Musik: Thomas Wahl betreibt in Geislingen ein Tonstudio / Klangingenieur sitzt im von ihm selbst gebauten Regieraum

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Dank moderner Computer-Technik kann heute jede Kellerband eigene Songs aufnehmen und auf CD brennen. Doch wer will, dass sich die Stücke professionell anhören, geht in ein Tonstudio. Eines wie "Wahl of Sound Records" in Geislingen.

Geislingen. Dessen Betreiber, Thomas Wahl, 41 Jahre alt, stammt aus Tailfingen. Seit 2004 wohnt er mit seiner Frau Martina sowie den Kindern Marah und Aaron in Geislingen. Da hatte er sich gerade als Toningenieur selbstständig gemacht. Sein erstes Studio befand sich noch in einer Mietwohnung.

2013 sind die Wahls ins eigene Haus in der Straße Am Mühlegraben gezogen. Im Lauf der vergangenen beiden Jahre hat der Toningenieur darin eigenhändig einen schallgedämpften "Raum im Raum" gebaut: "Ich bin in einer Handwerkerfamilie aufgewachsen", sagt er dazu bescheiden.

Für den fachkundigen Gast ist die Ausstattung des Studios aber respektabel. Selbst ein deftiges Schlagzeugsolo ist außerhalb des Gebäudes kaum zu hören. Und es gibt sogar einen separaten Regieraum, von dem aus Thomas Wahl die Aufnahmen leitet.

Ursprünglich hat der Tailfinger Industriemechaniker gelernt und auch zehn Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. Musiker war er nebenher, als Schlagzeuger in der Albstädter Rockband "Sunrise".

Mit dieser hat er 2001 im Studio von Uwe Sessler ein Album aufgenommen. Dabei verbrachte er viel Zeit damit, dessen Betreiber beim Aufnehmen und Mischen über die Schulter zu schauen. Wahl war begeistert von den Möglichkeiten der Klangbearbeitung: "Das hat mich fasziniert. Danach wusste ich, was ich künftig beruflich machen will."

Er informierte sich über die Ausbildung zum Toningenieur und beschloss, an der renommierten, privaten SAE-Hochschule in Frankfurt ein Studium zum "Audio Engineer" anzustreben. Er absolvierte erfolgreich eine Aufnahmeprüfung und danach einen neunmonatigen Intensivkurs. Rund 7500 Euro hat er dafür bezahlt.

Danach bewarb er sich bei verschiedenen großen Studios – jedoch ohne Erfolg: Es habe damals keine freien Stellen gegeben.

Glück im Unglück: Die Gruppe "Sugar & the Candyband" suchte damals einen neuen Mann fürs Live-Mischpult – mit seinen Kenntnisse kein Problem. Wahl kaufte sich eine Beschallungsanlage, machte sich selbstständig und baute in Geislingen sein erstes, kleines Studio auf.

In den folgenden Jahren leitete er im Albstädter Musicland Studio eine Reihe von Aufnahmen und mischte mehrere komplette Alben. Die Liste seiner Zusammenarbeiten seither liest sich wie ein "Who is who?" der Pop- und Rock-Musik in der Region. In jüngster Zeit stand er beispielsweise für die Cover-Band "Pauls and the Girl" hinterm Live-Mixer, und auch das Jubiläumskonzert des Gesangvereins Eintracht im vergangenen Jahr hat er auf Festplatte gebannt.

Im Studio von "Wahl of Sound Records" kann dessen Chef eine gesamte Musikproduktion erledigen: von der ersten Aufnahme über die Auswahl der besten "Takes", Grobmischung und Fein-Mix mit Effekten bis hin zum Komplett-Mastering der CD, fertig für’s Presswerk. Je nach Auftrag kommen die Musiker in den 22 Quadratmeter großen Aufnahmeraum, spielen und singen ihre Titel ein – oder Thomas Wahl nimmt bei Auftritten entstandene Aufnahmen und poliert sie im Computer, seiner "Digital Audio Workstation" (DAW), professionell auf.

Die ungewöhnlichste Produktion? Da muss er nicht lange überlegen: Im Musicland-Tonstudio hat er eine 30-köpfige Guggenkapelle eine ganze CD einspielen lassen.

Neben seiner Arbeit als Toningenieur ist Wahl auch als Schlagzeuglehrer tätig. Und Musik macht er auch selbst noch immer: Er trommelt seit 2010 bei der Albstädter Band "Flad’Avanzo", mit der er ein bis zwei Konzerte pro Jahr spielt.

Ein Blick auf die Poster im "Wahl of Sound"-Studio verrät, wo die musikalischen Wurzeln des Betreibers liegen: "Ich kann es nicht leugnen, dass es mit den Beatles angefangen hat", sagt er verschmitzt. Privat höre er viel Verschiedenes aus dem weiten Feld zwischen Rock, Pop, Soul und Jazz. Nur wenn’s zu heavy oder zu elektronisch wird, dreht der Geislinger Klangtechniker den Ton ab.

Die Leidenschaft für Musik hat er allerdings nicht an seine Kinder vererbt. Sie haben eigene Interessen: Aaron ist beim TSV Geislingen Feuer und Flamme für Fußball, Marah tanzt im Miniballett der Erzinger Pflommasäck.