In den alten Schulbänken im "Archiv" der Dorfgemeinschaft Grömbach im Dachgeschoss des Kindergartens haben die Vorstandsmitglieder Stefan Scholz, Joachim Jag, Waltraud Bauer, Marianne Frey und Rita Hammann (von links) Platz genommen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Einem Museum gleich: Dorfgemeinschaft Grömbach stellt Exponate aus vergangenen Zeiten im "Archiv" aus

Seit 20 Jahren sammelt die Dorfgemeinschaft Grömbach historische Dokumente und Altertümer, um sie für die Nachwelt zu sichern. Ihr begehbares "Archiv" kann sich sehen lassen: Einem Museum gleich entführt es in eine längst vergangene Zeit.

Grömbach. Angefangen hatte alles 1996 mit einem großen Fest zum Abschluss der Dorfsanierung. Historisch interessierte Grömbacher gründeten danach den Arbeitskreis Heimatpflege, aus dem 2003 die Dorfgemeinschaft als gemeinnütziger Verein hervorging. Heute zählt die Dorfgemeinschaft 54 Mitglieder – 27 von ihnen sind in der Heimatpflege aktiv. Höhepunkt des Jahresprogramms ist auch diesmal wieder das Most- und Backhausfest, zu dem der Verein zum 18. Mal traditionell für den ersten Samstag im September einlädt.

Die vielen historischen Gegenstände, die die Grömbacher für eine Ausstellung am Dorffest im Gemeindehaus gesammelt hatten, wurden zunächst in gemeindeeigenen Räumen verstaut. Dem damaligen Bürgermeister Helmut Stepper, auf den auch die Idee zur Vereinsgründung zurück geht, war dies ein großes Anliegen.

Doch auf Dauer waren die vielen Exponate den Mitgliedern der Dorfgemeinschaft zu schade, um in einem Lager zu verstauben. Sie sollten vielmehr dauerhaft ausgestellt werden. Darin waren sich alle einig. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum wurde der Vorstand im Kindergarten fündig. Denn dort stand das Dachgeschoss leer. Es musste nur ausgeräumt und entstaubt werden. Nach einem größeren Arbeitseinsatz wurden auch noch der Naturholzboden abgeschliffen und frisch geölt und rundum ein künstlicher Kniestock samt Isolierung eingebaut.

Wirtsstube erinnert an Gasthäuser und Brauerei

Jetzt stand der Dorfgemeinschaft eine rund 140 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung – ausreichend Platz, um das Leben in Grömbach in vergangenen Tagen in nahezu allen Bereichen darzustellen. Mit Zwischenwänden und alten Holztüren aus Grömbacher Häusern wurden Räume geschaffen, die die unterschiedlichen Lebensbereiche darstellen. So wird ein Badezimmer mit Zinkbadewanne und einem alten Holzofen ebenso gezeigt wie das einstige "Plumpsklo". In der Küche stehen ein Küchenbüfett und ein Vorratsschrank, gefüllt mit Geschirr, Besteck, Eingemachtem und vielen wichtigen Küchenutensilien sowie handgeschriebenen Kochbüchern mit Großmutters Rezepten. Auf dem gusseisernen Herd steht ein altes Waffeneisen, und auch ein steinernes Spülbecken darf dort nicht fehlen.

In der "guten Stube" gleich nebenan ist der Tisch mit dem Sonntagsgeschirr samt Tafelsilber gedeckt, ganz so, als würden gleich die Gäste zum gemeinsamen Mittagsmahl eintreffen. Das gemütliche Sofa steht neben dem Ofen. Die Wand darüber schmücken zahlreiche Familienfotos.

Überhaupt wurde in allen Räumen auf Details großen Wert gelegt, ob bei den Lampen, bei Bildern oder der Hochzeitserinnerung, für die der Hochzeitskranz der Braut samt Myrtenstrauß des Bräutigams hinter Glas und eingerahmt an die Wand gehängt wurde. Ein Doppelbett samt Kinderbettchen und Waschtisch sowie ein mit handgearbeiteter Aussteuer aus Leinen und vielen historischen Kleidungsstücken gefüllter Kleiderschrank sind im Schlafzimmer zu finden.

I m Klassenzimmer stehen nicht nur die alte, aufklappbare Tafel und das Lehrerpult mit Globus, sondern auch Schulbänke in verschiedenen Größen. Auch dort wurde auf Details geachtet. Und so liegen Kreidetäfelchen und Griffel schreibbereit auf dem Tisch, und der lederne Schulranzen hängt aufgeräumt an der Seite am Haken. Mit einem Barren und Lederbällen wird Einblick in den Sportunterricht gegeben. Der "Fluchtschrank", der in der Ecke steht und mit Griffen versehen ist, um, wie sein Name schon sagt, notfalls mit dem Wichtigsten fliehen zu können, steht am Rand.

Da auch Berufe zum dörflichen Leben gehören, werden Arbeitsgeräte und -materialien von Schreiner, Metzger, Imker und Schuster ebenso gezeigt wie Utensilien für die seltenen Reisen. Auf dem Gebälk liegen Geräte aus der Land- und Forstwirtschaft und für die Gartenarbeit wie Mist- und Heugabeln, Rechen oder Sägen.

Und weil es früher viele Gastwirtschaften in Grömbach gab und dazu noch eine eigene Brauerei, hat die Dorfgemeinschaft auch noch eine gemütliche Wirtsstube eingerichtet. Die 1880 gegründete Hirschbrauerei, deren Betrieb wegen fehlender Nachkommen und mangelnden Rohstoffen nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt wurde, zählte bis zu 80 Mitarbeiter. Sie wurde zu einem späteren Zeitpunkt abgerissen. Ihre Keller existieren aber heute noch unter Privathäusern in der Ortsmitte, weiß Stefan Scholz, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, zu berichten. In der Wirtsstube der Dorfgemeinschaft können die Besucher Bierflaschen mit Aufdruck "Hirschbrauerei" und Geschirr mit der Aufschrift "Gasthaus zum Hirsch" bestaunen.

Besichtigungsmöglichkeit für Interessierte

Auch für das alte Fahrrad der Gemeindeschwester samt fahrbarem Krankenstuhl hat sich ein Plätzchen gefunden. Und wer in den 1950er-Jahren wo in Grömbach gewohnt hat und wie die "Hausnamen" der Bewohner lauteten, das erfahren die Besucher anhand einer Karte im Treppenhaus, wo auch an die Gefallenen der Gemeinde im Ersten Weltkrieg erinnert wird.

Besichtigen durften die Grömbacher das "Archiv" der Dorfgemeinschaft bei einem Tag der offenen Tür. Wer einen Blick hinein werfen möchte, kann sich bei den Mitgliedern der Dorfgemeinschaft anmelden. Auf speziellen Wunsch werden auch Kleingruppen durch die Räume geführt.