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Jeder erwachsene Deutsche besitzt einschließlich seiner Alterssicherung statistisch gesehen 150.000 Euro Vermögen. Den Beamten geht es besonders gut.

Berlin/Stuttgart - Finanzkrise - von wegen: Jeder erwachsene Deutsche besitzt einschließlich seiner Alterssicherung statistisch gesehen rund 150.000 Euro Vermögen. Den Beamten geht es besonders gut.

Die privaten Vermögen in Deutschland sind der Studie zufolge sehr ungleich verteilt. Die Schere zwischen arm und reich dürfte sich deshalb weiter öffnen. Die Ungleichverteilung sei aber geringer, wenn man die Ansprüche an die Gesetzliche Rentenkasse und Beamtenpensionen mit einbeziehe, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Überdurchschnittlich gut stehen sich demnach Beamte und Pensionäre. Und die Berliner Forscher gehen davon aus, dass diese Vermögensungleichheit auch künftig zunehmen wird - nicht zuletzt durch Rentenreformen.

Die DIW-Experten stellen fest, dass die großen Unterschiede bei der Verteilung von Geld- und Sachvermögen etwas gedämpft werden, wenn man Renten- und Pensionsansprüche hinzurechnet. Denn praktisch alle Erwachsenen sammelten Ansprüche an die diversen Alterssicherungssysteme. Zudem seien die Anwartschaften auf eine gesetzliche Rente gedeckelt - "selbst mit einem Spitzeneinkommen kann man hier nur Rentenansprüche bis zu einer gewissen Höhe erwerben". DIW-Fachmann Joachim Frick fügt aber hinzu, die Konzentration der Vermögen bleibe sehr hoch.

Die Deutschen verfügen laut Studie 2007 über Ansprüche an Rentenkasse und Beamtenpensionen von 4,6 Billionen Euro. Das entspricht 67.000 Euro je Erwachsenem. Zusammen mit dem individuellen Geld- und Sachvermögen von durchschnittlich 88.000 Euro ergebe sich im Schnitt ein Gesamtvermögen von 155.000 Euro pro Person. Nach Berufen liegen Beamte an der Spitze. Im Pensionsalter verfügen sie über ein Vermögen inklusive Altersvorsorge von 502.000 Euro. Durchschnittsrentner können 233.000 Euro verbuchen. Ein ungelernter Arbeiter kommt auf 74.000 Euro, ein Handwerksmeister auf 130.000 Euro, ein Selbstständiger auf 220.000 Euro. Dagegen bringt es ein Arbeitsloser nur auf 56.000 Euro. Insgesamt summieren sich die Renten- und Pensionsansprüche der Deutschen auf 4,6 Billionen Euro.

Der Vorsitzende des baden-württembergischen Beamtenbundes, Volker Stich, wies gegenüber unserer Zeitung darauf hin, dass Beamte "vom Menschentyp eher Rücklagen bilden" würden. Zudem seien nur ein Viertel im mittleren Dienst beschäftigt, dreiviertel (unter anderem Lehrer) dagegen im gehobenen und höheren Dienst. Ihre Pension sei daher mit Arbeitnehmern im mittleren Management zu vergleichen und nicht mir einem Rentenmittel, dass auch kleinere Einkommen berücksichtige. Die durchschnittliche Pensionshöhe liegt laut Stich bei monatlich 2800 Euro. "Die Pensionen sind sehr gut", räumt Stich ein.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung kritisiert Frick, dass Beamte während ihres Berufslebens anders als Angestellte und Arbeiter - keinen Beitrag für ihre Altersversorgung bezahlen. Man sollte die Sozialversicherung als gesamtgesellschaftliches Vertragssystem interpretieren, so Frick: "Da würde jede Berufsgruppe reingehören."

Die Wirtschaftskrise, die Deutschland 2009 in die schärfste Rezession der Nachkriegszeit geschickt hatte, wird die Vermögen nach Ansicht der Forscher zwar schmälern, aber an der ungleichen Verteilung wenig ändern. Zwischen 2001 und 2007 sei das private Geldvermögen um rund ein Drittel gestiegen, danach bis 2008 aber nur um rund 2,4 Prozent gesunken. Für künftige Generationen steige das Risiko von Altersarmut. Grund dafür seien sinkende Versorgungsniveaus als Ergebnis von Reformen bei den Alterssicherungssystemen. Deshalb würden bald mehr ältere Menschen auf die Grundsicherung von Hartz IV angewiesen sein, betont DIW-Experte Markus Grabka. Eine konkrete Zahl nennt er jedoch nicht. Seine Prognose gilt besonders für Ostdeutschland, wo das Geld- und Sachvermögen deutlich geringer ist als im Westen.