Im städtischen Gebäude "Schafhaus" waren früher Obdachlose und Flüchtlinge untergebracht. Mittlerweile ist es jedoch nicht mehr bewohnbar, weswegen Geislingen alternative Unterbringungsmöglichkeiten finden muss. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Geislingen plant Geld für Gebäudeerwerb und Betreuung ein / Finanzierung noch ungeklärt

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Größtes Thema werde 2016 die Unterbringung Asylsuchender sein, sagt Geislingens Bürgermeister Oliver Schmid. Im Haushalt sieht die Stadt 450 000 Euro für den Kauf von Gebäuden zu diesem Zweck vor.

Geislingen. Zum Jahresende wird die Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten geschlossen. Danach wird der Zollernalbkreis ankommende Flüchtlinge zur vorläufigen Unterbringung auf die Kommunen verteilen.

Kommunalverbände erwarten, dass baden-württembergische Städte und Gemeinden zwischen 0,6 und 1,1 Prozent ihrer Einwohnerzahl werden aufnehmen müssen. Für Geislingen wären dies zwischen 35 und 65 Menschen: 25 bis 47 in der Kernstadt, sechs bis elf in Binsdorf, fünf bis acht in Erlaheim.

Genaue Zahlen seien aber schwer zu schätzen, betont Bürgermeister Oliver Schmid im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Es gebe noch keinen amtlichen Wert, "deshalb können wir es nicht sicher sagen". Man wolle die Zeit bis 2017 aber nutzen, um die Stadt auf Flüchtlinge vorzubereiten.

Ein Problem sei der benötigte Wohnraum: Derzeit habe die Stadt nicht genügend Platz zur Unterbringung. Im Haushaltsplan 2016 stehen daher 450 000 Euro für den Erwerb und weitere 100 000 Euro für den Unterhalt entsprechender Räume bereit.

In das Geislinger "Schafhaus", die vormalige Bleibe für Asylbewerber und Obdachlose, wird jedoch kein Geld gesteckt: Dieses ist altersbedingt nicht mehr sanierungstauglich, die Wohnungen darin laut Schmid "nicht mehr menschenwürdig". Bereits im Februar soll das Gebäude abgerissen werden.

In Erlaheim steht ein Gebäude bereit, in dem bis zu zehn Flüchtlinge wohnen könnten. Derzeit ist dort eine siebenköpfige Familie untergebracht.

Schmid spricht sich klar für eine dezentrale Unterbringung im Stadtgebiet aus. Damit habe man "sehr gute Erfahrungen gemacht". So vermeide man Brennpunkte, und das Miteinander klappe besser, wenn die Asylsuchenden nicht "geballt" wohnten. Er erinnert daran, dass mittlerweile viele ehemalige, anerkannte Asylbewerber in der Stadt lebten.

Die Stadtverwaltung wolle versuchen, Privatwohnungen in allen drei Stadtteilen zu vermitteln und zu mieten. Geislinger Bürger hätten bereits von sich aus Gebäude als Wohnräume angeboten.

Die Erhebung möglicher Unterkünfte soll eine der Aufgaben des neuen Flüchtlingsbeauftragten sein. Dieses Amt wird Hubert Gulde vom Bürgerbüro übernehmen. "Er hat viele Kontakte, soziale Kompetenz, die nötige Empathie und wird das Thema gewissenhaft bearbeiten", ist der Bürgermeister zuversichtlich.

Der Flüchtlingsbeauftragte soll die zentrale Koordinierungs- und Beratungsstelle sein und sich. neben der Unterbringungsfrage auch um den Aufbau von Netzwerken und Helfergruppen kümmern. Gemeinsam mit Kirchengemeinden und Vereinen soll außerdem nach dem Vorbild positiver Beispiele im Kreis ein Integrationskonzept entstehen

Jürgen Koch, Vorsitzender des TSV und damit des größten Geislinger Vereins, hat laut Oliver Schmid bereits signalisiert, die Integrationsbemühungen nach Kräften unterstützen zu wollen. "Vereine sind unsere Stärke", findet der Bürgermeister. Mit ihrer Hilfe könne es gelingen, die Neuankömmlinge mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut zu machen.

Unklar ist im Moment allerdings, wie Investitionen und laufende Kosten für Wohnungen, Versorgung, Begleitung, Schulunterricht und Kinderbetreuung der Flüchtlinge finanziert werden sollen: Bislang sei nur von einer einmaligen Kostenpauschale von 137 Euro je Flüchtling die Rede gewesen, sagte Oliver Schmid im Gemeinderat. Er hoffe darauf, dass es den kommunalen Verbänden und der Landesregierung gelinge, bald eine vertretbare Lösung zu finden.