Claudia Gekeler (von links), Heinrich Kirmeier, Christine Gulde und Susanne Schenk bestücken das öffentliche Bücherregal der Kirchengemeinde. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Literatur: Ein offenes Bücherregal steht nun an der St.-Ulrich-Kirche / Keine Furcht vor Vandalismus

Ein Regal mit reichlich Lesestoff gibt es seit etwa zwei Wochen im Eingangsbereich der St.-Ulrich-Kirche. Die Bücher gehören keinem und doch allen – jeder darf sich daran bedienen oder selbst ein Buch dazustellen.

Geislingen. Die Regeln sind auf einem Blatt beim Regal vermerkt und recht simpel: Jeder kann die Bücher ausleihen und wieder zurückbringen – oder auch behalten. Im Gegenzug kann man aber auch ein Buch aus dem eigenen Fundus ins Regal stellen und für alle öffentlich machen. Was man nicht sollte, erklärt Christine Gulde, ist mehr Bücher bringen, als das Regal fassen kann.

"Das ist ein Selbstläufer", meint die Kirchengemeinderätin. In vielen anderen Städten, so auch im Balinger Bahnhof, stehen offene Bücherregale, die bisher auf gute Resonanz gestoßen seien. Das Geben und Nehmen halte sich die Waage, erklärt die Initiatorin.

Bei einem Besuch in Augsburg war Gulde begeistert von einem öffentlichen Bücherregal in einem Park neben einer Kirche. Ihre Idee, dass so was auch nach Geislingen passen könnte, begeisterte auch Susanne Schenk, Georg Schuster und Claudia Gekeler vom Öffentlichkeitsausschuss des katholischen Kirchengemeinderats.

Von der Idee bis zur ersten Ausleihe ist ein halbes Jahr vergangen. Der Geislinger Rolf Eith, Schreiner und Katholik, zimmerte das Möbelstück zusammen und schenkte es der Kirchengemeinde, die das Material zur Verfügung stellte. Gulde hat inzwischen beobachtet, dass sich vor und nach den Gottesdiensten die Besucher von der Büchervielfalt anlocken lassen. Immer wieder blieben Kirchgänger stehen und schmökerten. "Das Regal soll einfach noch mehr Leben um die Kirche bringen", findet Gulde.

Rund 200 Bücher fasst die kleine Bibliothek derzeit Viele davon sind Überbleibsel des Bücherbasars zugunsten der Kirchenrenovierung im vergangenen Herbst. "Und es sind schon einige Bücher dazugekommen", bemerkt Christine Gulde beim Blick über die Buchrücken, dicht aneinander reihen.

Nicht nur religiöse Literatur wartet im öffentlichen Bücherregal auf interessierte Leser – auch viele Romane, Kinderbücher, Sach- und Kochbücher stehen zur Auswahl, darunter einige aktuelle Bestseller und Klassiker.

Die Tore zum Eingangsbereich sind nie verschlossen, so ist die kleine Bücherei rund um die Uhr zugänglich.

Dass das Bücherregal möglicherweise die Falschen anziehen könnte, das befürchten die Kirchengemeinderäte nicht. Sollte mal jemand auf die Idee kommen, Unfug mit den Büchern zu treiben, "dann schauen wir danach", meint Susanne Schenk.

Der stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende Heinrich Kirmeier hatte in den vergangenen Wochen vermehrt Müll und Verwüstung um die Kirche beklagt (wir haben berichtet). Der Öffentlichkeitsausschuss will in dieser Sache jedoch optimistisch sein. Schließlich komme fast täglich einer der Mitglieder am Regal vorbei und könne ein Auge darauf haben.