Die Erzieherinnen in Erlaheim, Geislingen und Binsdorf (von oben links im Uhrzeigersinn) sollen mit Fort- und Weiterbildungen für das Problem möglicher Traumatisierungen sensibilisiert werden. Fotos: Schnurr /Montage: Skoda Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Kindergärten sollen bereit sein, falls traumatisierte Flüchtlingskinder nach Geislingen kommen

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen bereitet sich auf die Betreuung von Flüchtlingskindern vor. Der Schwarzwälder Bote berichtet, wie diese Herausforderung in den Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen der Stadt angegangen wird.

Geislingen. "Ein Kind mit Fluchthintergrund, das viel Unsicherheit und oft auch Gewalt erlebt hat, braucht Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit", sagt Hauptamtsleiter Steve Mall. "Dafür kann die Kita mit ihrer besonderen Rhythmisierung und Beziehungsgestaltung ein wichtiger Ort sein. Hier fängt Integration an, und die pädagogischen Fachkräfte übernehmen hierbei eine zentrale und sehr wichtige Rolle."

Die Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätten sollen vor allem mit Fort- und Weiterbildungen für das Problem einer möglichen Traumatisierung der mit ihren Eltern in Geislingen ankommenden Kinder sensibilisiert werden. Die pädagogischen Fachkräfte werden zudem im Rahmen einer Supervision und eines Coachings durch einen externen Pädagogen begleitet. Außerdem soll laut Mall das gesamte Team im kollegialen Austausch über das Thema informiert und somit eine Grundlage für diese Arbeit geschaffen werden.

Katja Ruoff, Leiterin der Kita Pusteblume in Geislingen, hat mit einer Qualifizierung zur Elternbegleiterin begonnen. Dieser Kurs umfasst mehrere Unterrichtsblöcke sowie ein Selbststudium. Ziel ist es unter anderem, die Kompetenz von Eltern zu stärken, Bildungsoptionen zu eröffnen sowie Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zu fördern.

Mitte des Monats ist laut Mall ein Informationsbesuch in der Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Meßstetten geplant. Spätestens nach deren Schließung zum Ende des Jahres werden neu eintreffende Flüchtlinge auf die Kommunen im Zollernalbkreis verteilt – und somit auch nach Geislingen.

Die Kosten für die dann möglicherweise erforderliche Kita-Betreuung übernimmt der Landkreis als Sozialhilfeträger, sofern diese nicht die Standardleistungen übersteigen. Das gilt für Kinder ab dem dritten Lebensjahr während der Regelöffnungszeiten.

Privatleute, Gruppen, Kirchen und Vereine sollen außerschulischen Bereich abdecken

Doch die seelische und materielle Betreuung endet nicht im Kindergarten: Die außerschulische Betreuung soll laut Geislingens Hauptamtsleiter auch durch Angebote von privater Seite, Gruppen und Vereine sowie der Kirchen abgedeckt werden. Diese würden die Stadt bei sportlichen, musischen sowie künstlerisch-kreativen Spiel- und Freizeitangeboten unterstützen. Mit diesen solle die seelische Entwicklung der Kinder positiv beeinflusst und gefördert werden. Beispielsweise habe sich eine örtliche Künstlerin bereit erklärt, sich im Bereich der Malerei um Flüchtlingskinder zu kümmern. Im Aufbau befindet sich zudem ein Netzwerk ausgehend vom "Arbeitskreis Asyl" um den städtischen Beauftragten Hubert Gulde.

 Über die Vorbereitungen im katholischen Kindergarten, den Schulen sowie im Elterntreff und Jugendbüro lesen Sie in den folgenden Teilen dieser Serie.