Das Thema Rathaussanierung spaltet in Grosselfingen auch weiterhin die Gemüter. Foto: Midinet

Haug fürchtet wegen Unterschriftenaktion um Zuschüsse fürs Rathaus. Senner findet Bürgerbegehren gut.

Grosselfingen - Zwei politisch aktive Grosselfinger haben ein Bürgerbegehren zur Ortskernbelebung gestartet. Dieses kommt bei den Bürgern für Grosselfingen und den Freien Wählern sehr unterschiedlich an.

"Grundsätzlich sind wir für jede Form von Bürgerbeteiligung und freuen uns, wenn interessierte Bürger sich einbringen und mitwirken. Was dieses Bürgerbegehren angeht, so ist es hinsichtlich des Themas Rathaus aus unserer Sicht jedoch unnötig", sagt Thomas Haug von der Liste "Bürger für Grosselfingen" (BfG) zur Unterschriftenaktion, die Berthold Lenz und Petra Reichert-Kötzle ins Leben gerufen haben (wir berichteten). Das Rathaus sei ein Kernthema bei der Kommunalwahl 2014 gewesen, die Bevölkerung habe sich hier ganz klar entschieden, "auch wenn diese Richtung einigen wenigen sehr aktiven Leserbriefschreibern nicht passt".

"Das Bürgerbegehren finde ich gut", sagt Rudi Senner von den Freien Wählern. Die Bürger würden sich für die beste Lösung für Grosselfingen entscheiden. Dies sei unabhängig davon, welches Ergebnis herauskomme, sollte es einen Bürgerentscheid geben. Senner hat Verständnis dafür, dass die Bürger, die sich in die Leader-Workshops eingebracht haben, enttäuscht sind, wenn sich nun niemand mehr dafür interessiert. Deshalb hält er das Bürgerbegehren für eine "lobenswerte Sache und gelebte Demokratie". "Vielleicht bringt das eher eine gute Lösung, als das, was bisher im Rat geliefert wurde", hofft Senner.

Auch wenn das Rathaus am jetzigen Standort bleibe, seien die Beiträge aus der Bevölkerung nicht verloren, findet Haug. In dem Bürgerbegehren sieht er eine "Verzögerungstaktik von wenigen Interessenvertretern, die die bereits beschlossene und im Haushalt 2015 eingeplante Rathaussanierung blockieren" wollen. "Die für 2015 beantragten etwa 500 000 Euro sind einfach weg, wenn dieser Zuschuss fürs Rathaus wegen der Leserbrief-Propaganda seit der Kommunalwahl und des Bürgerbegehrens nicht kommt", fürchtet Haug.

Die BfG haben laut Haug auch bereits über einen Bürgerentscheid zum Thema Marktplatzgestaltung nachgedacht und haben hierfür den Termin der Landtagswahl am 13. März 2016 ins Auge gefasst. "Jede der beiden Gemeinderatsfraktionen könnte bis dahin einen Entwurf zur Marktplatzgestaltung erarbeiten, über den die Grosselfinger dann abstimmen können", schlägt Haug vor.

In den nächsten Tagen möchten sich die beiden Fraktionen treffen, um mögliche Kompromisse auszuloten. "Es ist ungünstig, dass mit Petra Reichert-Kötzle ein ehemaliges Gemeinderatsmitglied der Freien Wähler dieses Bürgerbegehren mit initiiert", findet Haug. Dass das Bürgerbegehren wenige Tage vor diesem Treffen bekannt wurde, hält er für wenig hilfreich, um einen Kompromiss zwischen den Fraktionen zu finden.

Für Rudi Senner sind das Bürgerbegehren und die Arbeit unter den Gemeinderatsmitgliedern zwei Paar Stiefel. Die Verantwortlichen der Unterschriftenaktion hält er für "alt genug, um zu wissen, was sie tun". Mit den Gesprächen unter den Ratsmitgliedern habe die Aktion nichts zu tun. "Wenn die Leute sehen, dass es im Rat einen Kompromiss gibt, ist es ja auch möglich, dass sie das Bürgerbegehren zurückziehen", schließt Senner nicht aus, "aber vielleicht sind andere Konzepte sogar besser."

Durch die Umsetzung der Rathaussanierung sieht Senner die Gestaltung des Ortskerns in Gefahr, das eine könne man nicht ohne das andere tun: "Man muss den Ortskern, also das ganze Ensemble aus Marktplatz und Rathaus, als ganzes sehen, sonst wäre es nur die halbe Wahrheit", sagt Senner.