Beim Heuen mit reiner Muskelkraft zeigt sich rasch, wer von den Helfern bereits landwirtschaftliche Erfahrung mitbringt. Mehr als zwei Stunden dauert es, bis die Helfer des Binsdorfer Albvereins den Heuwagen beladen haben. Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Helfer schmücken historische Fahrzeuge für Ausstellung ihm Rahmen des Binsdorfer Stadtjubiläums

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen-Binsdorf. Rund ein Dutzend historischer Kutschen, Gespanne und Pferdewagen steht in Pius Wesers Scheune. Einige davon schmücken der Binsdorfer und seine Helfer jetzt, um sie beim Fest zum Stadtjubiläum am 11. und 12. Juli rund um den Stadtbrunnen auszustellen.

Vergangenes Wochenende haben die Männer aus dem Ort Heu gemacht wie zu Zeiten der Großeltern: Allein mit Muskelkraft beluden Horst Berner, Waldemar Bitzer, Heinz Bonaus, Eberhard Haigis, Paul Held, Franz Pawlika, Willi Ritter, Erwin Schluck, Andreas Schreijäg, Alwin Wäschle, Pius Weser und Rudi Weidenbach einen der historischen Wagen.

Die Helfer erlebten dabei, wie anstrengend das Heuen gewesen ist, bevor Traktor und Ladewagen die Hauptarbeit übernommen haben. Da zeigte sich schnell, wer bereits Erfahrung und wer noch nie geheut hatte.

Gezogen wurde der Wagen zwar von einem Traktor. Doch manche der Helfer haben einst selbst in der elterlichen Landwirtschaft mit angepackt und erlebt, wie Pferde oder Kühe vorgespannt waren.

Immer wieder kamen Spaziergänger an den unter strahlender Sonne Schwitzenden vorbei. Mancher von ihnen erinnerte sich, wie er als Kind zum Heuen gegangen ist. Und wie damals ging gelegentlich der prüfende Blick zum Himmel, wo sich Regenwolken zu ballen begannen. Das Wetter hat aber gehalten, bis das Heu in der Scheune war und die Männer zur "Heukatz-Hocketse" bei Most und Speck saßen.

Mehr als zwei Stunden dauerte es, dann war der Wagen gut vier Meter hoch mit trockenem Heu von einer Wiese im Gebiet "Auf der Höhe" beladen. Am Schluss kam der "Wiesbaum" auf die schwankende Ladung, eine lange, armdicke Stange, die mit Seilen festgezerrt wird und verhindert, dass das Heu vom Wagen fällt.

Landwirtschaft, Steinbruch und Holz seien früher in Binsdorf typisch gewesen, sagt Waldemar Bitzer, Vertrauensmann der örtlichen Albvereinsgruppe. Deshalb sollen diese Gewerbe beim Stadtjubiläum auch gezeigt werden. "Das wollen die Leute sehen", ist er sicher.

Neben dem Heuwagen sollen am Festwochenende Braut-, Metzger-, Moste- und Langholzwagen gezeigt werden, außerdem eine Hutzeldörre. Die Idee zu der Ausstellung ist im Festausschuss entstanden – und mit Hilfe von Pius Weser kann sie umgesetzt werden: Der 68-Jährige hat bis vor kurzem regelmäßig mit seinen historischen Kutschen verschiedene Festumzüge besucht, weswegen er praktisch alle benötigten Gerätschaften bereitstehen hat – von den Wagen über die Ausstattung bis hin zu den Beschriftungen. Einen Teil der Schilder hat Paul Held für die Ausstellung neu gemalt.

Der Brautwagen ist bereits hergerichtet und zeigt die Aussteuer einer Binsdorfer Braut in früheren Zeiten – über Bett, Bettzeug und Schrank bis zum Kruzifix. Selbst ein Schaukelpferd steht darauf. Auf dem ist Pius Weser einst selbst geritten. Nach der Ausstellung anlässlich der 700-Jahr-Feier soll es sein Enkelsohn Axel bekommen.