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EnBW-Vertreter stehen Rede und Antwort in Sachen Windräder in Grömbach.

Grömbach - Zwei Windräder könnten schon bald im Gerechtigkeitswald in Grömbach stehen. Über die Anlagen und den Planungsstand informierte die EnBW Windkraftprojekte GmbH im Lindenforum.

Zahlreiche Grömbacher, aber auch viele Interessierte aus den Nachbargemeinden waren gekommen, um von den Vertretern der EnBW Näheres über das "Windparkprojekt Grömbach" zu erfahren. Begrüßt wurden sie von Moderator Jobst Kraus. Bereits im Jahr 2002 sei mit der Ausweisung der Vorrangfläche für Windenergie die Grundlage für den Bau von Windenergieanlagen auf Grömbacher Gemarkung gelegt worden, blickte Bürgermeister Armin Pioch auf die Anfänge zurück. Damit wollte die Verwaltungsgemeinschaft Pfalzgrafenweiler, Grömbach und Wörnersberg verhindern, dass Windkraftanlagen "wild gebaut" werden könnten.

Dass nun in Grömbach zwei große Anlagen entstehen sollen, die das Bild der Gemeinde prägen werden, sei nicht unbedingt erfreulich, räumte der Bürgermeister ein. Allerdings sollten auch die Grömbacher nach Fukushima einen Beitrag zum Klimawandel leisten.

Die Idee, in Grömbach einen Windpark zu bauen, hatte die EnBW bereits 2008, sagte deren Projektleiterin Anna Immel. 2015 sei das Unternehmen in die Detailplanung eingestiegen und habe viele Untersuchungen vorgenommen oder in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse derzeit von unabhängigen Gutachtern ausgewertet und bewertet werden.

1,5 Kilometer Abstand zu Schernbach

Der Standort der Windräder sei nicht nur wegen der Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans auf eine bestimmte Konzentrationszone festgelegt, erklärte die Projektleiterin. Wegen Brutstätten des Wespenbussards sei er weiter eingeschränkt worden und liegt nun südwestlich von Grömbach, etwa 2,5 Kilometer von der Bebauung entfernt. Näher dran sind aber die umliegenden Orte. Der Abstand zu Schernbach (Seewald) beträgt nur 1,5 Kilometer, der zu Edelweiler und Kälberbronn (Pfalzgrafenweiler) jeweils 2,3 Kilometer. Wörnersberg ist mit 3,2 Kilometern am weitesten weg.

Derzeit noch Verhandlungen

Was der EnBW jetzt noch fehlt, ist das Grundstück für eine der Anlagen. Laut Anna Immel stehe die EnBW mit der Gemeinde und den betroffenen Privatwaldbesitzern in Kontakt. Sollten die Verhandlungen scheitern, soll sie in Richtung Grömbach verrückt werden. Dann würden beide im Staatswald stehen.

Es gibt aber noch eine zweite Hürde. Denn erst wenn die Genehmigung nach Bundesimmissionsschutz–Gesetz (BImSchG) vorliegt, kann die EnBW an einem Ausschreibungsverfahren teilnehmen. So sieht es das neue Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) vor. Anna Immel hofft, dass die Genehmigung noch in der ersten Jahreshälfte 2017 eingeht und die EnBW die Anlagen im kommenden Jahr in Betrieb nehmen kann.

In der anschließenden Diskussionsrunde stellten die Gäste Fragen, die von der Projektleiterin, von Ulrike Ahrens, zuständig für die Standortanalyse, und vom Teamleiter Windkraft Onshore BW Nord, Michael Soukup, beantwortet wurden. An Tafeln gab es zudem Kartenmaterial, das über die Lage des geplanten Windparks, über technische Daten sowie über die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung informierte.

In der Fragerunde ging es um Windwerte und Windmessungen, um die voraussichtliche Leistung der Anlagen, aber auch um die Frage, wie das Baumaterial in den Wald hinein und der Strom wieder heraus transportiert werden soll und wie viel Wald gerodet werden muss. Darüber hinaus wollten die Bürger wissen, wie weit die Geräusche der Anlagen zu hören sein werden und wie es mit dem Infraschall aussieht.

Maximal 35 Dezibel werden im "worst case", also im ungünstigsten Fall, in den umliegenden Orten zu hören sein, versprachen die EnBW-Vertreter. Was den Infraschall anbetrifft, so verwies Michael Soukup auf Messungen der Länder Baden-Württemberg und Bayern. Da der Abstand zu allen Gemeinden mehr als die empfohlenen 700 Meter beträgt, seien keinerlei Auswirkungen zu befürchten.

Soukup rechnet damit, dass rund zehn Hektar Wald gerodet werden muss. Davon werde ein Großteil nach Bauende wieder aufgeforstet. Für die Restfläche müsse die EnBW einen Ausgleich schaffen.

Gewerbesteuer und Pacht für Gemeinde

Und der soll, versprach Anna Immel, auf Grömbacher Gemarkung erfolgen. Spekulationen, der Windpark in Simmersfeld werde nach Fertigstellung des Projekts in Grömbach abgebaut, erteilte Soukup eine klare Absage. Beide Anlagen hätten unterschiedliche Betreiber.

Grömbacher Gemeinderäte wollten wissen, welche Vorteile das Projekt der Gemeinde bringt und wer im Falle eines Abbaus in 25 bis 30 Jahren die Kosten trägt. Jährliche Pachteinnahmen und Gewerbesteuereinnahmen lautete die Antwort auf die eine Frage. Für den Abbau müsse die EnBW gerade stehen oder, sollte sie die Anlage veräußern, ihr Nachfolger.

Insgesamt verlief die Informationsveranstaltung harmonisch. Nur zwei Gäste wollten sich mit den Antworten auf ihre Fragen zum Thema Infraschall und wegen einer fehlenden Simulation, die die Anlagen in der Landschaft zeigen, nicht zufrieden geben. Allerdings stammen die beiden aus Altensteig und Igelsberg und sind von dem Projekt zumindest nicht direkt betroffen. Die Simulation sei wegen des kurzfristig anberaumten Termins nicht mehr fertig geworden, entschuldigte sich Anna Immel. Sie versprach, sie so schnell wie möglich auf die Internetseite zu stellen.

Seite 2: Daten & Zahlen

■Auf der Vorrangfläche Windkraft der Verwaltungsgemeinschaft Pfalzgrafenweiler, Grömbach, Wörnersberg ist der Bau von zwei Windenergieanlagen des Typs Vestas V136 mit einer Nabenhöhe von 166 Metern und einem Rotordurchmesser von 136 Metern geplant. Damit werden beide Windräder insgesamt 234 Meter aus dem Boden ragen.

■Die Fläche liegt im Gerechtigkeitswald auf Gemarkung Grömbach. Die Anlagen sind 1,5 Kilometer von Schernbach, 2,5 Kilometer von Grömbach, jeweils 2,3 Kilometer von Edelweiler und Kälberbronn, und 3,2 Kilometer von Wörnersberg entfernt.

■Die prognostizierte Leistung von jeweils 3,45 Megawatt reicht aus, um rund 5000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

■Die EnBW rechnet mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund zehn Millionen Euro.