Mesner Georg Schuster zeigt: Der Kies war bis zum Erdreich vom Grab geräumt, die Weihwasserschale umgekippt. Foto: Schnurr

Vandalen wüten in Geislingen. Katholische Kirchengemeinde St. Ulrich verzichtet vorerst auf Anzeige.

Geislingen - Essensreste, Pizzakartons, Getränkedosen: Der Vorplatz der Kirche St. Ulrich ist am Wochenende verunstaltet und ein Grab geschändet worden.

Die ummauerten Flächen rund um die Geislinger Kirche sind traditionell Treffpunkt für Jugendliche. Vor allem in den warmen Monaten sitzen dort häufig Gleichaltrige beisammen. Die katholische Kirchengemeinde duldet das in aller Regel.

Doch diesmal haben es die unbekannten "Gäste" deutlich übertrieben: Sie verstreuten Kies vom Grab des ehemaligen Geislinger Pfarrers Peter Josef Bross überall im Gras, traten auf die Ruhestätte, legten ein abgebrochenes Stück Fenstersims darauf und kippten die Weihwasserschale um.

Juristisch betrachtet entspricht das dem Tatbestand der Störung der Totenruhe gemäß Paragraf 168, Absatz 2 des Strafgesetzbuchs. Darauf stehen bis zu drei Jahre Gefängnis.

Geislinger Frauen, die am Samstagabend den Rosenkranz beteten, machten Mesner Georg Schuster auf die Unordnung aufmerksam. Er richtete das Grab, das direkt neben dem Haupteingang der Kirche liegt, wieder ordentlich her, stellte aber auch fest, dass die Chaoten überdies ein Schild von der Kirchtür abgerissen und Steine der Rasenumfassung herumgeworfen hatten. "Das ist blöd und ärgerlich", sagt Schuster und ist überzeugt: "Das waren Lausbuben, die nicht wissen, was sie tun."

Als er am Montagabend dann die Kirche abschließen wollte, kam der nächste Aufreger: Leere Pizzakartons lagen auf der Wiese, verstreut darum herum halb gegessene Pizzastücke. Vor dem Kriegerdenkmal hatte jemand eine halbvolle Coladose zertreten, und eine leere Flasche war aufs Vordach über dem Seiteneingang der Kirche geworfen worden. Wieder musste der Mesner aufräumen.

Es komme immer mal wieder vor, dass Jugendliche vor der Kirche säßen, berichtet Schuster: "Mich stört’s nicht, auch wenn sie was essen. Aber dann sollen sie den Müll wieder mitnehmen." Nur wenige Meter entfernt, an der Bushaltestelle, steht ein Abfalleimer bereit.

Der Mesner hofft künftig auf mehr Respekt der Jugendlichen vor dem Gebäude, der letzten Ruhestätte des "Kirchenerbauers" Bross und dem Kriegerdenkmal. Denn eigentlich sei es nicht Sinn der Sache, sie immer wegzuscheuchen, wenn sie sich vor St. Ulrich treffen. "Wenn die Sauerei nicht wäre, würde man ja nichts sagen."

Von einer Anzeige wegen der Grabschändung sieht die katholische Kirchengemeinde ab – vorerst. Doch der Kirchengemeinderat wolle beraten, wie man weiter vorgehen soll, berichtet der stellvertretende Vorsitzende Heinrich Kirmeier: "Das ist kein Kavaliersdelikt, das können wir so nicht stehen lassen."

Lösungsansätze würden sich schon finden, ist er überzeugt. Die könnten von direkter Ansprache der Jugendlichen bis zur Videoüberwachung reichen. Der Mesner sei jedenfalls nicht dafür angestellt, zweimal am Tag eine Runde um die Kirche zu machen, um den Dreck anderer Leute wegzuräumen.