Um Leiharbeit und prekäre Beschäftigung ging es in einer Podiumsdiskussion, an der Politiker, Landtagskandidaten und Vertreter von Institutionen teilnahmen, darunter Landtagsabgeordneter Norbert Beck (am Mikrofon). Foto: Haubold

Diskussionsrunde mit Politikern und Kandidaten bei der IG Metall Freudenstadt.

Nordschwarzwald - Die IG Metall Freudenstadt hatte bei ihrer jüngsten Delegiertenversammlung im Sportlertreff in Glatten eine Podiumsdiskussion zu Leiharbeit und prekärer Beschäftigung organisiert und dazu Abgeordnete und Kandidaten für die Landtagswahl eingeladen.

Der Erste Bevollmächtigte Reiner Neumeister von der IG Metall Freudenstadt beleuchtete im Vorfeld die Forderung der Gewerkschaft, Leiharbeit und prekäre Beschäftigung einzudämmen. Das Beschäftigungswunder sei in Wahrheit gar keins, wandte sich Moderator Kai Bliesener, Bezirksleiter aus Stuttgart, zunächst an Ulrich Viertl von der Arbeitsagentur Nagold.

"Niedrige Renten als Effekt niedriger Löhne"

Die Ursache für die steigende Erwerbstätigkeit sei in Wirklichkeit mehr Zeitarbeit und Mini-Jobs. Drei Viertel der Zeitarbeiter, die vermittelt würden, kämen aus der Arbeitslosigkeit, argumentierte der Agentur-Vertreter. Man versuche, dass die Zeitarbeitsfirmen unbefristete Verträge anbieten. In der Zeitarbeit steckten auch Chancen, wieder langfristig in Arbeit zu kommen.

Christian Kratzke, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald, warf aus Sicht der Krankenkassen ein, dass bereits im kommenden Jahr die Versicherungsbeiträge von Geringverdienern nicht mehr ausreichen würden, Zusatzbeiträge bei fast allen Kassen wären die Folge. "Niedrige Renten als Effekt niedriger Löhne", sagte Andreas Schwarz von der Rentenversicherung. Derzeit sei die Situation entspannt, doch das Rentenversicherungsniveau vor Steuern sinke seiner Meinung nach in den nächsten zehn Jahren. Man habe schon einiges auf der politischen Bühne bewegt, um mit "Equal Pay" in der Leiharbeit faire Bedingungen zu schaffen, betonte IG-Metall-Vorsitzender Joerg Weigand. Für manche Betriebe sei mit prekärer Beschäftigung aber gut Geld zu verdienen.

"Ein gewisses Maß" an Zeitarbeit

Aus dem Politiker-Team sprach sich Rainer Prewo (SPD) zwar gegen den Missbrauch von Leiharbeit aus, war sich aber sicher, dass "ein gewisses Maß" an Zeitarbeit nötig sei, um Aufträge bedienen zu können. Dass man auch in Zukunft mit Leiharbeit leben müsse, "weil sie den Unternehmen einen flexiblen Personaleinsatz ermöglicht", meinte auch Norbert Beck (CDU). Die Zeitarbeit habe in der Krise zwar Vorteile gebracht, doch die Ausgestaltung mancher Verträge öffne dem Missbrauch Tür und Tor, erklärte Cihan Polat (Grüne).

"Der Mindestlohn verhindert Arbeitsplätze", sagte FDP-Landtagskandidat Timm Kern. Die Zeitarbeit könne seiner Meinung nach ein Instrument sein, um aus der Arbeitslosigkeit zu kommen. Rolf Eberhardt (Die Linke) sprach sich gegen die Leiharbeit für weniger Geld aus und befand es als ein "unwürdiges Verhältnis für den Zeitarbeiter mit befristetem Vertrag, nicht zu wissen, was morgen ist".