Das Thema energetische Sanierung weckt Interesse. Foto: Pfeifer Foto: Schwarzwälder-Bote

Infoabend: Energieagentur, Verbraucherzentrale und Architekt informieren Glattener Bürger

Bei einem Infoabend im alten Schulhaus in Neuneck wurden zwei Themen miteinander verknüpft: Ziele, Inhalte und Fördermöglichkeiten im Rahmen des Landessanierungsprogramms sowie die Frage "Wie mache ich mein Haus fit?".

Glatten-Neuneck. Die Gemeinde Glatten hatte in Kooperation mit der Energieagentur in Horb und der Verbraucherzentrale zu der Veranstaltung eingeladen.

Nachdem Ortsvorsteher Frank Eisen die gut 30 Interessierten begrüßte hatte, ging Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer auf die Ziele des Landessanierungsprogramms ein. "Wir wollen Gebäude attraktiv, wohnlich und gemütlich machen, Leerstände füllen oder auch innerörtliche Potenziale – sprich: Bauplätze – schaffen, auf den demografischen Wandel reagieren, um mehr Kinderlachen in den Straßen zu hören." Die Gemeinde sei auch in Energiefragen unterwegs, so Pfeifer. Auch deshalb habe sie sich als Gesellschafter der Energieagentur angeschlossen.

Deren Geschäftsführer Martin Heer stellte die Agenda des Abends vor und nahm die Kernaussage vorweg: "Lassen Sie sich neutral beraten und gehen Sie das Thema an!"

Energieberater Heinrich Lutz aus Horb-Talheim, an diesem Abend in Diensten der Verbraucherzentrale, stellte die Vorteile von modernisierten Immobilien heraus: "Wertsteigerung, Bautenschutz, Dorferhaltung, Klimaschutz, verminderte Energiekosten – vor allem aber: Behaglichkeit und Wohnkomfort. Dies kann man gar nicht genug hervorheben!" Zudem sei der Erwerb von Bestandsgebäuden teilweise günstiger als ein reiner Bauplatz. Durch attraktive Fördermittel könne dies vor allem für junge Leute interessant sein.

1,2 Millionen Euro Fördergeld stehen zur Verfügung

Nachdem Lutz die Schimmelpilzgefahr von Wärmebrücken dargestellt hatte, ging er auch auf das Thema Dämmung und damit verbundene hartnäckige Vorurteile ein. "Schimmel entsteht entgegen der landläufigen Meinung meist durch fehlende Isolierung und durch falsches Nutzerverhalten", so der Energieberater. Es folgte eine Übersicht, was man gegen hohe Energieverluste tun könne. Diese Ansätze wie Dachdämmung oder Fenstertausch belegte er mit dem jeweiligen Einsparpotenzial und konkreten Preisen, bevor er auf das Heizsystem zu sprechen kam. Lutz: "Die Heizung und das System müssen zum Haus passen!" Außerdem lohne sich ein sogenannter hydraulischer Abgleich, der neben einer veritablen Kostenersparnis auch die Heizung effizienter arbeiten lasse. Dabei verwies er auf den "Heiz-Check" der Verbraucherzentrale.

Auch was auf einem Energieausweis steht und wie man ihn zu lesen hat, erfuhren die Zuhörer, bevor Lutz auf konkrete Sanierungsbeispiele und Neubauten nach KfW-Effizienzstandard 55 einging. Dabei erläuterte er, wie Energieberatung auf die örtlichen Gegebenheiten eingeht: Innen- statt Außendämmung zum Erhalt der historischen Schindelfassade, kleines privates Nahwärmenetz, Bauernhaus in prägnanter Innerortslage oder auch Lösungsansätze bei Reihen- und Mehrfamilienhäusern. Zum Schluss sprach er die Beratungsleistungen der Verbraucherzentrale an, die über die Energieagentur in Horb koordiniert werden. Seine finale Aussage: "Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei dem Zusammenspiel aus sehr guten Handwerkern, Planern und Beratern!"

Fragen der Zuhörer bezogen sich auf Themen wie Sonnenschutz bei modernisierten Fenstern, Schimmel, Vorgehen bei bestehender Innendämmung und Besonderheiten von Häusern in Holzständerbauweise.

Der Freiburger Architekt Thomas Thiele, von der Gemeinde für das Sanierungsgebiet in Neuneck als Sanierungsträger eingesetzt, erläuterte Sinn und Zweck der Vorhaben, die im Landes-sanierungsprogramm (LSP) eingebettet sind. Bis 2022 stehen 1,2 Millionen Euro Fördergeld für Projekte zur Verfügung. Thiele ging auf förderfähige Maßnahmen, Ausnahmeregelungen und Steuervor-teile ein. Dem Ortschafts- und dem Gemeinderat lagen bei der Festsetzung der Höchstförderung die Ziele des Klimaschutzes und der Energiewende am Herzen, sodass bei förderfähigen Kosten von 100 000 Euro der Maximalzuschuss nach Vorlage eines stimmigen energetischen Sanierungskonzepts statt 30 auf 35 Prozent erhöht wird. Thiele wies auch darauf hin, dass eine Doppelförderung von KfW-Zuschüssen und Sanierungsgeldern wirtschaftlich geprüft werden muss, da es unter Umständen eine Anrechnung von Förderleistung bei LSP-Verfahren gibt.

Dem seit 2003 in der Gemeinde Glatten tätigen Architekten ist das Sanierungsverfahren in Neuneck persönlich so wichtig, dass das Projekt in seinem Haus weiterhin "Chefsache" ist. Thomas Thiele warb daher um Verständnis, wenn er nicht gleich alle E-Mails beantworte, bat aber auch darum, bei ihm direkt nachzufragen, wenn man den Eindruck habe, dass etwas in Vergessenheit gerät.

Bürgermeister Pfeifer verabschiedete die Besucher, indem er Bezug auf das Sprüchlein über der Eingangstür nahm: "Ich wünsche mir, dass Sie anhand dieser Informationen tätig werden können."