Auf dem neuen Fundament, vom Betriebsgebäude getrennt durch eine Feuerschutzwand, ist gestern morgen der neue 25-Megavoltampere-Transformator auf dem Gelände des Umspannwerks Geislingen installiert worden. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

EnBW stellt neue Technik ins Umspannwerk Geislingen / Kran hebt 51 Tonnen schweres Gerät vom Tieflader

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Es ist eine Investition in die Versorgungssicherheit: Seit gestern Morgen steht im Geislinger Umspannwerk (UW) ein neuer Transformator.

Als Arbeiter im Auftrag des Energiekonzerns EnBW gestern morgen anrückten, war es noch dunkel: Auf einem Tieflader wurde der Trafo zum Werk in der Ostdorfer Straße gefahren. Dann hob der Mobilkran eines Mössinger Spezialunternehmens das 51 Tonnen schwere Gerät vom Tieflader über den Zaun, punktgenau auf das Fundament, das vergangene Woche angeliefert worden war.

Die Vorbereitungen dafür liefen bereits seit April dieses Jahres (wir haben berichtet). Damals war ein rund 30 Jahre altes Fundament für einen Reserve-Trafo auf dem Gelände abgebrochen worden.

Am vergangenen Mittwoch wurde das neue Fundament einschließlich der Trafowanne angeliefert. Dieses ist so ausgelegt, dass es bei Bedarf auch einen 40-MVA-Trafo aufnehmen könnte. Das könnte dann notwendig werden, wenn im Bereich Geislingen deutlich mehr Strom aus dezentralen, erneuerbaren Energiequellen erzeugt würde.

EnBW-Pressesprecher Ulrich Stark erläutert die Arbeiten: Die gesamte Maßnahme sei einerseits "betrieblichen Belangen" geschuldet, nämlich der Wartungsintensität der mehr als 30 Jahre alten Anlagenteile. Andererseits diene sie der Versorgungssicherheit in der Region – durch bessere Reserven und Vorbereitung auf einen möglichen Zuwachs bei der erneuerbaren Energieerzeugung.

Zum einen sei die vorhandene luftisolierte Schaltanlage für 20-Kilovolt-Mittelspannung in die Jahre gekommen. Sie werde durch eine kompaktere, gasisolierte Schaltanlage ersetzt.

Auch die im Betriebsgebäude untergebrachte, sogenannte "Sekundärtechnik" soll auf einen zeitgemäßen Stand der Technik gebracht werden. Mit ihr erfolgt die Regelung und Steuerung des UWs sowie die Kommunikation mit der Netzleitstelle. Alle bisherigen Geräte stammen aus den 1970er-Jahren und zeigten zunehmenden Wartungsbedarf. Kernstück der Modernisierung ist aber der neue, zusätzliche 25-Megavoltampere-Trafo (MVa): Bislang steht in Geislingen nur ein einziger Trafo. Fiel der aus, musste die Verbindung mit dem UW Balingen über die auf zehn Megawatt begrenzten 20-Kilovolt-Leitungen hergestellt werden.

In Zukunft wäre auch bei einer notwendigen Wartung oder Erneuerung ein zweiter Trafo vorhanden, der die Gegend um Geislingen über die leistungsfähigere Hochspannungsleitung versorgt. Ulrich Stark bezeichnet das als "Maßnahme, die für die gesamte Region eine deutliche Verbesserung der Reservesituation bedeutet". Die Netze BW, Tochter der EnBW, investiert für die Modernisierung das Geislinger UWs rund drei Millionen Euro.

In UWen wie dem in Geislingen - wird in der Regel der Strom von 110 000 Hoch- auf 20 000 Volt Mittelspannung heruntertransformiert. Mit 20 Kilovolt wird er dann über Leitungen ins Umland transportiert.

Damit Strom in Haushalten und Betrieben genutzt werden kann, ist eine weitere Transformation nötig. Diese erfolgt in den Ortsnetzstationen von 20 000 auf 400 Volt. Von diesen führen schließlich Niederspannungsleitungen zu den Hausanschlüssen.

Das UW Geislingen ist hochspannungsseitig mit Balingen, Dotternhausen und Engstlatt verbunden. Generell gilt in Deutschland für die Stromnetze ab der Mittelspannung aufwärts das sogenannte "(n-1)-Prinzip": Aufgrund der Ringstruktur der Netze kann durch Schaltmaßnahmen ("Umleitungen") in der Regel die Versorgung auch dann aufrechterhalten werden, wenn eine Verbindung unterbrochen ist.