen die Bürger nicht ausreichend informiert sehen. Dazu gehörten Sanierung und Teilabriss der Schule oder der Bau des Feuerwehrhauses. Die geplante Bürgerversammlung könne auf keinen Fall ausreichen, um all diese Fragen zu klären. Und so läuft die Unterschriftenaktion in der nächsten Zeitweiter. Viele weitere Bürger hätten schon angekündigt, dass sie unterschreiben wollen.