Die Teilnehmer informierten sich in Eichstetten über das Wohnprojekt der dortigen Bürgergemeinschaft. Foto: Bruderhaus-Diakonie Foto: Schwarzwälder-Bote

Wohnen im Alter: 36-köpfige Gruppe aus Glatten besichtigt Einrichtungen für Senioren

Glatten. Wie wollen Bürger im Alter in Glatten leben? Bei einer Informationsfahrt der Gemeinde lernten die Teilnehmer ein Seniorenzentrum in Alpirsbach und ein selbstverwaltetes Wohnprojekt in Eichstetten am Kaiserstuhl kennen.

Lieber in einer selbstverwalteten Senioren-Wohngemeinschaft oder im Seniorenzentrum wohnen und gepflegt werden? Diese Frage beschäftigte die 36 Teilnehmer. Veranstaltet wurde die Fahrt im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens Glatten zum Thema "Wohnen im Alter". Unter den Teilnehmern waren auch Bürgermeister Tore Derek-Pfeifer und Barbara Steiner, Leiterin Geschäftsfeld Altenhilfe der Bruderhaus-Diakonie und Projektleiterin im Bürgerbeteiligungsverfahren, sowie Gemeinderäte und Fachkräfte der lokalen Altenhilfe.

"Ich hab fünf Kinder, die in ganz Europa verstreut sind. Auf die kann ich nicht zählen, wenn es um meine Pflege geht", erklärte eine Teilnehmerin und sprach damit vielen im Bus aus der Seele. Heidelore Gerusel, seit 52 Jahren verheiratet, ist wichtig: "Hauptsache wir bleiben zusammen." Die 73-Jährige und ihr vier Jahre älterer Mann sind noch fit und aktiv, wissen aber: "Wenn wir es nicht mehr schaffen, geht es ins Heim. Hauptsache, es ist bezahlbar." Die Teilnehmer steuerten das Seniorenzentrum der Bruderhaus-Diakonie in Alpirsbach an sowie das selbstverwaltete Wohnen der Bürgergemeinschaft Eichstetten. Altenhilfeexpertin Barbara Steiner hatte sich bei der Auswahl der Stationen an den Ergebnissen der "Zukunftswerkstatt Wohnen im Alter" orientiert. Die Interessen der Teilnehmer: selbstständig leben in vertrauter Umgebung, barrierefreie Wege und flexible Betreuungsmöglichkeiten im Alter.

Im Vorfeld hatten sie Vorurteile gegen Pflegeheime gehegt und waren überrascht, als sie die Einrichtung in Alpirsbach kennenlernten. Dass die Bewohner dort so viel Gemeinschaft pflegen können, wie sie möchten, sich aber auch zurückziehen können, kam gut an. Auch Bürgermeister Tore Derek-Pfeifer zeigte sich angetan: So etwas könne er sich grundsätzlich auch für Glatten vorstellen. Er zweifelte nur an der Größe, denn der Bedarf in Glatten sei kleiner als in Alpirsbach.

In Eichstetten trafen die Fahrt-Teilnehmer auf Michael Szymczak, Pflegedienstleiter und Beauftragter der Bürgerschaft Eichstetten, eines 1998 gegründeten Vereins mit 500 Mitgliedern. "Das Dorf übernimmt hier, was früher die Familie übernommen hat", stellte er das selbstverwaltete Projekt mit betreutem Wohnen und elf Pflegeplätzen vor. Das Konzept: Freiwillige aus dem Dorf helfen gegen ein festgesetztes Entgelt mit, die ältere Generation zu versorgen. Mit einer Basisqualifikation in Alltagsbegleitung übernehmen Dorfbewohner die Grundpflege und organisieren Hilfen und Dienstleistungen. Vom ambulanten Pflegedienst kommen Fachkräfte für pflegerische Maßnahmen. "Das ist kein Pflegeheim light", betonte Szymczak. "Bisher haben alle Bewohner hier die Zeit bis zu ihrem Lebensende verbracht." Dies sei durch das Zusammenwirken von Freiwilligen, Fachpflegekräften, Hausarzt und der lokalen Hospizgruppe möglich.

Barbara Steiner hat Erfahrung mit Bürgerbeteiligung in Altehilfeprojekten aus dem Projekt "Sorglos wohnen für Jung und Alt" in Dettingen/Erms. Dort leben mehrere Generationen in einem Gebäude. Die Pflege in der betreuten Pflegewohngemeinschaft für Ältere wird allerdings professionell geleistet. "Nicht überall können sich Bürger vorstellen, andere Menschen im Ort auch pflegerisch zu versorgen", so Steiner. "Das muss bedacht werden."

"Haben Sie etwas mitgenommen vom Tag?", fragte Bürgermeister Pfeifer auf der Rückfahrt. Großer Applaus von den Teilnehmern – allen hat es gefallen. Die Mehrheit im Bus kann sich ein bürgerschaftliches Konzept für Glatten vorstellen. Eventuell mit professioneller Pflege wie im Projekt "Sorglos wohnen". Die Gemeinde hat bereits das Naturerlebnisbad gemeinschaftlich realisiert. Eine Teilnehmerin gab zu bedenken: "Wir haben großen Gestaltungsraum und viel Freiheit. Das ist gut. Das Konzept erfordert aber auch großes Engagement und viel Arbeitsaufwand."