Brusthoch türmen sich vor Ostern die gefärbten Eier, bereit zum Abtransport. Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Hühner des Steinefurthofs legen dann täglich rund 24 000 Eier / Matthias Hölle: "Gras ist das Bombole zum Kraftfutter"

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Vor Ostern – wie auch vor Weihnachten – haben Matthias Hölle und seine Mitarbeiter auf dem Steinefurthof bei Binsdorf am meisten zu tun. In den zwei Wochen vor den großen Kirchenfesten steigt die Nachfrage nach Eiern um bis zu 30 Prozent.

Im Januar und Februar sind die Ställe des Steinefurthofs deshalb voll besetzt: 27 000 braune und weiße Hühner leben dann in den Hallen und auf den Wiesen des Betriebs. Im Alter von 20 Wochen kommen die jungen Hühner auf den Hof, wo sie zwölf bis 14 Monate leben – und legen.

"Jeden Tag ein Ei, und sonntags auch mal zwei" – diese Zeile aus dem 1930er-Jahre-Schlager ist falsch. Aber vier Eier in fünf Tagen schaffen Hühner tatsächlich. Pro Tag kommen auf dem Steinefurthof so etwa 24 000 Eier in die Kartons, die deckenhoch in der Halle lagern, wo die tierischen Produkte geprüft, sortiert und verpackt werden.

Das klingt nach enorm viel, aber der Steinefurthof sei trotzdem ein vergleichsweise kleines Unternehmen, sagt Eigentümer Matthias Hölle: "Wir sind ein Familienbetrieb, in dem der Chef jeden Tag selbst im Stall nach dem Rechten schaut." Der heute 48-Jährige hat den Betrieb 1993 von seinen Eltern übernommen (siehe Info)

Der Begriff Massentierhaltung ist verpönt, aber genau das betreibt der Steinefurthof im strengen Sinne. Enge Käfige oder kranke Hühner bedeutet das aber absolut nicht – den Hühnern geht es erkennbar gut. Davon kann sich jeder Interessierte selbst überzeugen: Der Steinefurthof bietet regelmäßig Betriebsbesichtigungen an. "Die moderne Tierhaltung ist auch zum Anschauen geeignet", findet Hölle. "Wir haben nichts zu verbergen."

Ob die Steinefurthof-Hühner glücklich sind? Ihr Besitzer ist davon überzeugt: "Sie legen fleißig Eier, sind gesund und haben eine gute Betreuung – es fehlt ihnen an nichts. Das liegt alles in meiner Hand, und ich will, dass es ihnen gut geht", sagt er bestimmt.

Das beginnt mit der regelmäßigen Lüftung sowie Hygiene in den Ställen und hört mit dem nötigen Auslauf nicht auf. "Sauberkeit im Stall ist für eine hygienische Produktion das A und O", so Hölle. als Einstreu werden statt Stroh Hobelspäne verwendet; der Mist wird zweimal wöchentlich aus den Voliéren entfernt:

Apropos Voliéren: Darin können die Hühner sich frei bewegen. Außerdem gibt es einen "Wintergarten" mit Frischluft. Und wenn das Wetter trocken ist, dürfen die Tiere aus der Halle auf das angrenzende Freigelände.

Geschützt vor hungrigen Füchsen durch einen Zaun können sie dort nach Lust und Laune scharren, picken und rupfen: "Gras ist das Bombole, der Nachtisch zum Kraftfutter", sagt Matthias Hölle.

Zum Legen gibt es dunkle, abgetrennte Bereiche, wohin sich die Tiere zurückziehen können. Von dort gelangen die Eier mittels vollautomatischer Förderbänder – der "Eierstraße" – direkt zur Verpackstelle, wo sie kontrolliert, nach Gewichtsklassen sortiert und verpackt werden.

Für Qualität und Stärke der Schalen ist es übrigens egal, ob die Eier von einem Huhn mit braunen oder weißen Federn stammen. Wichtiger ist die gleichbleibende Zusammensetzung der Ernährung.

Täglich drei Tonnen Kraftfutter fressen die Tiere. Dieses bezieht Hölle aus einem Futterwerk, das Weizen, Mais, Grünmehl, Soja und Raps aus größtenteils baden-württembergischer Erzeugung verwendet: "Wir müssen das nicht aus der ganzen Welt herankarren", findet er.

Überhaupt ist Regionalität für ihn ein wichtiger Aspekt: "In der Region für die Region", so sein Motto. Welchen Sinn mache es, Lebensmittel Hunderte von Kilometern durch die Gegend zu fahren?

In den Anfangsjahren lieferten die Hölles die Eier noch per Fahrrad oder Mofa an die Kunden aus. Doch diese Fahrzeuge sind schon lange Kleinlastern gewichen.

Der Steinefurthof beliefert heute vor allem Verbrauchermärkte, Bäckereien, Metzgereien oder Gastronomiebetriebe. Den Straßenverkauf und die Direktbelieferung von rund 1500 Haushalten hat man hingegen Mitte März nach rund 50 Jahren beendet (der Schwarzwälder Bote hat berichtet).

Ob Matthias Hölle noch Eier sehen und vor allem essen kann? "Ja, natürlich!", sagt er lachend, und hat einen Tipp für Genießer: Die Junghenneneier mögen die kleinsten und billigsten sein, "aber sie schmecken am würzigsten".

Ostereier wurden bei den Hölles früher für die heute erwachsenen Kinder wie bei anderen Familien auch versteckt und gesucht. Nur an den Osterhasen haben Tobias und Tina nicht lange geglaubt. Die Eier färbt man auf dem Steinefurthof aber schon lange nicht mehr selbst: Das übernimmt heute eine Firma in Aulendorf.

u Bereits 1760 wird der Steinefurthof in Kirchenbüchern erwähnt. Die Familie Hölle betreibt ihn in der vierten Generation, Tobias (23) und Tina (18) wären die fünfte.

u Mit der Hühnerhaltung haben Erwin und Elise Hölle 1957 angefangen. 250 Tiere hatten die Bauersleute, bevor die Spezialisierung auf die Eiererzeugung begann; rund 15 000 waren es 1993, als Matthias Hölle den Hof übernommen hat; heute gackern und legen dort 27 000 Hühner.

u 80 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche umgeben den Hühnerhof; diese werden von einem Lohnunternehmen bewirtschaftet, das erzeugte Getreide wird über die Kornkammer Dormettingen vermarktet.

u Neben den vier Hölles arbeiten derzeit 15 Angestellte auf dem Steinefurthof, vom Mann in der Packstelle bis zum Landwirtschaftsmeister und -techniker.