Hier haben die Helfer Teile des Bodens entfernt, damit die Fachleute den Zustand des Gebälks untersuchen können, zeigt Helga Gambach (großes Bild). Die stellvertretende Vorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats Binsdorf-Rosenfeld hofft auf großzügige Unterstützung der Diözese Rottenburg-Stuttgart bei der Sanierung des denkmalgeschützten, ehemaligen Klosters. Im Keller wurde marodes Stütz- und Traggebälk bereits 2012 provisorisch ausgetauscht; so morsch, dass man Stücke mit den Fingern herausbrechen kann, sind manche der Balken unterm Dach (kleine Bilder, von oben). Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliges Kloster: Die katholische Kirchengemeinde Binsdorf steht vor großen Ausgaben für ihr Pfarrhaus

Das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster ist Mittelpunkt des Gemeindelebens von St. Markus in Binsdorf. Das heutige Pfarrhaus muss aufwändig renoviert werden.

Geislingen-Binsdorf. Genau 331 Jahre hat das von 1685 bis 1686 errichtete Gebäude auf dem First. Sein Alter hat sich in den vergangenen zehn Jahren immer mehr bemerkbar gemacht: Wassereinbrüche im Keller, Löcher im Boden, Risse im Putz, morsche Balken unterm Dach, Nachholbedarf beim Brandschutz – die Liste der Mängel und dadurch notwendigen Renovierungen ist seit 2007 stetig gewachsen.

Seither folgte Untersuchung auf Untersuchung. Es wurden immer wieder neue Schadstellen entdeckt, teilweise ausgebessert und Möglichkeiten einer umfassenden Sanierung diskutiert. Seit 2014 liegt der Gemeinde eine Untersuchung des Architekten und Bauforschers Stefan Blum vor, der seinerzeit auch den Umbau der Geislinger "Harmonie" begleitet hat. Diese weist unter anderem darauf hin, dass 32 der 50 Kehlbalken unterm Dach repariert beziehungsweise ersetzt werden müssen – oder sogar komplett fehlen.

Höchsten Handlungsbedarf sah der Kirchengemeinderat im Sommer 2012 bei den Balken im Keller: Diese waren durch vom Kirchplatz her eindringendes Wasser teilweise bis auf acht Zentimeter Dicke durchgefault; die Mauerlatte, auf denen sie aufliegen, ist zu großen Teilen zerstört. Deshalb wurden Stütz- und Traggebälk provisorisch ausgetauscht. Seither stockte die Erneuerung: Das Denkmalamt hat weitere Sicherungsmaßnahmen vorläufig untersagt.

In Sanierungspläne kommt Bewegung

Bewegung ist in die Renovierungspläne im vergangenen Jahr wieder gekommen, nach einer Hausbegehung mit dem für Binsdorf zuständigen, neuen Diözesanbaumeister Ralf Schneider im September. Jetzt konnte es endlich an die Bestandsaufnahme gehen, nach der entschieden wird, was getan werden muss.

Bereits im November haben freiwillige Helfer der Kirchengemeinde an drei Samstagen auf dem Dachboden des ehemaligen Klosters auf gesamter Länge Bodenplatten und Füllmaterial entfernt (wir haben berichtet). Der Holzsachverständige Robert Ott hat das Gebälk untersucht, unter anderem die Fußpunkte geprüft, auf denen die Balken aufliegen. Mit den Ergebnissen rechnet die Kirchengemeinde in Kürze. "Wir müssen uns überraschen lassen", sagt Helga Gambach, die stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats.

Was dabei herauskommen könnte, zeichnet sich an den Dachsparren ab: Nach einem Jahrzehnte zurückliegenden Wasserschaden ist das Holz nicht richtig getrocknet und stellenweise so morsch, dass man mit den Fingern Stücke herausbrechen kann. Sparren und Auflageflächen werden wohl von einer Fachfirma erneuert.

Liegt das Gutachten vor, werden Stefan Blum und Ralf Schneider mit der Kirchengemeinde beraten, was tatsächlich gemacht wird. 2018, hoffen Gambach und Kirchenpflegerin Brigitte Wolpert, könnte es dann endlich mit der Renovierung vom Keller bis unters Dach losgehen.

Künftig wieder zwei Mietwohnungen

Zwischenzeitlich hat der Kirchengemeinderat über die künftige Aufteilung des Gebäudes mit 733 Quadratmetern Nutzfläche entschieden. Davon ist die Erneuerung der Haustechnik mit Heizung (Pellets statt Öl), Wasser- und Stromversorgung abhängig.

Im derzeit ungenutzten Nordteil sollen künftig das Pfarramt, der Sitzungssaal des Kirchengemeinderats und die Sanitärräume untergebracht werden. Außerdem wird eine Wohnung für Vertretungspfarrer eingerichtet.

Im Südteil ist anstelle des Pfarramts eine zusätzliche Mietwohnung geplant; die vorhandene soll bestehen bleiben. Das Ziel ist klar: Man möchte wieder zwei Wohnungen anbieten können, als Einnahmequelle. Die bisherige Bleibe im Südteil war zuletzt "nicht zumutbar" gewesen.

Auch im Markusheim, dem Gemeindesaal, soll etwas getan werden. Beispielsweise muss die wohl in den 1950er-Jahren aufgetragene Dispersionsfarbe herunter, um Schimmel vorzubeugen. Die Narrenzunft muss ihr derzeitiges Narrenstüble aufgeben. Sie soll stattdessen einen Raum im Keller erhalten und in Eigenleistung herrichten.

Insgesamt mehr als eine Million Euro sind für diese Arbeiten veranschlagt: "Das kann die Gemeinde nicht alleine aufbringen", sagt Helga Gambach. Deshalb hoffe man auf einen großzügigen Zuschuss der Diözese für das denkmalgeschützte Gebäude.

Um den Eigenanteil von gut einem Drittel der Kosten zusammenzubekommen, hat die Diözese vorgeschlagen einen Förderverein zu gründen. Aber das sei nicht realistisch, sind sich Gambach und Wolpert einig: "Wir müssen die Leute direkt ansprechen."